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Im Auge des Feuers

Im Auge des Feuers

Titel: Im Auge des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorun Thoerring
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meinen Geschmack genug Gezeter ausgelöst …«
    Eira trat neben Benjaminsen. Der Kopf war der einzige Inhalt des Safes gewesen. Eira wandte sich an den Kriminaltechniker. »Irgendwelche Spuren? Fingerabdrücke?«
    »Fingerabdrücke gibt es massenhaft. Auch von Johan Fjeld. Außerdem hat er ein Kleidungsstück im Kamin verbrannt. Wir haben Wollfasern gefunden und Reste von Tierfell. Wahrscheinlich Teile eines Pelzkragens. Die Pfeife dagegen …« Er blätterte weiter.»Damit hatten wir weniger Glück. Ziemlich dick, langer Pfeifenstiel, also, es ist klar, dass es sich um eine Pfeife handelt, aber mehr ist nicht herauszubekommen. Der Speichel in der Pfeife ist zerstört, sodass wir keine DNA isolieren konnten.«
    Eira runzelte die Stirn. »Okay, lass es uns positiv sehen. Immerhin ist die Leiche jetzt wieder komplett. Was man von Johans hingestotterter Geschichte natürlich nicht behaupten kann. Sie ist unzusammenhängend und unlogisch. Wir haben aber eindeutige Beweise dafür, dass Karl bei Johan übernachtet hat und Johan später versuchte, Karls Habseligkeiten loszuwerden, indem er sie im Kamin verbrannte.«
    Eira legte eine Pause ein und strich sich übers Kinn. »Für Johan sieht es zweifellos düster aus. In seinem Keller befand sich Karls Kopf zusammen mit der Waffe, durch die Magni Andersen ums Leben kam. Der Nothammer war bereits wieder an seinen Platz an der Wand gehängt worden, wo er zuvor jahrzehntelang unangetastet gehangen hatte. Der Hammer wäre niemals als Mordwaffe identifiziert worden, wenn Johan ihn nicht aus dem Glaskasten gerissen und die Scheibe damit eingeschlagen hätte.«
    Die Logik hinkte jedoch. Wenn Johan Magnis Mörder war, warum war er dann so unvorsichtig gewesen, den Hammer noch einmal zu benutzen? Es passte auch nicht, dass der Hammer nach dem Mord nicht gesäubert, sondern sofort wieder aufgehängt worden war. Panik, nahm Eira an, wenn man dem Muster, das sich herauskristallisierte, glauben wollte. Panik, die Johan unzurechnungsfähig werden ließ. Offenbar folgte er nicht mehr dem gesunden Menschenverstand. Es begann sich abzuzeichnen, dass seine Psyche das Ganze nicht durchhielt.
    Und noch eine Unstimmigkeit: Johan hatte trotz allem ein Gewissen. Auf solche Weise mit Leichenteilen herumzuhantieren verlangte jedoch außerordentliche Kaltblütigkeit. Eira nahm sich vor, über diesen Punkt noch einmal gesondert nachzudenken.
    Für Johan war in jedem Fall alles zusammengestürzt: Das blanke Entsetzen über das, was er getan hatte, regierte jetzt diesen Menschen. Immerhin hatte Johan bereits zugegeben, den toten Bruder hinauf ins Gebirge transportiert zu haben. Johan Fjeld war in ärgster Bedrängnis, in Rechtfertigungsnot, und zu allem Übel klang alles, was er sagte, verdammt unglaubwürdig.
    Eira traf den Mülleimer, der am anderen Ende des Raumes stand, mit dem Butterbrotpapierbällchen und machte sich ein Kreuz in den Kalender. In diesem Jahr hatte er noch nicht danebengeworfen.
    Rita Fjeld nahm nach dem ersten Klingelton ab, aber an ihrem Tonfall merkte er, dass es nicht sein Anruf war, den sie erwartet hatte.
    »Was soll ich Ihrer Meinung nach dazu sagen?« Sie klang heute ungewöhnlich mürrisch. »Ich habe seine Geschichten gehört und mache mir natürlich Sorgen.«
    Er erhoffte sich von ihr Antworten auf viele Dinge und stellte sich deshalb taub für ihre Proteste gegen ein Treffen.
    Eine Viertelstunde später saß Eira in Ritas Wohnzimmer. Sie sah ihn durch die von ihrer Zigarette aufsteigende Rauchsäule hindurch angestrengt an. »Ich weiß, es erscheint dramatisch, dass er ein Fenster einschlägt, um herauszukommen.« Sie klopfte die Asche ab und schlug die Augen nieder. »Eigentlich ist es sehr einfach: Er hat ein schwieriges Verhältnis zu diesem Keller, seit er als Kind durch ein Missgeschick dort eingeschlossen wurde. Das Wort Trauma beschreibt es wohl am treffendsten.«
    »Wir haben dort unten Blut entdeckt. Und wir haben Blut auf dem von ihm verwendeten Nothammer gefunden.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Man schneidet sich ja schnell an zerbrochenem Glas.«
    »Es ist nicht sein Blut.«
    Sie sah ihn kurz an. »Ach?«
    »Welche Beziehung hatte er zu Magni Andersen?«
    Rita lachte reserviert. »Beziehung? Was für eine merkwürdige Bezeichnung. Das klingt ja fast wie ein … Nun. Sie hat vor vielen Jahren unsere Büros geputzt.« Rita wirkte auf einmal wachsam. »Warum fragen Sie? Was hat sie mit der Sache zu tun?«
    »Das Blut, das wir an dem Hammer gefunden haben,

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