Im Bann der Dunkelheit
bemerkt zu haben, daß wir uns hinter ihnen aufhielten. Einer trug Jeans und ein weißes Hemd mit aufgerollten Ärmeln. Der zweite hatte einen dunklen Anzug an, der dritte Khakihosen und einen weißen Laborkittel. Sie blieben dicht beieinander und hatten die Köpfe gesenkt, als würden sie über etwas diskutieren, aber ich konnte ihre Stimmen im elektronischen Summen nicht verstehen.
Das waren sicherlich die drei rotbraunen Gestalten, die im trüben roten Licht am Treppeneingang vorbeigekommen und so verschwommen und verzerrt gewesen waren, daß ich nicht hatte sagen können, ob es überhaupt menschliche Wesen waren.
Ich blickte nach links, weil ich mir Sorgen machte, daß dort weitere Personen auftauchten und uns bemerkten, um dann Alarm zu schlagen. Doch zur Zeit war dieser Abschnitt des Korridors menschenleer.
Rumpelmauser schaute noch immer dem Trio nach. Offenbar wollte er uns erst weiterführen, wenn sie hinter der Krümmung des wie eine Rennbahn angelegten Korridors oder in einem der Zimmer verschwunden waren. Die gerade Strecke betrug von Kurve zu Kurve etwa einhundertfünfzig Meter, und die drei Männer hatten noch mindestens fünfzig Meter vor sich, bevor sie außer Sicht waren.
Wir standen da wie auf dem Präsentierteller. Wir mußten uns zurückziehen, bis die Mystery-Train-Leute außer Sichtweite waren. Außerdem machte es mich nervös, welche Lichtmengen jetzt bereits auf mein Gesicht einströmten.
Ich nahm Blickkontakt mit Sasha auf und deutete auf das Treppenhaus.
Sie riß erstaunt die Augen auf.
Ich folgte ihrem Blick und sah, daß der Zugang zur Treppe mit einer Tür versperrt war. Von der anderen Seite aus war keine Tür vorhanden gewesen; wir hatten schließlich ungehindert ins rote Leuchten - und dann in den grellen Neonschein - schauen können. Und wir waren ohne Hindernis von dort hierher vorgedrungen. Von hier aus betrachtet, existierte die Barriere jedoch.
Ich ging schnell zur Tür, riß sie auf und wäre beinahe über die Schwelle getreten. Glücklicherweise zögerte ich, weil ich spürte, daß irgend etwas mit der dahinter liegenden Dunkelheit nicht in Ordnung war.
Ich schob die Sonnenbrille ein Stück den Nasenrücken hinunter und blickte über die Gläser hinweg. Ich erwartete, dunkle Betonwände und eine nach oben führende Treppe zu sehen. Statt dessen breitete sich vor mir ein klarer Nachthimmel aus, in dem die Sterne funkelten und ein tiefer Mond hing. Dieser Himmel war alles, was ich dort draußen sah. Es schien so, als öffnete sich diese Tür hoch über der irdischen Atmosphäre in den interplanetaren Raum, weit von der nächsten Würstchenbude entfernt. Vielleicht öffnete sie sich ja auch in eine Zeit, in der die Erde gar nicht mehr existierte. Unterhalb der Schwelle war kein Boden zu sehen, nichts als leerer Raum, der ebenfalls von zahllosen Sternen erfüllt wurde, ein kalter und unendlicher Abgrund hinter dem hellen Korridor, in dem ich stand.
Sharky.
Ich schloß die Tür. Entschlossen packte ich mit beiden Händen die Schrotflinte, aber nicht, weil ich damit rechnete, sie benutzen zu müssen, sondern weil sie wirklich war, ein fester und unveränderlicher Gegenstand, ein Anker in diesem Meer der Seltsamkeiten.
Sasha stand jetzt direkt hinter mir.
Als ich mich zu ihr umdrehte, erkannte ich deutlich, daß sie dasselbe erschütternde Himmelspanorama wie ich gesehen hatte. Ihre grauen Augen waren zwar so klar wie immer, aber irgendwie dunkler als zuvor.
Doogie hatte nichts von diesem unglaublichen Anblick mitgekriegt, weil er mit der Uzi im Anschlag die drei Männer beobachtete.
Roosevelt stand stirnrunzelnd und mit geballten Fäusten da und musterte die Katze.
Auch Bobby hatte von seiner Position aus keinen Blick durch die Tür werfen können, aber er ahnte wohl, daß etwas nicht stimmte. Sein Gesicht war so ernst wie das eines Kaninchens, das in einem Kochbuch ein Rezept für Hasenragout las.
Rumpelmauser schien der einzige von uns zu sein, der nicht den Eindruck machte, als würden ihm im nächsten Moment die Sicherungen herausfliegen.
Ich versuchte, meine Gedanken von dem abzulenken, was ich statt des Treppenhauses gesehen hatte, und fragte mich, wie der Kater Orson und die Kinder finden wollte, wenn diese sich an einem Ort der Gegenwart befanden, während wir hier in der Vergangenheit festsaßen. Andererseits, wenn wir von einer Zeitperiode in die andere wechseln konnten, wenn wir von den Zeitverschiebungen mitgerissen wurden, die rings um uns stattfanden,
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