Im Auge des Feuers
noch wie in Trance. »Aber …« Er stierteverständnislos auf den Durchsuchungsbefehl und die zwei Männer hinter Eira und Berger, die gerade weiße Schutzanzüge anlegten. Zusätzlich zogen sie Plastikhüllen über die Schuhe und Papierhauben über die Haare.
»Wir müssen uns das Haus ansehen. Aber kümmern Sie sich nicht um die beiden. Wir wollen uns unterhalten, während sie arbeiten. Es wird nicht den ganzen Tag dauern.«
Fjeld schien nicht ganz nüchtern zu sein. Er musste sich an der Arbeitsplatte in der Küche abstützen und war im Gesicht aschgrau geworden. »Der Kaffee ist … da.« Die Worte waren an Berger gerichtet. Unbeholfen wies er auf den Küchenschrank.
Eira wagte nicht, sie anzusehen. Er kehrte ihr den Rücken zu und hörte, wie die Schranktüren mit einem energischen Ruck geöffnet und geschlossen wurden. Aber einige Minuten später blubberte die Kaffeemaschine.
»Die Küche ist der Mittelpunkt des Hauses. Wir setzen uns hier hin.« Eira sprach ruhig, versuchte, den Mann dazu zu bringen, sich zu entspannen. Irgendeine Gemütsbewegung musste ihn vollständig aus der Fassung gebracht haben. Dass ihre bloße Anwesenheit solche Wirkung auf ihn haben sollte, schien unwahrscheinlich, jedenfalls hatte Johan nie zuvor so reagiert.
Eira blickte vor sich hin. »Vielleicht sollten Sie uns zuerst etwas über das zerbrochene Kellerfenster erzählen.«
Sie hatten bei ihrem kurzen Rundgang bemerkt, dass es sorgfältig zugenagelt war. Auffallend war jedoch, dass die Reparatur von außen vorgenommen worden war, und zwar völlig planlos, als seien die Bretter in Zeitnot davorgehämmert worden.
»Das war gestern«, murmelte er. »Sie reparieren es heute Nachmittag.«
»Was ist passiert?«
»Die Kellertür … ist mir ins Schloss gefallen, als ich da unten war. Es war die einzige Möglichkeit herauszukommen. Mit …dem Hammer, der dort hängt … falls es brennt.« Er suchte nach Worten und wirkte noch verwirrter.
Eira stand auf und ging zur Kellertür. Sie hatte eine gewöhnliche Türklinke mit einem Schlüsselloch darunter. Weder Tür noch Schloss waren seit dem Bau des Hauses ausgetauscht worden, schätzte er. Es steckte kein Schlüssel und es gab auch kein Schnappschloss.
»Wann ist das Haus gebaut worden?« Eira betrachtete Fjeld eingehend, der gierig den glühend heißen Kaffee schlürfte.
»1910.«
»Erklären Sie mir, wie die Tür zufallen konnte, wie Sie sagen.«
»Ich habe keine Ahnung. Sie war verschlossen, als ich hochkam. Ich hatte keine andere Wahl, als das Fenster einzuschlagen.«
»Waren Sie allein im Haus?«
Fjeld nickte. »Es war acht Uhr abends.«
»Was wollten Sie im Keller?«
Fjeld stellte die Tasse mit zittriger Hand ab. »Die Sachen meines Vaters überprüfen.«
Eira wartete, aber es kam keine weitere Erklärung.
»Überprüfen?«
»Nichts Wichtiges. Ich wollte nur nachsehen, … ob alles in Ordnung ist.«
Ein Beamter der Spurensicherung rief aus dem Wohnzimmer. Der Mann hatte seinen Kopf zur Hälfte in Johan Fjelds geräumigen Kamin gesteckt und schabte die Asche mit einem Löffel in eine Tüte. »Hier werden durchaus auch andere Dinge als gewöhnliches Holz verfeuert.« Die Stimme hallte im Kaminschacht wider. »Unter anderem Textilien und … das hier.« Seine Hand hielt einen verkohlten Gegenstand hoch, den Eira sofort als Pfeife erkannte.
»Außerdem haben wir noch etwas Interessantes.« Der Kriminaltechniker streckte Eira ein rußgeschwärztes Stoffbündel hin.»Sieht nach Mullbinde aus und innendrin ist Tabak, der in Alkohol gelegen hat.«
»Nikotindestillat.«
»Richtig. Jemand scheint den Tabak in einer alkoholischen Flüssigkeit durch die Mullbinde geseiht und das Bündel danach in den Kamin geworfen zu haben.«
Der Kriminaltechniker hielt die Nase daran. »Der Alkoholgehalt ist recht hoch. Das Bündel muss in den Kamin geworfen worden sein, als der gerade nicht brannte. Ansonsten hätte sich der Alkohol verflüchtigt.«
Eira fand Johan Fjeld so, wie er ihn verlassen hatte – zusammengesunken im Stuhl.
»Haben Sie da unten hiernach gesucht?« Eira hielt Johan die Tüte mit dem Tabakbündel hin.
Johan starrte verständnislos darauf.
»Mullbinde mit Tabak darin.«
»Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
»Wer außer Ihnen sollte so etwas in den Kamin gelegt haben? Nancy vielleicht?«
»Was zum Teufel …!«
»Hören Sie, Fjeld. Karl ist hier im Haus gestorben. Nancy redet in diesem Moment im Wohnzimmer wie ein Wasserfall. Erzählt, dass sie ihn
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