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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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zurück, um noch einmal den Duft des Kleidungsstücks aufzunehmen, dann verfolgte er erneut eine Spur auf dem Boden, wobei er sich in einer immer größer werdenden Spirale bewegte. Von Zeit zu Zeit hob er den Kopf, um den Geruch der Luft zu prüfen, während er stets einen angemessen zweifelnden Eindruck erweckte. Er spazierte zum Lagerhaus, wo er ein Bein hob und sich am Betonfundament erleichterte. Dann beschnupperte er seine Hinterlassenschaft und kehrte zu einer weiteren Geruchsprobe des Schlafanzugoberteils zurück. Er verbrachte eine halbe Minute damit, einen alten, verrosteten Schraubenschlüssel zu inspizieren, der auf dem Boden lag, hielt inne, um sich mit einer Pfote ausgiebig hinter dem rechten Ohr zu kratzen, und wandte sich schließlich erneut dem Unkraut mit den gelben Blüten zu, wo er wieder nieste. Er war soeben auf Platz eins meiner Liste der Menschen oder Tiere, die ich am liebsten bis zur Bewußtlosigkeit hätte würgen mögen, aufgestiegen, als er plötzlich wie angewurzelt stehenblieb, die grünen Augen zu unserem Tierkommunikator wandte und dann fauchte.
    »Er hat die Spur aufgenommen«, sagte Roosevelt.
    Rumpelmauser eilte die Zufahrt entlang, und wir folgten ihm. Bobby, der die Schrotflinte bei sich trug, stieß zu Fuß zu uns, während Doogie und Sasha im Hummer nachkamen.
    Auf einem anderen Weg als dem, den ich in der vergangenen Nacht benutzt hatte, rückten wir über eine Asphaltstraße vor, über einen Sportplatz, der von Unkraut erobert worden war, über einen verdreckten Exerzierplatz, an Reihen von heruntergekommenen Baracken vorbei, durch ein Wohngebiet der Totenstadt, das ich bisher noch nicht erkundet hatte, wo die Häuser und Bungalows aber genauso aus sahen wie in den anderen Straßen, und wieder über freies Gelände zu einem anderen Versorgungsbereich. Nachdem wir mehr als eine halbe Stunde lang zügig marschiert waren, näherten wir uns dem Ort, den ich als letztes hätte aufsuchen wollen: den gewaltigen, sieben Stock hohen, wellblechüberdachten Hangar mit den Ausmaßen eines Footballfelds, der sich wie ein fremdartiger Tempel über dem Ovalen Raum erhob.
    Als kein Zweifel mehr bestand, wohin wir unterwegs waren, dachte ich mir, daß es klüger wäre, mit dem Hummer nicht bis zum Eingang zu fahren, weil der Motor deutlich lauter war als die Mechanik einer Schweizer Uhr. Ich winkte Doogie in eine Einfahrt zwischen zwei der vielen kleineren Gebäude, die das gigantische Bauwerk umgaben, etwa hundert Meter von unserem Ziel entfernt.
    Nachdem Doogie den Motor und die Standlichter ausgeschaltet hatte, wurde der Hummer in diesem Winkel praktisch unsichtbar.
    Als wir uns hinter dem Fahrzeug versammelten, um den gewaltigen Hangar aus der Ferne zu beobachten, begann die Nacht zu atmen. Der Pazifik, der ein paar Kilometer westlich lag, hatte eine kühle Brise ausgehaucht, die nun ein lockeres Stück Blech an einem Dach in der Nähe vibrieren ließ.
    Ich erinnerte mich an Roosevelts Worte, die er draußen vor dem Haus der Stanwyks von Rumpelmauser übermittelt hatte: Hier wohnt der Tod. Von dem Hangar gingen identische, aber viel stärkere Eindrücke aus. Falls der Tod im Stanwyk-Haus wohnte, war das nur seine Zweitwohnung. Hier dagegen war sein Hauptwohnsitz.
    »Das kann nicht der richtige Ort sein«, sagte ich kopfschüttelnd.
    »Sie sind aber da drinnen«, sagte Roosevelt.
    »Aber wir waren doch gestern nacht auch schon hier«, sagte Bobby. »Und gestern nacht waren sie nicht in dem verdammten Gebäude.«
    Roosevelt hob den Kater auf, streichelte dessen Kopffell, kraulte ihn unter dem Kinn, murmelte ihm etwas zu und sagte dann: »Gestern waren sie hier, sagt die Katze, und jetzt sind sie auch hier.«
    Bobby runzelte die Stirn. »Das stinkt.«
    »Wie ein Abwasserkanal in Kalkutta«, pflichtete ich ihm bei.
    »Nein«, sagte Doogie. »Ein Abwasserkanal in Kalkutta ist mit nichts anderem zu vergleichen. Das könnt ihr mir echt glauben.«
    Ich beschloß, auf die naheliegende Frage zu verzichten, und sagte statt dessen: »Wenn die Kinder alle entführt wurden, um sie zu untersuchen und zu beobachten, wenn sie nur deshalb geschnappt wurden, weil ihre Blutproben ergeben haben, daß sie irgendwie gegen das Retrovirus immun sind, dann müssen sie ins Genlabor geschafft worden sein. Und wo immer das auch sein mag, hier ist es jedenfalls nicht.«
    »Nach Auskunft von Rumpelmauser liegt das Labor, aus dem er kommt, weiter im Osten«, sagte Roosevelt, »auf freiem Gelände, das früher offenbar

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