Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition)
Fixierungsgurte an Hand und Fußgelenken anzog, wie einem kleinen Hündchen den Kopf.
„Es wird gleich ein wenig weh tun“, entschuldigte sich Manger dann schon mal im Voraus, „aber für Narkosemittel fehlen mir leider die Gelder – wie für so einiges anderes leider auch …“ Nachdenklich tunkte er seine Hände in die Schale voll lauwarmem Ziegen-Urin zu seiner Linken. Ein Jammer. Gott sei Dank konnten ihn seine ehemaligen Mitdozenten so nicht sehen. Ja, hätte er die Kohle seines Vaters nicht gänzlich durchgebracht und die Millionen seiner Gläubiger gleich mit, dann wäre er vielleicht sogar der Chefarzt geworden, den seine Mutter sich damals so sehnlich gewünscht hatte. Und dann – tief durchatmend griff er sich die Fernbedienung von seiner Instrumentenablage und drehte mit ihrer Hilfe die bis dato nur leise im Hintergrund vor sich hin plätschernde Musik ein wenig lauter – dann säße das zweitklassige Porno-Bunny, das sich hier gerade als Sprechstundenhilfe und Krankenschwester in einem verkaufte, auch nicht, sich nun mit der Vier-Stufen-Regulierung der neuen und noch nicht abbezahlten Munddusche im Schritt vergnügend, auf seinem Tresen, sondern läge bereitwillig daheim in seinem Bett.
Manger schlug ein Kreuz vor der Brust. Hoffentlich drehten die Stadtwerke ihm nicht wieder mittendrin den Saft ab.
„Eins noch“, und er schenkte seiner sichtlich beunruhigten Patientin, bevor er sich den Mundschutz überzog, noch ein äußerst professionelles Lächeln, „wenn Sie ohnmächtig werden sollten – denken Sie bitte daran, dennoch den Mund aufzuhalten!“ Und zu den Klängen von
Max Raabes Palast-Orchester
bemächtigte er sich des Bohrers.
Doch noch bevor er ihn richtig ansetzen konnte, tat es einen lauten Knall und mit einem kräftigen Schlag gegen die Wand federnd flog die Praxistür auf.
„Das hat mir noch gefehlt …“ Demütig, im Wissen dessen, was da kommen würde, senkte Manger den Blick und schloss seine Augen.
Im nächsten Moment flog dann auch schon ein Schuh an ihm vorbei und getroffen von der Ablage krachend verabschiedete sich die Musikanlage berstend und Funken schlagend in die Ewigkeit.
„Diefenbach …“ Seine ohnmächtig unter sich weg gleitende Patientin vorsichtig neben sich ablegend, sah Manger wieder auf.
„Hab ich Ihnen irgendwas getan?“ Er nahm den Mundschutz runter.
„Er fragt, ob er mir was getan hat“, ein äußerst debiles Ponyhof-Grinsen aufgesetzt blinzelte Diefenbach ihm zu, „süß.“ Und nicht weniger süß gab er seinem Assistenten, der sich zusammen mit Miller bis dato – und nicht zuletzt auch seiner Anweisung wegen – im Hintergrund hielt, ein Zeichen.
„Emons!“ Den Schuh wieder über den Socken ziehend schnippte er mit den Fingern. „Schnodderbuch 3/2006, Seite 19, Absatz 24 bis 27, wennich mich nicht irre! Pronto 4 !“ Er schnippte erneut. „Das war jetzt nicht Ihr Ernst, oder?“, fuhr er dann, sich wieder zu Manger wendend, fort und trat näher.
„Herr, soll ich?“ Aufgrund der präzisen Angaben hatte Emons die betreffende Stelle auf Anhieb gefunden und hob fragend, ob er sie denn nun vorlesen solle, den Zeigefinger.
„Schnauze, Hoschi!“, würgte Diefenbach jedoch sogleich in altbewährter Manier wieder ab und packte Manger stattdessen beim Kragen.
„Zwei Kaugummi-Füllungen und eine Gips-Krone!“, brüllte er diesen dann auch schon in der nächsten Sekunde unbeherrscht an und begann, ihn kräftig durchzuschütteln. „Jetzt geht’s rund – erst in den Pobbes dann in den Mund! Und sowas schimpft sich Arzt – Kurpfuscher, verdammter!“, keifte er Gift und Galle sprühend. „Ich hab‘s Ihnen ja gesagt: man sieht sich immer zweimal im Leben! Aber wissen Sie“, nach ein paar Sekunden der Genugtuung schraubte er wieder einen Gang runter, „das ist eigentlich nicht der Grund, warum wir hier sind – Emons!“ Er drehte sich um. „Verdammte scheiße, Emons!“ Ungläubig, ob dessen was er da sah, ließ er von Manger ab und warf den erstbesten Gegenstand, den er greifen konnte, in dem Fall der Bohrer, ermahnend in Emons’ Richtung.
„Wir sind hier doch nicht im Puff! Raus! Aber zackig! Hopp hopp!“ Leicht hyperventilierend signalisierte Diefenbach dem Pornohäschen, dass es nun an der Zeit war, zu verschwinden.
„Und jetzt“, seinem Assistenten die laut surrende Munddusche abnehmend strich er sich das Hemd glatt und sah wieder zu Manger, „jetzt sag uns, wo sie ist!“
„Sie? Welche sie?“ Ratlos tuend, und
Weitere Kostenlose Bücher