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Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition)

Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition)

Titel: Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Matthias Griebler
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seiner Assistentin einen letzten Blick nachwerfend, zog Manger die Schultern hoch. „Wen oder was meinen Sie denn, Herr Hauptkommissar?“
    „Darf ich?“ Miller, die bis dato erst einmal ruhig aus einer der Ecken heraus beobachtet hatte, stieß sich fragend von der Wand ab.
    „Aber sie doch immer, meine Teure ….“ Und für seinen Teil dabei eine mittelalterlich anmutend einladende Handbewegung vollführend, trat Diefenbach tänzelnd einen Schritt zur Seite.
    „Vielen Dank, bester Kollege“, bedankte sich Miller daraufhin, ihrerseits übertrieben unschuldig mit den Wimpern klimpernd, und zog ihre Waffe. „Jana Haase“, wiederholte sie dann, plötzlich gar nicht mehr so unschuldig, und setzte Manger den Lauf der Sig frontal auf die Kniescheibe. „Wir wissen, dass sie hier ist – letzte Chance!“ Begleitet von einem leisen Klicken nahm sie den Spannhahn zurück. „Ich höre?“
    „Ach die …“, Manger zog gespielt überrascht die Brauen hoch, „warum haben Sie das nicht gleich gesagt?“ Kurz in seinen Kittel greifend, reichte er der Agentin die Fernbedienung rüber.
    „Hier bitte, Taste Sieben,
Äitschent
!“, betonte er dabei übertrieben und weitete sich den Kragen.
    „Hoschi.“ Den Zahnklempner rasch mit der Linken ans rechte Fußgelenk seiner schlummernden Patientin kettend, nahm Diefenbach Miller die Fernbedienung ab.
    Emons nickte.
    „Bereit.“
    Diefenbachs Blick wanderte zurück zu Miller. Die nickte ebenfalls und der Kommissar drückte die entsprechende Taste. Leises Surren. Doch nichts passierte. Die drei Ermittler sahen sich an.
    „Nur Geduld ...“ Manger roch prüfend an seiner Hand. Ob der Ziegen-Urin wohl Ausschlag verursachte? „Manchmal hakt die Technik ein wenig …“ Hingebungsvoll kratzte er sich durch den Schritt.
    Und wirklich, im nächsten Moment verwandelte sich das leise Surren in ein lautes Rattern, und mit einem Mal schob sich die gesamte linke Regalhälfte – nämlich der Teil des Raums, wo eben noch Fräulein Porno ihren Dienst verrichtet hatte – zweigeteilt nach innen und gab den Blick auf einen bis dato nicht einsehbaren Geheimraum frei.
    „Lichtschalter ist links“, murmelte Manger und griff sich eines der dort zahlreich unter dem Vorderteil der Prophylaxeeinheit – aus Gründen der einheitlichen Waagerechten, beziehungsweise, um es klarer auszudrücken, aufgrund zwei fehlender Rollfüßchen – deponierten Rätselheftchen.
    „Emons, Agent …“ Die Waffe im Anschlag, tastete Diefenbach sich vorsichtig um die Ecke. Zu erkennen war in der Dunkelheit nicht wirklich was. Nur ein ziemlich modriger Geruch, der ihnen von dort hinaus entgegenströmte. Diefenbach tastete tiefer. Da – fühlte sich an wie eine an der Wand runterhängende Steckdosenleiste mit Sicherheitsschalter. Grell flackernd sprang der Deckenfluter an.
    „Sieht aus, als wären wir zu spät ...“ Diefenbach sicherte wieder.
    „Frau Haase?“ Ihre Waffe ebenfalls zur Seite nehmend, fiel Miller neben ihr auf die Knie. Kein Zweifel, die Frau vom Unfallort. Aber so frisch wie bei ihrer letzten Begegnung wirkte sie mittlerweile nicht mehr – eher ziemlich tot. Ihr vorsichtig die nass-fettigen Haare aus dem Gesicht streichend tastete sich Miller zur Halsschlagader vor und fühlte dort ihren Puls – falsch vermutet, sie war noch am Leben.
    Im selben Moment kam Haase zu sich.
    „Hallo …“ Sie mit ihren großen blau-grünen Augen traurig anstarrend und sich dabei die von Manger notdürftig mit Mull, Bepanthen-Salbe und Quikclot 5 versorgten Einschusswunden haltend, nickte sie Miller kraftlos zu. Und fast in der gleichen Sekunde begann sie dann leise zu kichern. Nicht so wie jemand, der einen Scherz machte – nein, vielmehr wie ein Mensch, der wusste, dass es mit ihm zu Ende ging.
    „Ich hab Mist gebaut, großen Mist …“ Von einer auf die nächste Sekunde war sie wieder völlig ernst. „Er hat mich verarscht, voll verarscht – und nicht nur mich …“, fuhr sie dann nach Millers Hand tastend fort. „Von wegen das Geschäft unseres Lebens … 50.000 für jeden von uns, wenn wir ihm helfen würden, unterzutauchen ...“, hustend spuckte sie einen Schwall Blut aus, „simpler Auftrag, geringes Risiko, plus minus eben – aber …“, ihr Atmen wurde hörbar flacher, „das ist nun mal der Job – er war so charmant, so weltmännisch … Und jetzt“, zitternd nahm sie das neben ihr liegende Satellitentelefon hoch, „jetzt sehen Sie ja, wo mich das hingeführt hat ...“ Erneutes Husten.

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