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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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galt dasselbe sicher auch für meinen vierbeinigen Bruder und die Kinder.
    Außerdem deutete alles darauf hin, daß wir eigentlich gar nicht in der Zeit zurückgereist waren. Statt dessen schienen die Vergangenheit und die Gegenwart - und vielleicht auch die Zukunft - simultan zu existieren, als wären sie auf unheimliche Weise durch die unbekannten Kräfte zusammengepreßt worden, die der Ovale Raum erzeugte. Und vielleicht war es gar nicht nur eine einzige Nacht der Vergangenheit, die in unsere Gegenwart gesickert war; vielleicht erlebten wir Augenblicke aus verschiedenen Tagen und Nächten, in denen der Ovale Raum in Betrieb gewesen war.
    Die drei Männer entfernten sich immer noch von uns. Sie schlenderten den Gang entlang und ließen sich alle Zeit der Welt.
    Das rhythmische Auf- und Abschwellen des elektronischen Geräuschs verursachte bei mir allmählich einen seltsamen psychischen Effekt. Ich verspürte einen leichten Schwindel, und der Korridor - dieser gesamte unterirdische Gang schien sich wie ein Karussell zu drehen.
    Der Griff, mit dem ich die Schrotflinte gepackt hielt, war viel zu fest. Unwillkürlich hatte ich einen gefährlichen Druck auf den Abzugshahn ausgeübt. Also legte ich meinen Finger statt dessen um den Bügel.
    Ich hatte Kopfschmerzen. Und es waren keine Folgeerscheinungen der Prügelei mit Father Tom. Ich litt unter einer Art Gehirnverletzung, weil ich zuviel über Zeitparadoxa nachdachte, weil ich versuchte, Sinn in die Ereignisse zu bringen. Dazu wären jedoch Fähigkeiten in Mathematik und theoretischer Physik notwendig gewesen. Ich kann zwar meine Kontobewegungen nachvollziehen, aber die Liebe meiner Mutter zu Wissenschaft und höherer Mathematik habe ich nicht geerbt. Ich weiß so ungefähr, wie man mit dem Gesetz der Hebelwirkung einen Flaschenöffner erklären kann, daß es wegen der Gravitation keine gute Idee ist, von einem hohen Gebäude zu springen, und warum es nur wenig Auswirkung auf die Ziegelsteine hat, wenn man mit dem Kopf gegen eine Mauer rennt. Ansonsten vertraue ich darauf, daß der Kosmos auch dann hervorragend funktioniert, wenn ich nicht alles verstehe, was im Prinzip auch meine Einstellung gegenüber elektrischen Rasierapparaten, Armbanduhren, Toastern und anderen mechanischen Gerätschaften ist.
    Die einzige Möglichkeit, mit den gerade stattfindenden Ereignissen zurechtzukommen, bestand darin, sie als übernatürliche Erscheinungen zu betrachten, sie so zu akzeptieren, wie man Poltergeistphänomene akzeptieren mochte schwebende Möbel, umherfliegenden Krempel, Türen, die durch unsichtbare Kräfte zugeschlagen wurden - oder die überirdische Erscheinung einer verwesenden und halbtransparenten Leiche, der man beim mitternächtlichen Gang über den Friedhof begegnete. Wenn ich zuviel über zeitverzerrende Kraftfelder und Zeitparadoxa und Wirklichkeitsverschiebungen nachdachte und versuchte, darin eine Logik zu erkennen, würde ich nur den Verstand verlieren. Im Augenblick war es aber dringend geboten, einen kühlen Kopf zu behalten. Immer mit der Ruhe also. Dann war dieses Gebäude halt ein Spukhaus. Vielleicht hatten wir dann ja die Chance, einen Weg durch die vielen Räume zu finden und anschließend das Gespensterreich unbeschadet zu verlassen, wenn wir stets daran dachten, daß Geister einem nichts anhaben können, solange man ihnen nicht die Macht dazu gibt und sie nicht durch seine Angst materialisiert. So lautet jedenfalls die klassische Theorie, wie sie allen Hexenmeistern und Geisterjägern auf der ganzen Welt bekannt ist. Ich glaube, ich habe das aus einem Comicheft.
    Die drei Geister waren nur noch fünfzehn Meter von der großen Biegung entfernt, hinter der sie aus unserem Blickfeld verschwinden würden.
    Sie blieben stehen. Sie steckten die Köpfe zusammen und unterhielten sich. Ihre Stimmen wurden von dem pulsierenden Geräusch, das durch das Gebäude wummerte, verschluckt.
    Das Gespenst in Jeans und weißem Hemd wandte sich einer Tür zu und öffnete sie.
    Dann setzten die beiden anderen Spukgestalten - der Mann im Anzug und der in Khakihosen und Laborkittel - ihren Weg zum Ende des Gangs fort. Beim Öffnen der Tür mußte der erste Geist uns aus den Augenwinkeln wahrgenommen haben. Er drehte sich zu uns um, als würde er plötzlich Gespenster sehen.
    Er ging ein paar Schritte in unsere Richtung und blieb dann wieder stehen. Vielleicht hatte er unsere Waffen bemerkt.
    Er rief etwas. Seine Worte waren unverständlich, aber es bestand kein Zweifel,

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