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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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sagte ich.
    Manuel antwortete mit scharfer und zitternder Stimme.
    »Obwohl er so war, wie er war.«
    »Das ist dir selbst gegenüber ungerecht. Ich weiß, was du in all den Jahren für ihn empfunden hast. Du hast ihn auf Händen getragen.«
    »Du hast nicht den Furz einer Ahnung, was ich empfunden habe, nicht einen Furz«, sagte er und stach mit dem Knüppel in meine Richtung, als könnte er nur auf diese Weise seinen Standpunkt klarmachen.
    Mit einem Gefühl der Trauer, das mir fast den Hals abschnürte, sagte ich: »Wenn das wahr ist, wenn ich keine Ahnung habe, was Toby für dich bedeutet hat, dann habe ich dich niemals richtig gekannt.«
    »Das ist gut möglich«, sagte er. »Vielleicht kannst du aber auch nicht den Gedanken ertragen, daß Toby endlich ein normaleres Leben als du führen wird. Wir alle haben es ganz gern, wenn wir auf jemanden herabschauen können - oder etwa nicht, Chris?«
    Mein Herz krampfte sich zusammen, als hätte es einen Stich erhalten. Die Heftigkeit seines Zorns offenbarte eine solche Tiefe des Schreckens und Schmerzes, daß ich es nicht über mich brachte, auf diese niederträchtige Anschuldigung zu reagieren. Wir waren viel zu lange Freunde gewesen, als daß ich ihn hassen könnte, und ich war irgendwie von meinem eigenen Mitleid überwältigt.
    Er war wahnsinnig vor Hoffnung. Im rechten Maß kann die Hoffnung uns am Leben erhalten; im Übermaß verzerrt sie die Wahrnehmung, betäubt den Geist und verdirbt das Herz auf ähnliche Weise wie Heroin.
    Ich glaube nicht, daß ich Manuel in all den Jahren mißverstanden habe. Die Hoffnung hatte ihn mitgerissen, so daß er völlig vergaß, was er einmal geliebt hat. Jetzt liebte er das Ideal mehr als die Realität, was aber immer der letzte Grund für alles Leid ist, das die Menschheit sich selbst zufügt.
    Schritte kamen die Treppe herab. Ich blickte in die Diele und sah, wie Feeney und der zweite Deputy zurückkehrten.
    Feeney ging ins Wohnzimmer und der andere Mann ins Arbeitszimmer, wo sie jeweils das Licht einschalteten und die Dimmer hochdrehten.
    »Um was geht.s bei der zweiten Sache, die du mir sagen wolltest?« fragte ich Manuel.
    »Sie werden alles unter Kontrolle bekommen.«
    »Was meinst du damit?«
    »Diese Seuche.«
    »Und wie wollen die das machen?« sagte Bobby. »Mit einer Flasche Lysol?«
    »Es gibt Menschen, die immun dagegen sind.«
    »Aber eben nicht alle«, sagte Bobby. Im Wohnzimmer zersplitterte gerade Glas.
    »Man hat den Immunfaktor isolieren können«, sagte Manuel. »Bald wird es ein Serum geben und damit auch eine Therapie für die, die bereits infiziert sind.«
    Ich mußte an die vermißten Kinder denken, aber ich verzichtete darauf, sie zu erwähnen. »Manche Menschen sind immer noch im Prozeß des Werdens«, sagte ich.
    »Aber es wird deutlich, daß die Veränderung nur zu einem gewissen Maß zum Tragen kommt.«
    Ich bemühte mich, der plötzlichen Hoffnung zu widerstehen, die mich fortzuschwemmen drohte. »Nur zu einem gewissen Maß? Wieviel genau?«
    »Es gibt eine Schwelle... Sie werden sich heftig der Veränderung bewußt, die in ihnen stattfindet. Sie werden von ihrer Angst überwältigt. Eine unerträgliche Angst vor sich selbst. Ein Haß auf sich selbst. Der Selbsthaß eskaliert, bis... bis sie psychisch implodieren.«
    »Psychische Implosion? Was zum Teufel soll das jetzt wieder bedeuten?« Dann verstand ich. »Selbstmord?«
    »Schlimmer als Selbstmord. Brutale... wahnsinnige Selbstzerstörung. Wir haben... schon mehrere solcher Fälle erlebt. Kannst du dir denken, was das bedeutet?«
    »Wenn sie sich selbst zerstören«, sagte ich, »sind sie keine Überträger des Retrovirus mehr. Die Seuche grenzt die Ausbreitung selbst ein.«
    Den Geräuschen nach zu urteilen, zertrümmerte Frank Feeney gerade einen kleinen Tisch oder Stuhl an der Wohnzimmerwand. Und es hörte sich so an, als ob der andere Deputy Sashas Flaschen mit Vitaminen und Kräutern von den Regalen im Arbeitszimmer fegte. Die beiden erteilten uns pflichtbewußt eine Lektion und brachten uns Respekt vor dem Gesetz bei.
    »Die meisten von uns werden die Sache gut überstehen«, sagte Manuel.
    Aber wer von uns nicht? fragte ich mich.
    »Bei den Tieren kann man das auch beobachten«, sagte ich. »Die Selbstzerstörung.«
    Er betrachtete mich mißtrauisch. »Ja, es gibt Anzeichen dafür. Was genau hast du gesehen?«
    Ich dachte an die Vögel. Die Veve-Ratten, die schon seit langem tot gewesen sein mußten. Das Rudel Kojoten, das zweifellos kurz

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