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Im Augenblick der Angst

Im Augenblick der Angst

Titel: Im Augenblick der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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dröge Hinweisschilder, ein überfüllter Parkplatz. Bald hatte Tom eine Lücke für den Pontiac gefunden und lief um den Wagen herum, um ihr beim Aussteigen zu helfen. Die Luft war noch kühl, aber die Sonne brannte auf Annas Kopf. Es fühlte sich gut an.
    Es war erst Viertel vor neun, aber das Wartezimmer war bereits voll. Anna meldete sich an und ließ sich seufzend auf einem der letzten freien Stühle nieder, während Tom schon sein BlackBerry rausgeholt hatte und verbissen darauf herumtippte. Eine plötzliche Wut überkam sie – Als ob diese E-Mail nicht warten könnte! –, aber sie schob es auf die Hormone.
    Anna nahm sich eine der Zeitschriften von dem Tischchen in der Mitte, eine drei Wochen alte Ausgabe von People . Das Cover schmückte der »Shooting-Star-Raub«. Damals waren die Boulevardzeitungen voll davon gewesen, und auch sie hatte das Geschehen mit der voyeuristischen Genugtuung verfolgt, die man verspürt, wenn im eigenen Hinterhof etwas derart Blutrünstiges geschieht. Aber als sie jetzt durch die Seiten blätterte und auf die Fotos starrte – der Star, wie er eine Hand hebt, um die Fotografen abzuwehren, Polizisten mit düsteren Mienen vor dem grellen Club, ein Bild des toten Bodyguards, offenbar von seinem Führerschein –, drifteten ihre Gedanken immer wieder ab.
    Früher, als sie ein kleines Kind war, hatte sie die Weihnachtszeit jedes Mal kaum überlebt. Die Warterei und die riesige Vorfreude waren einfach zu viel für sie. Sie entwickelte sogar einen speziellen Warten-auf-Weihnachten-Tanz, der im Wesentlichen daraus bestand, mit wild wirbelnden Armen und Beinen vor dem Baum herumzuhüpfen, in einem einzigen Sehnsuchtstaumel. Ihre Eltern fanden es zum Schreien komisch. Heute wartete Anna wieder – darauf, dass ihr Name aufgerufen wurde. Vielleicht sollte ich mir einen Bin-ich-schwanger-oder-nicht-Tanz ausdenken.
    Endlich kam eine Krankenschwester im blauen Kittel und führte sie in ein Untersuchungszimmer. An der Wand hing ein Schaubild mit einer detaillierten Darstellung von Annas Anatomie – Gebärmutter und Eileiter, Eierstöcke und der ganze Rest, alles in hübschen Pastellfarben gezeichnet und ordentlich beschriftet.
    »Wie fühlen Sie sich?«, fragte die Krankenschwester, während sie sich mit dem Einsammeln von Tupfern und Klebeband beschäftigte.
    »Ganz gut. Ein paar Krämpfe, aber es geht wieder.«
    Die Krankenschwester nickte. »Könnten Sie bitte den Ärmel hochkrempeln?«
    Nach zwei Wochen, in denen sie sich selbst täglich Progesteron-Spritzen verpassen musste, war der kleine Nadelstich zur Blutabnahme eine Kleinigkeit. Anna blickte auf die dunkle Flüssigkeit, die sich langsam in dem Röhrchen ausbreitete.
    »In Ordnung«, meinte die Krankenschwester schließlich. »Sie können heute Mittag anrufen, dann haben wir das Ergebnis. Haben Sie sonst noch Fragen?«
    »Ich weiß ja, dass die Hormone das Ergebnis verfälschen … Aber wäre es wirklich so abwegig, kurz zu Walgreens zu fahren und einen Schwangerschaftstest zu besorgen?«
    Die Krankenschwester lachte. »Geduld, Schätzchen. Nur noch ein paar Stunden.«
    Weihnachten war noch nie so weit weg gewesen.
     
    Tom schaute auf die Uhr und zuckte zusammen. Scheiße! Er hatte Daniels gesagt, dass er später kommen würde, aber jetzt forderte er es wirklich heraus. »Kannst du mich auf dem Weg in die Stadt absetzen?«
    »Ich fahr nicht hin.«
    Ein kurzes Schweigen. »Du hast in letzter Zeit ziemlich oft in der Arbeit gefehlt, Liebling.«
    »Ich kann mich jetzt nicht hinter meinen Schreibtisch hocken und so tun, als würden mich irgendwelche blöden Budgets oder Zeitpläne interessieren. Nicht heute, okay?«
    Mit einem Seufzen ließ Tom die Autoschlüssel klimpern. Vor seinem geistigen Auge tauchte sein eigener Schreibtisch auf, darauf das Telefon mit dem roten Blinklicht. Sie haben zwölf neue Nachrichten … Doch dann sah er den Blick in ihren Augen. »Na, komm.«
    Sie fuhren in die Innenstadt, stellten den Pontiac in einer Parkgarage ab und nahmen den Aufzug hinauf zum Millenium Park. Keine einzige Wolke am Himmel, ein strahlend blauer Tag, der die Leute in Scharen ins Freie lockte: Studenten lagerten auf den Bänken, Touristen knipsten Fotos, Kleinkinder planschten im Brunnen. Nachdem Tom einen Kaffee für sich und einen Saft für Anna besorgt hatte, setzten sie sich auf die Stufen und betrachteten die Menschen. Mit dem Pappbecher deutete Tom auf ein Mädchen mit violetten Haaren und Nasenring. »Die da.«
    Anna folgte

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