Im Bann der Dunkelheit
davor stand, die Schwelle der noch erträglichen Veränderung zu übertreten. »Warum erzählst du mir das alles?« fragte ich.
»Damit du dich endlich aus allem raushältst. Gib den richtigen Leuten die Möglichkeit, die Situation zu bewältigen. Den Leuten, die wissen, was sie tun. Den Leuten, die dazu qualifiziert sind.«
»Den üblichen Eierköpfen«, sagte Bobby.
Manuel stieß mit dem Knüppel in unsere Richtung. »Ihr glaubt vielleicht, daß ihr Helden seid, aber in Wirklichkeit steht ihr uns bloß im Weg herum.«
»Ich bin bestimmt kein Held«, sagte ich.
»Und ich«, sagte Bobby, »bin nur ein strand- und sonnengeschädigter, bierbäuchiger Brettjunkie.«
»Es steht zuviel auf dem Spiel, als daß jeder sein eigenes Süppchen kochen dürfte«, sagte Manuel.
»Was ist mit dem Trupp?« sagte ich. »Die Affen haben sich noch nicht selbst vernichtet.«
»Das ist eine andere Sache. Die wurden im Labor erzeugt und sind, was sie sind. Sie wurden zu dem gemacht, sie wurden so geboren. Sie können immer noch dem Werden zum Opfer fallen, mal angenommen, sie sind für das mutierte Virus anfällig. Aber vielleicht reagieren sie auch gar nicht darauf. Wenn das alles hier vorbei ist, wenn die Menschen geimpft sind und die Ausbreitung der Seuche zum Stillstand gekommen ist, werden wir sie aufspüren und auslöschen.«
»Bislang hattet ihr aber keinen großen Erfolg damit«, sagte ich.
»Wir waren durch das größere Problem abgelenkt.«
»Genau«, sagte Bobby. »Die Welt zu zerstören ist eine verdammt harte Aufgabe.«
Manuel ging nicht darauf ein. »Sobald wir alles andere aufgeräumt haben, wird der Trupp... dann werden ihre Tage gezählt sein.«
Das Licht im Eßzimmer, das Feeney durch das Wohnzimmer betreten hatte, flammte auf, und ich wich vor der Helligkeit zurück, die durch die Verbindungstür drang.
Der zweite Deputy kam die Diele entlang - der Mann war mir völlig unbekannt. Ich dachte, ich würde sämtliche Mitglieder der Polizei dieser Stadt kennen, aber vielleicht hatten die Finanziers hinter den Wyvern-Hexenmeistern vor kurzem ja das Budget aufgestockt, um die Truppe zu vergrößern.
»Haben ein paar Schachteln Munition gefunden«, sagte der neue Mann. »Keine Waffen.«
Manuel rief Frank, der daraufhin in der Tür zum Eßzimmer erschien und sich mit »Chief?« meldete.
»Wir sind hier fertig«, sagte Manuel.
Feeney sah enttäuscht aus, aber der Neue kehrte der Küche unverzüglich den Rücken und ging durch die Diele zum Hauseingang.
Mit überraschender Geschwindigkeit machte Manuel einen Satz auf Bobby zu und zielte mit dem Schlagstock auf dessen Kopf. Ebensoschnell hatte Bobby sich geduckt. Der Knüppel sauste durch die Luft, wo eben noch Bobby gestanden hatte, und schlug mit einem lauten Knall gegen die Verkleidung des Kühlschranks.
Bobby tauchte unter dem Hieb hervor und schoß direkt auf Manuels Gesicht zu. Ich dachte seltsamerweise erst, er wollte ihn umarmen, doch dann sah ich das Glitzern des Schlachtmessers, dessen Spitze unmittelbar vor Manuels Kehle verharrte.
Der neue Deputy kam sofort in die Küche zurückgerannt.
Sowohl er als auch Frank Feeney hatten die Revolver gezogen, die sie nun beidhändig gepackt hielten.
»Zurück«, sagte Manuel zu seinen Deputies.
Auch er wich zurück.
Einen verrückten Augenblick lang glaubte ich, daß Bobby mit der riesigen Klinge zustechen würde, obwohl ich Bobby eigentlich besser kannte.
Ohne ihr Mißtrauen aufzugeben, traten die Deputies ein, zwei Schritte zurück und ließen ihre Waffen sinken, steckten sie aber nicht in die Halfter zurück.
Das schwache Licht, das durch die Tür zum Eßzimmer hereindrang, enthüllte mehr von Manuels Gesicht, als mir lieb war. Es war von Zorn zerrissen und dann durch weiteren Zorn wieder geflickt worden, so daß die wulstigen Nähte seine Züge seltsam verzerrten: Beide Augen traten hervor, das linke mehr als das rechte, die Nasenflügel bebten, der Mund war auf der linken Seite ein gerader Strich, der sich zur rechten hin zu einem höhnischen Grinsen krümmte. Er sah aus, als hätte er in mieser Stimmung Picasso Porträt gesessen. Alles war in kubistische Einzelteile zerschnitten, die nicht recht zusammenpaßten. Die Haut besaß jetzt keine warme Brauntönung mehr, sondern die Farbe von Schinken, der viel zu lange in der Räucherkammer gehangen hatte, ein schmutziges Rot mit geronnenem Blut und viel zuviel Hickory-Rauch, der sich als dunkle Marmorierung festgesetzt hatte.
In Manuel kochte ein Haß,
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