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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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zylindrischen Stahlträger für die Kranschienen. Er berührte das Metall und flüsterte: »Bruder.«
    Als ich an seine Seite trat, hörte ich ein an- und abschwellendes Sirren, das so schwach war, daß ich es nicht genauer bestimmen konnte. Ich legte die Fingerspitzen an den Pfeiler und spürte, daß Vibrationen durch den Stahl liefen.
    Abrupt veränderte sich die Lufttemperatur. Im Hangar war es zuvor unangenehm kühl gewesen, fast schon kalt; doch von einem Augenblick zum nächsten wurde es mindestens zehn Grad wärmer. Das wäre selbst dann unmöglich gewesen, wenn das Gebäude noch über eine Heizanlage verfügt hätte, was aber nicht der Fall war.
    Sasha, Doogie und Roosevelt kamen zu Bobby und mir, und wir bildeten automatisch einen Kreis, um uns vor Bedrohungen aus jedweder Richtung zu schützen.
    Die Vibrationen im Pfeiler wurden stärker.
    Ich schaute zum östlichen Ende des Hangars. Die Tür, durch die wir hereingekommen waren, lag nun etwa zwanzig Meter entfernt. Die Taschenlampen reichten bis dorthin, aber sie konnten nicht sämtliche Schatten verbannen. In dieser Richtung konnte ich auch das Ende der erhöhten Kranschienen erkennen, aber alles wirkte genauso wie bei unserem ersten Besuch in diesem Gebäude.
    Die Taschenlampen waren jedoch nicht ausreichend, um das westliche Ende der Halle zu beleuchten, das mindestens achtzig, vielleicht sogar hundert Meter von uns entfernt war.
    Die Distanz, die man einsehen konnte, schien aber nichts Ungewöhnliches zu beherbergen.
    Was mich irgendwie beunruhigte, war die beharrliche Finsternis auf den letzten zwanzig oder dreißig Metern. Es war keine absolute Finsternis, nur viele Abstufungen von Schwarz und tiefstem Grau, wie bei einer Montage aus Schatten.
    Es kam mir so vor, als wäre in dieser Schattenmontage ein riesiges Objekt verborgen. Ein hoch aufragendes und komplexes Gebilde. Etwas Schwarzes und Graues, das im Dunkel so gut getarnt war, daß das Auge nicht einmal einen Umriß ausmachen konnte.
    »Sasha«, flüsterte Bobby, »deine Lampe, hier.«
    Sie richtete sie dorthin, wohin er zeigte, auf den Boden.
    Das Licht der Taschenlampe tänzelte auf einer der zentimeterdicken, im Beton verankerten Winkelplatten aus Stahl, die einmal die Sockel für schwere Maschinen gebildet hatten.
    Diese Dinger ragten an vielen Stellen in der Halle aus dem Boden.
    Ich verstand erst nicht, wieso Bobby unsere Aufmerksamkeit auf dieses wenig bemerkenswerte Objekt gelenkt hatte.
    »Sauber«, sagte er.
    Dann sah ich, was er meinte. Als wir in der letzten Nacht hier gewesen waren - und selbst bei anderen Gelegenheiten, die mich durch diesen Hangar geführt hatten ., waren die Winkelplatten und die Bolzen, mit denen sie befestigt waren, mit Schmiere und Dreck bedeckt gewesen. Dieses Exemplar jedoch war so glänzend sauber, als wäre es erst in jüngster Zeit von jemandem gewartet worden.
    Roosevelt hielt mit einem Arm die Katze und bewegte mit dem anderen seine Taschenlampe über den Boden, den Stahlpfeiler hinauf und die Schienen über unseren Köpfen entlang.
    »Alles ist sauberer geworden«, murmelte Doogie, und er meinte damit nicht seit letzter Nacht, sondern seit wir den Hangar betreten hatten.
    Obwohl ich die Hände vom Pfeiler genommen hatte, wußte ich, daß die Vibrationen im Stahl stärker geworden waren, weil ich inzwischen hören konnte, wie das leise Klingeln von der gesamten doppelten Säulenreihe neben uns und von den Schienen auf den Trägern kam.
    Ich schaute zur fernen, dunklen Ende der Halle und hätte schwören können, daß sich etwas Gewaltiges in der Finsternis bewegte.
    »Bruder!« sagte Bobby.
    Ich sah ihn an.
    Er starrte auf seine Armbanduhr.
    Ich überprüfte meine und mußte feststellen, daß die Digitalanzeige rasend schnell rückwärts lief.
    Eine plötzliche Furcht überschwemmte mich wie ein kalter Regenschauer.
    Ein seltsames trübes rotes Licht verbreitete sich im Hangar.
    Es verteilte sich gleichmäßig in der Halle und schien keiner bestimmten Quelle zu entspringen. Es war so, als hätten plötzlich die Luftmoleküle zu leuchten begonnen. Vielleicht war es ein gefährliches Licht für einen XPer wie mich, aber das schien im Augenblick mein geringstes Problem zu sein. Die rote Luft schimmerte, und obwohl sich die Dunkelheit im gesamten Gebäude zurückzog, wurden die Sichtverhältnisse kaum besser. Dieses merkwürdige Licht verhüllte genauso viel, wie es offenbarte, und ich kam mir fast wie unter Wasser vor, in einer ertrunkenen Welt... in

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