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Im Auge des Feuers

Im Auge des Feuers

Titel: Im Auge des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorun Thoerring
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hervorbrechenden Schimpfwörter.
    Ohne auf eine Antwort zu warten, drehte Per dem anderen hastig den Rücken zu. Schon ein einziger Blick auf ihn musste ausreichen, um ihn der Lüge zu überführen. Er setzte sich jetzt genau in die entgegengesetzte Richtung in Bewegung, weg von Sverre Wikans Zuhause in der Rektor-Horst-Gate im Norden der Stadt.
    Dort wohnte Sverre mit seinen Eltern in einem Zweifamilienhaus. Geschwister hatte er nicht. Sein Vater war ein ziemlich kleiner, drahtiger Mann, der dauernd auf politischen Versammlungenwar, und seine Mutter war so schön, dass Per woanders hinsehen musste, wenn er dort hinkam, um nach Sverre zu fragen.
    Eine ganze Stunde lief Per ziellos umher. Die Stimmen in seinem Kopf schrien, dass er etwas hätte tun sollen. Er hätte den Freund aus den Flammen retten, Alarm schlagen und Hilfe holen müssen. Aber er hatte nur wie ein Hasenfuß dagestanden, wie immer voller Angst um seine eigene Haut. Angst davor, bei etwas Unerlaubtem erwischt zu werden, Angst vor Schelte und Bestrafung.
    Er war der allergrößte Feigling, er verdiente keinen mutigen Freund wie Sverre. Jungen wie Sverre würden nicht sich selbst und ihre eigene Sicherheit an erste Stelle setzen. Per fühlte sich einfach erbärmlich . Ein feiger, nutzloser und niederträchtiger Wurm.
    Ohne nach rechts oder links zu sehen, taumelte er weiter. Der Regen, der inzwischen eingesetzt hatte, rann ihm in den offenen Hemdkragen und durchnässte die Steppjacke. Per sah den dünnen Arm des Freundes vor sich, der ihm zuwinkte, die Tür, die hinter Sverre zuschlug. Er selbst hatte lediglich die Augen zugekniffen und war zurückgewichen, als die Flammen etwas später ungestüm die Hauswände heraufleckten und plötzlich aus dem Fenster im ersten Stock schlugen.
    Per hörte wieder das Geräusch der klirrend zerberstenden Scheiben. Die Stimmen in seinem Kopf malten aus, wie es für Sverre gewesen sein musste, in einem brennenden Haus eingeschlossen zu sein. Erbarmungslos dröhnten die Stimmen in Pers Innerem durcheinander, wurden lauter und lauter, fast ohrenbetäubend. Er lief schneller, versuchte, vor ihnen zu flüchten. Schließlich brüllte er zurück: »Nein! Nein! Neeeeeeein!«
    Eine Passantin starrte ihn ängstlich an, aber Per bemerkte sie kaum. Er musste die Stimmen zum Schweigen bringen. Aber so laut er auch rief, sie ließen sich nicht übertönen.Ohne zu begreifen, wie seine Füße ihn dorthin getragen hatten, befand Per sich plötzlich im Stadtzentrum, auf dem Bürgersteig vor der Absperrung. Er ging am rot-weißen Sicherungsband entlang, wobei er sich bewusst hinter der Ansammlung von Schaulustigen hielt. Die Menschenmenge war so nah wie möglich an die Absperrung herangerückt und alle starrten auf Berge von verkohltem, zusammengestürztem Holz. Männer mit breitem Rücken, aufgeregte Frauen, einige der Umstehenden hatten die Hände tief in den Manteltaschen vergraben, andere zeigten und gestikulierten, während verschiedene Theorien zu den Ereignissen der Nacht ins Kraut schossen.
    Die rauchenden Ruinen waren wie schwarze, löchrige Zähne, und der intensive Geruch nach verbranntem Holz drehte Per den Magen um. Er musste sich umdrehen und ein Stück zur Seite gehen, bis die schlimmste Übelkeit nachgelassen hatte.
    Pers letztes Bild von Sverre war unerträglich. Sverre hatte vergangene Nacht leblos neben dem brennenden Bürogebäude der Fjelds auf der Erde gelegen. Ein Anblick, den Per nicht mehr los wurde, sosehr er ihn auch zu verdrängen versuchte.
    Jede Minute, die verstrich, bugsierte Per weiter ins Abseits. Er konnte es einfach nicht mehr wagen zu erzählen, dass auch er dabei gewesen war.
    Es war schon zwölf Stunden her, seit Sverre sich ins Bürogebäude geschlichen hatte. Elfeinhalb Stunden, seit der Mann, den Per für Oscar Wikan gehalten hatte, aus dem Haus gelaufen war. Alle hätten sich darüber empört, weshalb Per erst jetzt sein Wissen preisgäbe. Da war nichts mehr zu machen. Nun musste Per alles für sich behalten, um wenigstens das Gesicht zu wahren.
    Er spürte, wie sich wieder alle seine Eingeweide zusammenzogen, und diesmal konnte er es nicht unterdrücken. An einer rußverschmierten Betonmauer musste er sich übergeben. Saure, grüne Galle, die seine Speiseröhre verätzte.
    Ziellos schleppte Per sich weiter, in südlicher Richtung zur Kirche und aus dem vom Feuer verwüsteten Gebiet heraus. Schließlich kam er bei sich zu Hause an, beinahe überrascht darüber, dass er es aus eigener Kraft

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