Im Auge des Feuers
auf dem Boden in seinem alten Schlafzimmer gefunden habe und dass ihr verboten worden sei, die Polizei zu rufen.«
»Das war alles Ritas Idee.«
»Rita hat vorgeschlagen, ihn zu töten und ihm danach auch noch den Kopf abzutrennen?«
»Nein! Wir haben ihn nicht getötet! Und er war … ganz … als wir ihn dorthin gebracht haben.«
»Rita haben wir noch nicht befragt. Sie ist nach Ihnen an der Reihe. Dann werden wir hören, was sie zu sagen hat.«
Johan sprang vom Stuhl auf. »Rita ist ein Verschwörungsgenie! Sie ist ein Ass darin, andere anzuschwärzen und Leute gegeneinander aufzuhetzen.«
»Benutzen Sie den Kamin häufig?«
Johan sank zurück auf den Stuhl, sein Blick wurde wachsam und er sah aus, als halte er einen Augenblick lang die Luft an. »Gelegentlich.«
»Was verbrennen Sie dort?«
»Es kommt vor, dass ich alten Plunder darin verbrenne. Wissen Sie, seit Einführung der Müllsortierung weiß man nicht mehr, in welche Tüte man das Zeug stecken soll. Da kann man es genauso gut in den Kamin werfen.«
»Pfeife rauchen Sie nicht, oder?«
»Nein … Doch, in der Tat, ab und zu«, sagte er schnell.
Eira holte Luft und wollte ihm gerade wegen der Lügen die Leviten lesen, als der zweite Kriminaltechniker aus dem Keller kam.
»Eira, der Keller ist interessant. Jemand ist vor kurzem dort gewesen. Ein Raum voller alter Dokumente stinkt nach Chlor und Putzmittel. Und am Holz eines alten Stuhls dort drinnen haben wir Blutspuren gefunden.«
»DNA?«
»Ich glaube, sie lässt sich ermitteln. Außerdem steht dort ein verschlossener Safe. Kann Johan Fjeld ihn öffnen?«
Johan erhob sich wieder, diesmal nur halb. »Es … er ist leer. Der Safe ist leer und die Tür steht weit offen«, stotterte er. »Ich … ich habe gerade …« Er schwieg und ließ sich mit einem hilflosen Gesichtsausdruck wieder auf den Stuhl sinken. »Ich kann nicht …«
»Was können Sie nicht? Den Code eingeben?«
Johan schüttelte bloß den Kopf, sein Gesicht war aschgrau.Die Treppe, die hinunter in den Keller führte, war aus grobem, gebeiztem Holz. An der Wand über den Stufen hing alles Mögliche, vom Blaubeereimer bis zum Wanderschuh. Unten schloss sich ein kurzer Gang an, der auf jeder Seite drei Türen hatte.
Eine Tür stand offen. Der Raum dahinter sah aus wie eine Art Büro mit Regalen voller Aktenordner. Dazwischen das von Johan Fjeld zerbrochene Fenster.
Eira bemerkte, dass sämtliche Fenster im Keller in jüngerer Zeit ausgetauscht worden sein mussten, vermutlich aus Sicherheitsgründen. Eira wollte sich eines davon genauer ansehen. Es knirschte unter seinen Schuhen, als er der Wand nahekam. Vor der Ritze zwischen Wand und Boden lag Zementstaub von der dicken Grundmauer, der wahrscheinlich noch vom Fensterwechsel herrührte.
Eiras Kollege von der Spurensicherung zeigte auf das Fenster. »Solide, doppelte Scheiben, die nicht geöffnet werden können.« Er hielt den roten Nothammer hoch. »Den hier hat Johan benutzt, um ein Loch in das Fenster dort drüben, im anderen Raum, zu schlagen. Er hat ihn anschließend einfach weggeworfen. Der Glaskasten, in dem er normalerweise hängt, ist draußen vor der Tür.«
Eira trat etwas zur Seite. »Nimm bitte Proben von diesem Staub. Die Farbe von der Mauer kann sich mit dem Zement vermischt haben. Überprüft das. So etwas setzt sich hartnäckig in den Schuhsohlen fest, wenn man hineintritt.«
Der Spezialist machte sich sofort an die Arbeit.
Eira erkundigte sich, in welchem Zimmer er den Safe finden könnte.
»Du brauchst eigentlich nur dem Geruch nachzugehen. Es riecht nach Chlor wie in einem frisch geschrubbten Schwimmbad.«Eira betrat den Raum. Er war dunkel, kalt, zugig. In einer Ecke stand ein alter Holzstuhl, daneben ein Schreibtisch. Obenauf thronte der Safe, viel zu wuchtig für das wackelige Möbelstück.
Der Kriminaltechniker war gerade damit beschäftigt, den Safe zu öffnen. »Wir haben es gleich, Eira.«
Nach einer Weile klickte das Schloss, der Beamte öffnete die gepanzerte Tür und warf einen Blick in den Tresor.
Eira trat zwei Schritte näher heran. »Und? Etwas gefunden?«
Es kam selten vor, dass die Antwort eines Kollegen in Würgegeräuschen unterging.
Im schummrigen Licht konnte Eira auf dem obersten Safefach einen dunklen Klumpen erkennen. Die verzerrten Konturen eines männlichen Gesichts.
»Karl Fjeld«, hauchte Eira.
Kapitel 48
Johan Fjeld war immer noch nicht rasiert. Das saubere Hemd konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass er sich am
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