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Im Auge des Feuers

Im Auge des Feuers

Titel: Im Auge des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorun Thoerring
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abgeschlossen, während ich mit Putzen beschäftigt war.«
    »Ja, sicher. Klar.« Sie setzte sich vorsichtig neben ihn und nahm seine Hand.
    »Soll ich Dr. Moe anrufen?«
    »Was zum Henker soll ich mit Dr. Moe?« Er zog seine Hand mit einem Ruck zurück.
    »Du bist nur … ein bisschen aus der Balance, daran liegt es. Es wäre naheliegend, die Polizei zu rufen, das stimmt, aber diese Möglichkeit hast du ja verspielt, da du ihnen nicht alles gesagt hast. Es wäre etwas schwierig, sie noch mal anzurufen, weil du vergessen hast, ein kleines Detail zu erwähnen … nämlich, dass der Kopf deines Bruders in deinem Keller gelegen hat.«
    Ritas beißender Sarkasmus brach sich immer wieder Bahn. Sie glaubte ihm kein Wort und er war zu müde und entmutigt, um die Kraft aufzubringen, weiter mit ihr zu streiten. »Alle Papiere und Dokumente sind ebenfalls weg.«
    Sie schien zu erstarren, erhob sich abrupt und ging weiter in den Garten hinein. »Bist du durch das Fenster herausgekommen?« Sie war vor dem zerschlagenen Fenster stehen geblieben.
    Er stöhnte auf, als sei allein der Gedanke daran schmerzhaft. »Hör zu, Rita.« Er war auf die Beine gekommen und schwerfällig zu ihr hinübergegangen. »Ich steh da im Keller und putze wie ein Verrückter, als ich oben das Klicken höre – das Geräusch, das das Schloss der Kellertür von sich gibt, wenn abgeschlossen wird. Ich renne die Treppe hoch, die Tür ist von der anderen Seite verschlossen. Ich dachte, ich dreh durch …« Er fasste sich mit beiden Händen an den Kopf. »Danach hat mich bloß der Instinkt getrieben. Ich bin wieder runtergestürzt, mir ist der Nothammer eingefallen, den Vater in einen Glaskasten einbauen lassen hat … und dann …« Er sah sie mit blutunterlaufenen Augen an. »Ich erinnere mich nur, dass ich ihn herausgerissen und auf das doppelt verglaste Fenster eingehämmert habe, man kann es aus Sicherheitsgründen ja nicht öffnen – ja, und dass ich dort rausgekommen bin. Dann habe ich dich angerufen … und … hier bist du.« Sein Blick war beinahe flehend. »Was soll ich tun, Rita?«
    »Wir müssen natürlich das Haus untersuchen.«
    Er erstarrte. »Hineingehen, meinst du?«
    »Was sonst? Du wohnst schließlich hier!« Sie drehte sich um und marschierte zur Eingangstür. »Jetzt komm schon. Der Safe muss überprüft werden. Wenn jemand hier war, ist er sicherlich ohnehin schon wieder weg.«
    Sie wartete an der Tür auf ihn und Johan gehorchte wie immer. Beide gingen in den hinteren Flur und Rita griff resolut nach der Klinke. Die Kellertür war unverschlossen.
    Johan starrte Rita verblüfft an. »Die muss wieder aufgeschlossen worden sein.«
    »Womit denn, Johan?« Sie sprach vollkommen ruhig, wie mit einem Kind. »Wo ist der Schlüssel?«
    Er steckte die Hand in die Tasche und fühlte das kalte Metall des Schlüssels. »Ich weiß nicht.«
    Rita sah ihn lange an. Er musste ihrem durchdringenden Blick ausweichen.
    »Ich werde hinuntergehen und mir den Keller anschauen«, sagte sie bestimmt. »Hier ist niemand außer dir gewesen und es gibt dort unten nichts, wovor man sich fürchten müsste. Ich hatte jedenfalls noch nie Angst vor dem Keller.«
    Er verstand die Anspielung, verzichtete aber auf eine Antwort.
    »Geh ins Wohnzimmer und warte. Nimm dir einen Drink.«
    Noch nicht einmal fünf Minuten später war sie wieder oben. Johan ist ’ne Memme, Johan ist’n Mädchen, hatte sie gerufen, als sie Kinder waren.
    Jetzt legte sie nur Tasche und Mantel ab und ging zu Johan ins Wohnzimmer. »Ich möchte etwas trinken.«
    Rita hob die leere Whiskeyflasche an, warf ihm einen raschen Blick zu und nahm dann den Cognac aus dem Schrank. Sie füllte zwei Gläser bis zum Rand und setzte sich.
    »Da unten ist alles so wie eh und je. Abgesehen davon, dass derSafe tatsächlich leer ist.« Sie ließ die braune Flüssigkeit, die sie unablässig im Glas herumwirbelte, nicht aus den Augen. »Wo sind die Dokumente, Johan? Die Papiere, die dort gelegen haben? Alte Briefe, ich glaube auch, dass ein nach Karls Verschwinden aufgesetzter Entwurf des Testaments da war. Du weißt, dass nie ein Schlüssel in der Kellertür steckt. Nicht, nachdem das mit dir passiert ist. Mutter wollte nicht riskieren, dass die Tür aus Versehen abgeschlossen würde.«
    Er nickte stumm. Auch er hatte den Schlüssel nicht in der Tür stecken lassen, als er heute Abend hinuntergegangen war. Der lag noch in seiner Hosentasche und schien eine Tonne zu wiegen.
    »Die Tür ist offen. Behauptest du

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