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Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition)

Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition)

Titel: Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Matthias Griebler
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Uhr sprang auf 22:43 Uhr.
    22:41 Uhr bis 22:42 Uhr: dem schlafenden Emons die Schnürsenkel zusammengebunden – welch ein Spaß!!! 22:42 Uhr bis … Zufrieden setzte Diefenbach den Stift ab und atmete tief durch. Das Heft war so gut wie voll. Zwei Zeilen noch und wieder ein Monat, den er lückenlos in seinem Schnodderbuch festgehalten hatte.
    Die Analog-Anzeige seiner Autouhr zeigte 22:43 Uhr.
    Im nächsten Moment gab es einen lauten Knall und schon erfasste eine gewaltige Druckwelle, ausgehend vom Inneren des Dörty O, Diefenbachs Wagen und schleuderte ihn, den Mazda dabei mehrfach ums eigene Zentrum drehend, kraftvoll zur Seite, so dass er erst zwanzig Meter weiter hinten, mit gebrochenen Achsen, wieder zum halten kam.
    „Manchmal, aber nur manchmal …“, Diefenbach atmete tief durch, „da fühle ich mich unendlich traurig. Verstehen Sie, was ich meine, Emons?“ Abgesehen davon, dass er nun ein Cabrio besaß, und zudem ein scheibenloses, hatte es auch sein geliebtes Heftchen erwischt. Nur noch der untere Rand den er verkohlt zwischen den angesengten Fingern hielt war übrig.
    „Ich frage Sie …“, murmelte er zähneknirschend, „was zur Hölle war das?!“, brüllte es dann lautstark aus ihm heraus und seine Fäuste hämmerten wütend auf die Lenkradmitte.
    Ein gellender Knall, gefolgt von drei Sekunden der Stille. Dann zwei Schüsse.
    „Verstehen Sie jetzt, was ich meine?“ Scheppernd fiel der Colt zu Boden. Die Reste von Airbag- und Lenkradleder ausspuckend, starrte Diefenbach vor sich hin.
    „Absolut …“ Emons, seinen soeben durch die leichte Explosiveinwirkung geformten neuen Irokesenschnitt befühlend, nickte müde. Er kannte auch wahrlich schönere Methoden, um aus seinen Träumen gerissen zu werden.
    „Chef! Chef!“ Im selben Augenblick kam Koßmann auf sie zugelaufen. „Haben Sie das grad gesehen?“ Hektisch mit den Armen wedelnd zeigte er auf den brennenden Trümmerberg, der mal das Dörty O war.
    „Eine Explosion! Wahnsinn!“ Völlig außer Atem kam er neben dem demolierten Wagen zum stehen.
    Mit großen Augen sahen Diefenbach und Emons ihn an.
    „Eine Explosion?“ Der Hauptkommissar fand als erster die Sprache wieder. Wirklich, die Sache mit dem erleichterten Berufseinstieg sollte das Personaldezernat besser noch mal überdenken. Ein paar Jährchen später, und die Bewerber hatten rein gar nichts mehr drauf, außer vielleicht Zahnbelag.
    „Haben Sie gehört, Emons?“ Und wäre da nicht der faustgroße Glassplitter gewesen, der sich wohl während der durch die Explosion verursachten Achterbahnfahrt so unschön in seine Schulter gebohrt hatte und ihn nun leicht in seiner Bewegungsfreiheit einschränkte, so hätte er Koßmann vermutlich direkt erwürgt. So allerdings klimperte er bloß unschuldig mit den Wimpern.
    „Mann, sind Sie blöd?“, brüllte er dann mit einem Mal wie besessen und so impulsiv, dass es Koßmann dabei fast zwei volle Meter nach hinten trug. „Glauben Sie etwa, wir sehen so aus, weil wir im Auto geraucht haben? Eine Explosion, ja?“ Ein kurzer, schmerzhafter Ruck und der, bis eben noch in seiner Schulter steckende, Außenspiegelrest fiel scheppernd auf den Asphalt. „Ja, wirklich gut, dass Sie was gesagt haben, Koßmann! Von alleine nämlich, da hätten wir das jetzt gar nicht mitbekommen!“
    „À propos mitbekommen …“, bemerkte Emons mit einem Mal kleinlaut, „Miller hat es ganz sicher mitbekommen …“
    „Miller – Fuck …“ Diefenbach schluckte. Die hatte er über seinen kleinen Gefühlsausbruch hinweg ja ganz vergessen.
    „Los! Kommt mit!“ In einem hohen Satz über die Tür hinweg sprang er aus dem Fahrzeug raus.
    „Emons! Bewegung!“ Er riss den Kofferraum auf und griff sich die hinter dem Verbandkasten in der Halterung angebrachte Pumpgun.
    „Vielleicht kann man noch erste Hilfe leisten!“ Er lud durch.
    „Sofort, Herr!“ Die Waffe bereits gezogen, wollte Emons es seinem Chef in punkto Sportlichkeit gleichtun und stieß sich auf der Sitzfläche zum Sprung ab. Im nächsten Moment lautes Poltern, dann ein Schuss und Koßmann sank, sich schreiend die Hand auf seine Schulter pressend, auf die Knie – glatter Schlüsselbeindurchschuss.
    „Wa-war ich das etwa?“, stotterte Emons entsetzt, die P99 dabei mit beiden Händen vorsichtig sichernd, und starrte auf seine zusammengebundenen Schnürsenkel. „Ich weiß gar nicht, wie mir das …“
    „Nicht rumbrubbeln, sondern auffangen!“ Eilig warf Diefenbach ihm den Verbandkasten zu.

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