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Im Augenblick der Angst

Im Augenblick der Angst

Titel: Im Augenblick der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sarkey
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haben, um Shoppingtouren zu veranstalten.«
    »Ich weiß. Ich dachte nur, es würde dich ein bisschen aufheitern.«
    »Versteh mich nicht falsch, ich bin froh, dass du die Idee hattest. Aber …« Anna lehnte sich vor und legte ihre Hand auf seine. »Tom, ich will es nochmal versuchen.«
    »Mit dem Baby?«
    »Nicht mit dem Baby, mit dem Kind! Die Leute reden immer, als könnte man sich genauso gut einen Welpen halten. Aber ich will mehr. Ich will alles. Ich will ein Kind mit dir großziehen.« Sie machte eine Pause. »Willst du das nicht auch?«
    »Ja, natürlich. Nur …« Tom zuckte mit den Schultern und blickte hinaus auf den Gehsteig. »Ich weiß nicht. Es war nicht gerade leicht in der letzten Zeit. Ich meine, es ist ja nicht so, dass ich kein Kind will. Ich will eins, wirklich. Aber im Moment kommt es mir einfach vor wie … wie wahnsinnig viel Arbeit. Die ganzen Spritzen, die ganze Warterei, die ständigen Termine. Und noch dazu …«
    »Was?«
    Er zögerte. Drüben traten zwei Cops aus einem Imbiss, jeweils mit einem Pappbecher Kaffee in der Hand. Der eine sagte etwas, worüber der andere lachte.
    »Was?«, wiederholte Anna.
    Tom drehte sich wieder zu ihr und blickte sie an. Die Sonne schien ihr direkt ins Gesicht und ließ ihr Haar golden leuchten, und während Anna blinzelte, spürte er, wie er von einer Welle der Liebe überrollt wurde. Es war einer der Momente, in denen er wirklich wusste, was er an ihr hatte, statt alles für selbstverständlich zu halten. »Ich weiß, das hört sich jetzt bescheuert an, aber ich hatte heute wirklich eine Menge Spaß. Und letzte Nacht auch. Es hat sich wieder mehr wie früher angefühlt. Wie davor.«
    »Du meinst den Sex.«
    »Ja, aber nicht nur das. Auch alles andere. Dieses Gefühl, dass wir zwei zusammengehören. Wir zwei gegen den Rest der Welt, wie Bonnie und Clyde.« Er lachte, als ihm das Geld einfiel. »Jetzt erst recht.« Tom spürte die Wärme ihrer Hand in seiner, strich über die Oberseite ihres Zeigefingers. »Ich … ich glaube einfach, dass uns dieses ganze Fruchtbarkeitsding zu viel Stress gemacht hat. Warum müssen wir es unbedingt nochmal mit IVF versuchen? Warum denken wir nicht über Adoption nach?«
    Sie öffnete den Mund und schloss ihn wieder. »Darüber haben wir uns doch schon unterhalten. Und nach allem, was wir durchgemacht haben –«
    »Da draußen gibt es einen Haufen Kinder –«
    »Nein, eben nicht. Das weißt du ganz genau. Es gibt viele größere Kinder, aber kaum richtige Babys. So eine Adoption kann ewig dauern, wenn es denn überhaupt klappt, und währenddessen sinken die Chancen kontinuierlich, dass ich selber noch schwanger werde. Und ich habe auch keine Lust, mich wie Madonna aufzuführen und ein Kind aus irgendeinem fremden Land zu adoptieren. Diese Kinder haben es sicher nicht leicht, wenn sie größer werden.«
    Tom spielte mit seinem Löffel. »Ich will dich einfach nicht verlieren.«
    »Ich weiß, was du meinst. Wirklich.« Anna drückte seine Hand. »Aber jetzt ist alles anders. An den Problemen zwischen uns war doch vor allem das Geld schuld.«
    »Glaubst du?«
    »Willst du mich auf den Arm nehmen? Wir haben drei überzogene Kreditkarten, und die vierte ist auf dem besten Weg dahin. Dann diese Riesenhypothek. Und wir arbeiten beide sechzig Stunden die Woche, plus das ganze Fruchtbarkeitszeug. Ja, ich würde schon sagen, dass das Geld eine gewisse Rolle spielt.«
    Tom wiegte den Kopf hin und her. Anna hatte nicht Unrecht. Jedes Mal wenn es nicht geklappt hatte, bei jeder Behandlung, bei jedem Klinikbesuch, hatte ein Teil von ihm den mentalen Taschenrechner gezückt. Jetzt waren sie diese Sorge los. Sie konnten ihre Rechnungen bezahlen, ihre Schulden begleichen, und hätten immer noch etwa dreihundert Riesen übrig. Damit könnten sie sich so viele Versuche leisten, wie es brauchte. Sie hatte Recht: Mit dem Geld sah die Sache ganz anders aus. Allerdings … »Es sind nicht nur die Schulden. Irgendwas …«, Tom hob die Hand, die leere Handfläche nach oben gekehrt, »hat mir einfach gefehlt. Du hast mir gefehlt. Wir zwei.«
    »Ich weiß.« Sie zuckte hilflos mit den Schultern. »Das weiß ich doch. Aber jetzt können wir es hinkriegen. Wir können uns Mühe geben. Und wir müssen uns um nichts mehr sorgen. Keine Rechnungen mehr, keine ständigen Zweifel, dass alles umsonst ist. Außerdem…« Sie beugte sich vor. »Stell dir vor, du hältst ein Kind in deinen Armen. Unser Kind, deins und meins. Kannst du dir

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