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Im Augenblick der Angst

Im Augenblick der Angst

Titel: Im Augenblick der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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kauerten vor der schwarz gestrichenen Mauer; machtbewusste Frauen und die dazu gehörenden Männer, die sich an sie drängten, um das nächtliche Geschäft zu besiegeln. Marshall blieb neben einer Tür stehen, auf der in weißen Buchstaben stand: »Privat«. Unauffällig drehte er sich um und ließ die Augen durch den Raum wandern, fühlte seinen ruhigen, langsamen Puls, die Coolness, die so ein Job mit sich brachte. Niemand würdigte ihn eines Blickes, als er sich durch die Tür schob.
    Der triste Flur war viel zu hell erleuchtet. Etwas weiter vorne sah Marshall eine offene Tür, Männerstimmen drangen daraus hervor, eine Unterhaltung auf Spanisch. Mit abgewandtem Gesicht und entschlossenem Schritt ging er daran vorbei. Ein Haufen Illegaler würde sich bestimmt nicht mit einem Mann anlegen, dem man schon beim Gehen ansah, dass er hierhergehörte. Bald machte der Gang eine Biegung, dahinter lag die Treppe für die Angestellten, die hinauf zu den Privatzimmern führte. Marshall hielt lang genug inne, um den Whiskey herunterzukippen, und genoss das vertraute Brennen in der Kehle – er trank gerne einen, wenn es an die Arbeit ging. Dann ließ er das Glas in der Hand verschwinden und spazierte um die Ecke.
    Der Türsteher saß auf einem Hocker, die massigen Arme vor der Brust verschränkt. Als er Marshall sah, stand er auf. »Wenn du aufs Klo musst, bist du hier falsch, Kumpel.«
    Marshall trat einen Schritt auf ihn zu, dann noch einen. Ganz langsam. Er hob die linke Hand und kratzte sich an der Stirn, setzte einen verwirrten Gesichtsausdruck auf und blickte sich über die Schulter um. Ein Vergnügungssuchender, der sich verlaufen hatte. Im nächsten Moment wirbelte er blitzschnell herum und schleuderte das schwere Whiskeyglas auf den Türsteher. Wie ein Werfer beim Baseball zog er dabei das Bein hoch und peitschte den Arm nach vorne – ein perfekter Fastball. Nicht umsonst hatte er mal in der Liga gespielt.
    Das Glas traf die Stirn des Türstehers nicht – es explodierte an ihr. Glitzernde Splitter spritzten in alle Richtungen, während der Knall von den trommelnden Beats verschluckt wurde, die durch die Wände dröhnten. Der Türsteher riss die Hände an die Augen, eine undefinierbare Flüssigkeit sickerte zwischen seinen Fingern hervor, ein Stöhnen entfuhr seinem Mund.
    In aller Ruhe tat Marshall den letzten Schritt und trieb ihm die Faust direkt in den Solarplexus. Der Türsteher krümmte sich vor Schmerz, Marshall setzte mit einem Faustschlag aufs Genick nach. Das genügte – der Mann klappte zusammen. Marshall richtete sich die Kleidung, schüttelte die Hände aus und drückte den Türöffner neben der Hintertür.
    Mit einem Lächeln stieg Jack über den Türsteher und reichte Marshall die .22er. Gemeinsam machten sich die vier auf den Weg zur Treppe.
     
    Die Brünette errötete leicht, doch ihre Augen funkelten die Blondine herausfordernd an. Sie lehnte sich nach vorne, bis ihre Lippen die des anderen Mädchens berührten. Auf den Kissen daneben kniete ein Junge, der sich eine umgedrehte Champagnerflasche über den offenen Mund hielt und sich danach mit dem Handrücken übers Kinn fuhr. »Mit der Zunge!«, kommandierte er.
    Kinder. Disziplinlos, albern, und mit dieser ständigen Anspruchshaltung. Angefangen bei dem Star waren das alles Kinder, und sie gingen Malachi gewaltig auf die Nerven. »Bruder«, sagte er jetzt, ein breites Lächeln auf den Lippen, die Arme weit geöffnet, so dass die Rolex unter die Manschetten rutschte. »Alles senkrecht, Kumpel?« Seine übliche Rolle: der große, böse schwarze Mann.
    Der Star ließ seine schneeweißen Zähne auf blitzen und erwiderte die Umarmung. »G! Schön, dass du gekommen bist!« In der Suite sah es aus wie im Palast eines Sultans, überall hauchdünne Vorhänge und Kerzen, ausladende Kissen statt Stühlen. »Was zu trinken?«
    Malachi lächelte und schüttelte kaum merklich den Kopf. Er knöpfte sein Armani-Jackett auf, steckte die Hände in die Taschen und legte dabei nicht ganz unbeabsichtigt sein Schulterhalfter frei. Sofort blieb der Blick des Stars daran hängen – es war offensichtlich, wie sehr er die Vorstellung liebte, die er von sich hatte: ein harter Kerl, der mit echten Gangstern rumhing. Verdammtes Filmvolk, dachte Malachi und sagte: »Danke, muss nicht sein.«
    »Ich hab Ketel da, ein bisschen Kristall ist noch übrig … ach ja, ich könnte auch Hennessy holen lassen von unten …«
    »Schon gut.« Malachi lächelte. »Wie läuft’s

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