Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Augenblick der Angst

Im Augenblick der Angst

Titel: Im Augenblick der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
Vom Netzwerk:
vermietet.«
    »Dass er so hieß, haben wir erst vor kurzem erfahren. Erst nach seinem Tod. Uns gegenüber hat er sich Bill Samuelson genannt. Wir kannten ihn kaum. Er hat jeden Monat seine Miete bezahlt, und ansonsten hat er sehr zurückgezogen gelebt.«
    »Wen kennen Sie noch?«
    »Wie bitte?«
    »Kennen Sie Jack Witkowski?«
    »Nein.«
    »Marshall Richards?«
    »Nein. Wir kennen niemanden.«
    »Niemanden? In der ganzen weiten Welt?«
    »Ich meine –«
    »Sie sind nicht sehr überzeugend, Mr. Reed.«
    Toms Handrücken juckten, sein Hals brannte. »Ich schwöre Ihnen, wir wissen nichts von alldem. Wir … wir versuchen, ein Kind zu kriegen. Und das hier ist meine Mittagspause, um Himmels willen!« Tom blickte sich um. Wie sollte er bloß hier rauskommen? Wenn es nur um ihn ginge, würde er vielleicht doch noch versuchen zu fliehen oder zumindest um Hilfe rufen. Aber der Mann hatte Annas Namen erwähnt. »Bitte, hören Sie mir zu. Das ist gerade keine einfache Zeit für uns. Erst das Feuer, dann stirbt unser Untermieter, und schließlich erfahren wir, dass er kriminell war. Und jetzt tauchen Sie auf und bedrohen meine Frau? Mein Gott, ich kenne diese Leute nicht, niemanden davon, ich weiß überhaupt nichts. Ich bin … ich bin einfach irgendein Typ.« Er warf einen Blick auf die Uhr. »Und in einer halben Stunde habe ich eine Sitzung.«
    Eine unendliche Minute lang starrte ihn der Mann einfach nur an, bis sich sein Mund zur Andeutung eines Lächelns verzog. »Eine Sitzung?«
    »Ja. Die Arbeit bringt mich noch um.«
    Der Mann lachte in sich hinein und schüttelte den Kopf. Er legte seine Serviette zusammen, platzierte sie auf dem halbverspeisten Hotdog und blickte über die Schulter. »Die Arbeit bringt ihn noch um!«
    Andre lächelte. Seine feuchten Lippen legten eine Reihe makellos weißer Zähne frei. Tom wurde eiskalt.
    »Die Sache ist die.« Der Mann schob den Hotdog beiseite und legte die Hände auf den Tisch. »Selbst wenn ich Ihnen glaube, kommen Sie damit nicht sehr weit. Denn wenn Sie auf keiner Seite stehen, stehen Sie auch nicht auf meiner Seite.«
    Tom schluckte, starrte über den Tisch in die Augen des Mannes und versuchte, seine Gedanken unter Kontrolle zu bringen. Schließlich sagte er: »Was kann ich für Sie tun?«
    »Sehen Sie, diese Frage gefällt mir. Wusste ich doch, dass Sie ein intelligenter Mensch sind!« Er tippte langsam mit den Fingern auf den Tisch, wie auf ein Klavier. »Ich will nicht unnötig ins Detail gehen, deshalb nur so viel: Ich verkaufe ein Produkt, das die Polizei nicht sehr gerne sieht. Will Tuttle hatte eine beträchtliche Menge meiner Ware in seinen Besitz gebracht. Und nun hätte ich meine Ware gerne zurück.«
    Ware. Die Zeitungen hatten verbreitet, dass der Star beim Drogenkauf überrascht worden war. Plötzlich sah Tom klar. Dieser Typ gehörte gar nicht zu den Männern, die den Star überfallen hatten. Er war nicht hinter dem Geld her – er war hinter den Männern her. Hinter den Männern und den Drogen, die sie ihm gestohlen hatten.
    »Sollten Sie also zufälligerweise finden, was mir abhandengekommen ist …«
    »Wollen Sie sicher sein, dass ich auf Ihrer Seite stehe.«
    »Exakt.«
    Tom nickte. Natürlich ging der Mann davon aus, dass sich die Drogen noch immer in Wills Wohnung befanden. Also musste er sie nur finden. Für eine halbe Sekunde keimte Hoffnung in ihm auf – bis er sich an den Einbruch vor ein paar Tagen erinnerte. Die ganze Wohnung war gründlich durchsucht worden, und die Drogen waren höchstwahrscheinlich verschwunden.
    Trotzdem, einen anderen Ausweg gab es nicht – denn eines hatte der Mann sehr deutlich gemacht: Er war bereit, Anna und ihn zu töten, egal ob sie unschuldig waren oder nicht. Wenn er diesen Rettungsring nicht ergriff …
    Außerdem konnte es immer noch sein, dass die Einbrecher die Drogen nicht gefunden hatten. Wer konnte sagen, wie viel Zeit sie für die Suche hatten? Noch dazu kannte Tom das Gebäude besser. »Ich hab verstanden.«
    Der Mann nickte. »Gut. Andre?«
    Im Stehen war Andre gar nicht mal so groß, wie Tom angenommen hatte – knapp unter eins achtzig vielleicht –, aber er bewegte sich wie ein Boxer. Die Ärmel spannten sich um seine Muskeln, die Hände verharrten in ständiger Bereitschaft. Jetzt griff er mit zwei Fingern in eine Innentasche, zog eine schmale Visitenkarte hervor und legte sie auf den Tisch.
    Davon bekam Tom allerdings so gut wie nichts mit. Er registrierte auch kaum, wie der Mann im Anzug

Weitere Kostenlose Bücher