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Im Auge des Feuers

Im Auge des Feuers

Titel: Im Auge des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorun Thoerring
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Rande eines Kollapses befand. Es war wenig aus ihm herauszubekommen, weder Antworten noch Ergänzungen, so als habe Johan sich ergeben. Er wollte offenbar nur noch alles hinter sich bringen, egal mit welchem Ergebnis.
    Eine solche Haltung bekümmerte Eira. Einem Mann, der sich ohne Widerstand ergab, der am Boden lag – sich selbst auf den Boden warf –, bevor der Kampf begonnen hatte, konnte man kaum Glauben schenken, selbst wenn er ein Geständnis ablegte.
    »Sie behaupten, dass Sie den Kopf Ihres Bruders zufällig in dem Safe dort unten gefunden haben?«
    Johan Fjeld nickte mit leerem Blick.
    »Sie haben keine Ahnung, wie er dorthin gekommen ist, aber Sie geben zu, dass Sie die Leiche am Berghang abgelegt haben?«
    Erneutes Kopfnicken.
    Eiras Sorge um den Mann nahm zu. Einen Moment lang dachte er daran, einen Arzt zu rufen, fuhr dann aber fort: »Machen Sie langsam, Fjeld. Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen. Beginnen Sie ganz von vorne, bitte.«
    Und Johan Fjeld erzählte. Erst langsam und stockend, aber recht bald strömten die Worte aus ihm heraus. Er wirkte erleichtert, endlich frei reden zu können. Die Geschichte klang so absurd, dass Eira sie nicht kommentierte und auch kaum Zwischenfragen stellte. Als Fjeld seinen Bericht damit beendete, weshalb er das Fenster eingeschlagen hatte, sagte Eira schließlich: »Sie hatten also die Haustür abgeschlossen, aber die Kellertür offen stehen lassen, als Sie hinuntergegangen sind?«
    »Genau.«
    »Aber beim Hochkommen haben Sie bemerkt, dass die Kellertür plötzlich verschlossen war?«
    Johan nickte.
    »Sie haben das Kellerfenster eingeschlagen, weil die Tür oben an der Kellertreppe abgeschlossen war?« Johan nickte. »Dann haben Sie die Haustür aufgeschlossen, sind wieder hineingegangen und haben festgestellt, dass die Kellertür doch nicht abgeschlossen war?«
    Fjeld nickte erneut.
    »Und es gab kein Zeichen von Einbruch?«
    »Nicht das geringste.«
    Eira fragte sich, wie Mona Lie mit dieser Situation umgegangen wäre. Johan klang, als habe er Wahnvorstellungen – oder noch schlimmer: als sei er auf dem Weg in eine akute Psychose. »Wie erklären Sie sich all dies selbst, Fjeld?«
    »Ich habe keine Erklärung dafür.« Johan sah Eira trüben Blickes an. »Um es geradeheraus zu sagen, Eira, dieser Keller hat mir immer schon Angst gemacht.«
    Eira kreuzte skeptisch die Arme. »Glauben Sie, dass Ihre Angst vielleicht auf Ihre Phantasie eingewirkt hat? Ich meine, dass die Phantasie Ihnen auf diese Weise eventuell einen Streich gespielt haben könnte?«
    Johan fasste sich langsam an den Kopf. »Ich … ich glaube fast, ich bin ohnmächtig geworden. Und ich hatte das Gefühl, dass jemand … über mir stand … während ich langsam bewusstlos wurde.« Er starrte verwundert vor sich hin.
    Als Schauspieler hätte Johan richtig Karriere machen können, dachte Eira. Falls Johan tatsächlich simulierte.
    Johan blieb in sich zusammengesackt sitzen. »Sie glauben, ich bilde mir das alles nur ein.«
    »Ja, Fjeld. In der Tat. Zumindest klingt Ihre Geschichte nichtplausibel, wenn – wie Sie steif und fest behaupten – das Haus abgeschlossen war.« Eira strich sich mit der Hand durchs Haar. Hier stieß er an seine Grenzen. »Ich gebe zu, dass ich Schwierigkeiten mit Ihrer Version habe, das ist einfach so. Aber am allermeisten sorge ich mich im Moment um Ihr inneres Gleichgewicht. Ich würde mir wünschen, dass Sie mit jemandem sprechen, der sich auf diesem Gebiet besser auskennt als ich. Holen Sie sich psychologischen Rat, Johan.« Eira erhob sich. »Und was mein Fachgebiet angeht: Die Funde in Ihrem Haus haben natürlich zur Folge, dass Sie zur Vernehmung mitkommen müssen.«
    Eiras Stimmung hatte sich leicht verbessert, als sie bei den Autos standen und auf Johan Fjeld und die beiden Beamten von der Spurensicherung warteten.
    »Jetzt mal Klartext: Johan wirkt regelrecht geistesgestört.« Eira trommelte mit den Fingerspitzen auf ein Autodach.
    Sand, ein von der Landeskriminalpolizei hinzugezogenener Ermittler, ergriff das Wort. »Wie viel von dem, was Johan sagt, können wir glauben? Hat der Kopf die ganze Zeit im Safe gelegen? Spielt Johan uns was vor?«
    »Ich glaube irgendwie nicht, dass Johan Fjeld das Zeug dazu hat.« Benjaminsen klang äußerst skeptisch.
    Sand grinste. »Wir sollten das Ganze mal aus einer neuen Perspektive betrachten. Führt hier eine andere Person Regie? Wird vielleicht nicht nur die Polizei, sondern auch Johan Fjeld komplett

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