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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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die sich nur aus den Augenwinkeln wahrnehmen ließen; es warf mehr Geheimnisse auf, als es auflöste.
    Drei große Gestalten bewegten sich am Eingang vorbei, Flecken aus dunklerem Rotbraun innerhalb des roten Lichts.
    Vielleicht waren es Menschen, möglicherweise auch etwas viel Schlimmeres. Als diese Individuen in unser Sichtfeld kamen, wurden die Stimmen lauter und etwas klarer, um aber gleich wieder zu verklingen, als die Gestalten sich durch den Korridor entfernten.
    Rumpelmauser spazierte über die Schwelle.
    Ich rechnete halbwegs damit, daß er aufflammte und von einer tödlichen Strahlung verbrannt würde, ohne eine Spur zu hinterlassen, außer vielleicht dem Gestank nach versengtem Fell. Statt dessen wurde er zu einer kleinen rotbraunen Gestalt, die in die Länge gezogen und verzerrt wurde und nicht mehr ohne weiteres als Katze zu erkennen war, obwohl noch deutlich war, daß es sich um ein Wesen mit vier Beinen, einem Schwanz und würdevoller Haltung handelte. Dann begann das Leuchten wieder zu pulsieren und wechselte von dunkler als Blut bis fast rosa, und mit jeder Hell-Dunkel-Phase wogte ein elektronisches Summen durch das Gebäude, das tief und bedrohlich klang. Ich berührte die Betonwand und spürte ein schwaches Vibrieren ähnlich dem im Stahlpfeiler oben im Hangar.
    Unvermittelt wurde das rote Licht von weißer Helligkeit abgelöst. Das Pulsieren hörte auf. Wir blickten durch den Eingang in einen Korridor, der plötzlich im grellen Schein von Neonröhren lag.
    Gleichzeitig mit dem Lichtwechsel knackte es in meinen Ohren, als wäre plötzlich der Luftdruck gestiegen, und ein warmer Hauch wehte ins Treppenhaus, der einen strengen Ozongeruch mit sich trug, wie er in Regennächten nach einem Blitz auftritt.
    Mr. Rumpelmauser, der nun kein rotbrauner verwaschener FlHeck mehr war, starrte auf etwas, das zu seiner Rechten war.
    Er stand nicht mehr auf nacktem Beton, sondern auf sauberen weißen Keramikfliesen, die zuvor nicht dort gewesen waren. lch blickte die dunklen Treppenstufen hinter uns hinauf, die aber fest in unserer Zeit verankert schienen, in der Gegenwart, nicht in der Vergangenheit. Das Gebäude wechselte offenbar nicht komplett von der gegenwärtigen in vergangene Phasen; das Phänomen trat vielmehr im verrückten Muster eines Flickenteppichs auf.
    Ich verspürte den Drang, so schnell ich konnte, die Stufen hinaufzurennen, um in den Hangar und von dort hinaus in die Nacht zu eilen, aber wir hatten den Punkt, an dem es kein Zurück mehr gab, längst überschritten. Wir hatten diesen Punkt hinter uns gelassen, als Jimmy Wing entführt wurde und Orson verschwunden war. Die Freundschaft verlangte von uns, daß wir die Grenzen der bekannten Welt passierten und uns in Regionen wagten, von denen die Kartographen des Altertums keine Vorstellung hatten, als sie die Worte .Hier wohnen Ungeheuer. schrieben.
    Blinzelnd zog ich meine Sonnenbrille aus der Innentasche meiner Jacke und setzte sie auf. Mir blieb jetzt keine andere Wahl mehr, als das Gesicht und die Hände dem Licht auszusetzen, aber es war so grell, daß es mir Tränen in die Augen getrieben hätte.
    Als wir vorsichtig den Korridor betraten, wußte ich ohne jeden Zweifel, daß wir in die Vergangenheit eingetreten waren, in eine Zeit vor der Schließung dieser Anlage, bevor man sämtliche Beweise entfernt hatte. Ich sah einen Dienstplan an der Wand, ein Nachrichtenbrett und zwei Karren mit seltsamen Instrumenten.
    Das rhythmische Summen war nicht verstummt, als das rote Licht verschwunden war. Ich vermutete, daß es das Betriebsgeräusch des Ovalen Raums war. Es schien durch meine Trommelfelle geradewegs in meinen Schädel einzudringen und die Oberfläche meines Gehirns in Resonanzschwingungen zu versetzen.
    Die zuvor türlosen Zimmer, die an der Innenseite des gekrümmten Korridors lagen, waren nun mit Metalltüren versehen. Die Tür, die uns am nächsten war, stand offen. In dem kleinen Raum dahinter befanden sich zwei unbesetzte Drehstühle vor einer komplizierten Kontrolltafel, die ein bißchen an die Mischpulte erinnerte, wie sie von den Tontechnikern bei den Radiosendern benutzt wurden. Auf einer Seite dieser Konsole standen eine Dose Pepsi und eine Tüte Kartoffelchips, was bewies, daß selbst die Architekten des Weltuntergangs gelegentlich einen Imbiß und ein Erfrischungsgetränk zu sich nahmen.
    Im rechten Teil des Korridors, etwas mehr als zwanzig Meter vom Durchgang zur Treppe entfernt, bewegten sich drei Männer von uns fort, ohne

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