Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
daß er uns nicht zu einer Rundtour mit anschließender Mahlzeit in der Cafeteria auf Kosten des Hauses einladen wollte.
    Wir waren ohnehin nicht gemeint; sein Ruf richtete sich an die zwei Phantome, die zur Biegung des Korridors unterwegs waren. Sie wirbelten herum und starrten uns wie verdutzte Seemänner an, vor denen plötzlich das Geisterschiff Marie Celeste lautlos in den Nebelschwaden auftaucht.
    Unsere Erscheinung hatte ihnen einen genauso großen Schrecken eingejagt wie uns ihre.
    Der Mann im Anzug war allem Anschein nach keineswegs nur ein gutgekleideter Wissenschaftler oder Verwaltungsangestellter oder gar ein Zeuge Jehovas, der mit möglichst seriöser Miene den Wachturm unter die Leute bringen wollte. Jedenfalls zog er nun eine Handwaffe aus einem Halfter unter der Jacke hervor.
    Ich rief mir ins Gedächtnis, daß Geister uns nichts antun können, solange unsere Furcht ihnen keine Macht über uns verleiht - allerdings war ich mir nicht sicher, ob diese Regel auch für Geister mit Schußwaffen galt. Ich versuchte mich verzweifelt an den Titel des Comics zu erinnern, in dem ich auf diese Weisheit gestoßen war. Wenn die Information aus den Geschichten aus der Gruft stammte, mochte sie ja hinhauen, wenn ich sie allerdings aus Donald Ducks Abenteuern hatte, war ich irgendwie in den Arsch gekniffen.
    Statt das Feuer auf uns zu eröffnen, drängte sich das bewaffnete Gespenst an seinen beiden Phantomfreunden vorbei und verschwand durch die Tür, die sein Kollege in Jeans geöffnet hatte.
    Vermutlich eilte er zu einem Telefon, um das Wachpersonal zu alarmieren. Wir standen kurz davor, zerstampft, zusammengefegt, eingetütet und für die Müllabfuhr bereitgestellt zu werden.
    Plötzlich schienen Wellen durch den Korridor zu laufen, und die Dinge um uns herum veränderten sich.
    Die weißen Keramikfliesen lösten sich auf einmal unter unseren Füßen auf, bis wir auf nacktem Beton standen, obwohl ich keinerlei Bewegung am Boden spüren konnte. Hier und dort entlang des Korridors blieben einzelne geflieste Flecken übrig, aber die Ränder waren nicht deutlich abgegrenzt, sondern zerfaserten sich in den Beton, als wären es wahllos verstreute Pfützen der Vergangenheit, die auf dem Boden der Gegenwart noch nicht verdunstet waren.
    Die Zimmer an der Innenseite des Korridors hatten keine Türen mehr.
    Die Leuchtkörper an der Decke verschwanden nach und nach, und Schatten schienen aus den Wänden zu quellen.
    In unregelmäßigen Abständen blieben einige intakt und erhellten weit voneinander getrennte Abschnitte des Korridors.
    Ich nahm die Sonnenbrille ab und steckte sie ein. Der Dienstplan an der Wand verflüchtigte sich, aber das Nachrichtenbrett blieb unverändert hängen.
    Einer der beiden Karren löste sich vor meinen Augen auf.
    Der andere blieb, aber einige der seltsamen Instrumente, die man darauf geladen hatte, wurden durchsichtig.
    Die zwei Geister, die noch im Gang standen, sahen nun wirklich wie Gespenster aus, schienen nicht mehr als ektoplasmatische Wesenheiten zu sein, die sich aus einem weißen Nebel gebildet hatten. Sie bewegten sich erst zögerlich und liefen dann immer schneller in unsere Richtung, vielleicht weil wir uns vor ihren Augen genauso auflösten wie sie sich vor unseren. Sie legten die Hälfte der Strecke bis zu uns zurück und verschwanden dann.
    Der bewaffnete Mann im Anzug kehrte aus dem Büro in den Korridor zurück, nachdem er den Sicherheitskräften wahrscheinlich etwas von Wikingern in Overalls und angreifenden Katzen erzählt hatte. Er war jetzt nur noch ein äußerst blasser Widergänger, ein schimmerndes Phantom. Er hob die Waffe und verabschiedete sich im gleichen Moment restlos aus der Gegenwart.
    Das wummernde elektronische Summen war mittlerweile nur noch halb so laut wie unter voller Energie, aber ähnlich wie ein Teil der Lampen und der Bodenfliesen verschwand es nicht vollständig.
    Niemand von uns schien über diese Gnadenfrist sonderlich erleichtert zu sein. Während sich die Vergangenheit in die Vergangenheit zurückzog, wo sie hingehörte, ergriff uns statt dessen eine größere Besorgnis.
    Mr. Rumpelmauser hatte völlig recht: Dieser Ort fiel auseinander. Die Restwirkung des Mystery Train sammelte sich, schaukelte sich auf, griff über den Ovalen Raum hinaus und durchdrang zunehmend das ganze Gebäude. Die letztlichen Konsequenzen ließen sich nicht vorhersagen, aber sie würden zweifellos katastrophal sein.
    Ich konnte das Ticken einer Uhr hören. Es war nicht die

Weitere Kostenlose Bücher