Im Auge des Feuers
ausgespielt?«
Eira trommelte sachte weiter. »Jemand, der sich ungesehen ins Haus schleicht und das alles arrangiert? In diesem Fall hätte der Betreffende sowohl Schlüssel zur Haus- als auch zur Kellertür, die angeblich beide immer verschlossen sind.«
»Mit anderen Worten: Nancy oder Rita.« Benjaminsen wippte von Bein zu Bein.
Sand blickte versonnen auf Fjelds Haustür. »Wir sollten uns nicht auf Personen versteifen, sondern lieber versuchen zu verstehen, wie der Betreffende möglicherweise denkt.«
Eira sah nachdenklich vor sich hin. »Johan scheint bei dem bloßen Gedanken, hinunter in den Keller zu gehen, vollkommen die Fassung zu verlieren. Man hätte ein ganzes Heer da unten verstecken können, ohne dass er es gemerkt hätte.«
»Alle seine Schreckensvisionen haben sich erfüllt, als er den besagten Kopf im Safe fand. Zumindest wenn man seiner Version folgt«, fügte Sand hinzu. »Es wäre also denkbar, dass jemand von Johans Phobie wusste und den Plan hat, ihn in den Wahnsinn zu treiben.«
»Dann wäre derjenige ja bald am Ziel. Johan wirkt dermaßen verwirrt, dass er kaum mehr zwischen Phantasie und Wirklichkeit unterscheiden kann.« Benjaminsen strich sich mit der Hand über den Borstenschnitt.
»Insofern müssen beide Möglichkeiten weiter verfolgt werden – entweder führt Johan uns an der Nase herum, oder wir werden gemeinsam mit Johan zum Besten gehalten«, fasste Eira zusammen. »Im Übrigen könnte es wichtig sein, dass wir Johans Angstzustände ernst nehmen. Egal woher sie rühren.« Er nickte zum Haus hinüber, wo Johan in diesem Moment gebeugt und langsam die Treppe hinabschritt. »Steigt schon mal ein, ich halte ihm die Wagentür auf.«
Kapitel 49
30. Oktober 2007
Als Eira am nächsten Vormittag in den Konferenzraum kam, herrschte bereits Hochbetrieb. Auf einem Tisch in der Ecke standen Reste kalter Pizza und lauwarmer Kaffee.
Eira zog seine Jacke aus und setzte sich auf die Tischkante. Ein Kollege von der Spurensicherung ergriff gerade das Wort. Der Mann hatte die ersten Jahre seiner Kindheit in Bergen verbracht und seitdem seine südnorwegische Aussprache beibehalten. »Wir haben eine überraschende Entdeckung gemacht, Eira.«
»So?« Eira holte sein Butterbrotpaket heraus und hörte skeptisch zu, denn er glaubte kaum, dass er nach dem Fund in Johan Fjelds Safe noch nennenswert überrascht werden könnte.
»Dieser Nothammer, der bei Fjeld draußen vor dem Archivraum angebracht war und mit dem er die Scheibe eingeschlagen hat …«
»Ja …?«
»Wir haben Blut daran gefunden. Und Hautzellen.«
Eira vergaß zu kauen. Ein Hammer mit Blut und Hautzellen gehörte in die Kategorie Angriffswaffen . Johan Fjelds panische Flucht aus dem Fenster konnte zu Verletzungen geführt haben, allerdings hatte Johan nur oberflächliche Schürfwunden an den Händen. »Irgendwelche Übereinstimmungen mit anderen Proben?«
»In der Tat. Am ganzen Griff sind Johans Fingerabdrücke. Aber das Blut auf dem Hammerkopf ist nicht mehr ganz frisch. Es trägt Magni Andersens DNA.«
Dr. Vennestad kaute auf einem harten Pizzarand. Er war bereitsauf dem Laufenden. »Ich habe mir den Nothammer schon angesehen, Eira. Eigentlich ist es ja eher ein Klotz. Sie erinnern sich, dass ich bei Magni Andersen auf einen viereckigen Abdruck hingewiesen habe, der uns zunächst auf eine flache Mordwaffe schließen ließ?«
Eira nickte.
»Nun, ich habe mir den Obduktionsbericht noch mal vorgenommen, und die Maße könnten übereinstimmen. Die DNA-Struktur ist ja definitiv identisch. Es muss also das Werkzeug sein, mit dem Magni Andersen getötet wurde.«
Eira mischte die losen Puzzleteile durcheinander. Welche Beziehung bestand zwischen Magni Andersen und Johan Fjeld? Magnis Sohn Per war ein Bekannter von Johan gewesen, aber kein enger Freund. Magni selbst hatte viele Jahre in der Firma der Fjelds geputzt. War in den Büros ein- und ausgegangen, geradezu ein Teil des »Inventars« gewesen, wie sie selbst es sarkastisch ausgedrückt hatte. War sie in die Familienangelegenheiten verstrickt gewesen?
Benjaminsen stand mit verschränkten Armen an der Tafel und betrachtete die angepinnten Fotos. »Das ist nun wirklich etwas anderes als das Kätzchen, dem jemand den Kopf abtrennt und es dann in Nachbars Garten legt. Wenn das hier herauskommt! Ich möchte mir die Schlagzeilen zu Karl Fjelds Kopf lieber nicht vorstellen. Schon allein die Tatsache, dass wir uns überhaupt wieder mit dem Brand von 1969 beschäftigen, hat für
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