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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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leben«, sagte Roosevelt.
    »Wir wissen es aber nicht!«
    »Doch, wir wissen es.«
    Ich wandte mich hilfesuchend an Sasha: »Bist du genauso übergeschnappt wie alle anderen?«
    Sie sagte nichts, doch der Jammer, den ich in ihren Augen lesen konnte, war so schrecklich, daß ich den Blick von ihr abwenden mußte. Sie wußte, daß Bobby und ich die dicksten Freunde waren, daß wir beinah Blutsbrüder waren, die sich so nahestanden wie eineiige Zwillinge. Sie wußte, daß auch ein Teil von mir sterben würde, wenn Bobby starb, daß er eine Leere zurücklassen würde, die sie niemals ganz ausfüllen konnte. Sie sah meine Verwundbarkeit; sie hätte alles getan, alles, um Bobby zu retten, aber sie konnte nichts tun. In ihrer Hilflosigkeit erkannte ich meine eigene Hilflosigkeit, aber der Gedanke daran war mir unerträglich.
    Ich blickte nach unten auf die Katze. Einen Augenblick lang hatte ich das Bedürfnis, auf Rumpelmauser herumzutrampeln und das Leben aus ihm herauszuquetschen, als wäre er dafür verantwortlich, daß wir in diese Situation geraten waren. Ich hatte Sasha gefragt, ob sie genauso übergeschnappt wie alle anderen war, doch in Wirklichkeit war ich der einzige, der durchdrehte, der bereits durch die bloße Vorstellung, Bobby zu verlieren, innerlich zerbrach. Mit einem Ruck setzte sich der Aufzug nach unten in Bewegung.
    Bobby stöhnte auf.
    »Bitte, Bobby!« sagte ich.
    »Kahuna«, entgegnete er nur.
    »Du bist nicht Kahuna, du Scheißkerl.«
    Seine Stimme kam schwach und zitternd. »Pia glaubt aber, daß ich es bin.«
    »Pia ist eine durchgeknallte Psychopathin.«
    »Mach meine Frau nicht schlecht, Bruder.«
    Wir hielten auf dem siebten und letzten Stockwerk an.
    Die Türen öffneten sich in absolute Dunkelheit. Aber es war nicht der Blick ins Weltall, sondern nur der in einen lichtlosen Raum.
    Mit Roosevelts Taschenlampe führte ich die anderen aus dem Aufzug in einen kalten, feuchten Vorraum.
    Hier unten war das elektronische Summen deutlich gedämpft und fast unhörbar.
    Wir legten Bobby links neben dem Aufzug mit dem Rücken auf den Boden. Sasha und ich hatten unsere Jacken ausgebreitet, um ihn so gut wie möglich vom Beton zu isolieren.
    Sasha hantierte mit der Verdrahtung der Schalttafel und setzte den Aufzug vorübergehend außer Betrieb, damit er nicht fort war, wenn wir wieder zurückkehrten. Sollte die Vergangenheit jedoch völlig aus der Gegenwart verschwinden und den Aufzug mitnehmen, würden wir natürlich klettern müssen.
    Bobby konnte aber nicht klettern. Und wir konnten ihn unmöglich über eine Wartungsleiter nach oben hieven, nicht in seinem Zustand.
    Denk nicht darüber nach. Geister können dir nichts anhaben, wenn du keine Angst vor ihnen hast, und schlimme Dinge werden nicht geschehen, wenn du nicht daran denkst.
    Ich griff nach jedem Strohhalm, den die Weisheiten meiner Kindheit hergaben.
    Doogie schüttete seinen Rucksack aus. Mit Roosevelts Hilfe faltete er den leeren Sack zusammen und schob ihn Bobby unter die Hüfte, um seinen Unterleib zumindest ein Stückchen anzuheben, auch wenn es wohl kaum ausreichend war.
    Als ich die Taschenlampe neben Bobby auf den Boden legte, sagte er: »Wahrscheinlich ist es für mich im Dunkeln wesentlich sicherer, Bruder. Mit Licht mache ich nur ungebetene Gäste auf mich aufmerksam.«
    »Schalte sie aus, wenn du irgend etwas hörst.«
    »Schalte du sie aus, bevor ihr geht«, sagte er. »Ich schaffe es nicht.«
    Ich nahm seine Hand und war entsetzt, wie schwach sein Griff war. Er hatte tatsächlich nicht mehr die Kraft, um mit der Taschenlampe umzugehen.
    Genauso sinnlos wäre es also auch, ihm zur Selbstverteidigung eine Waffe hierzulassen.
    Mir fiel nichts ein, was ich noch zu ihm sagen konnte. In Bobbys Gegenwart war ich noch nie so sprachlos gewesen.
    Mein Mund schien voller Erde zu sein, als läge ich bereits im Grab.
    »Hier«, sagte Doogie und reichte mir eine überdimensionierte Brille und eine ungewöhnliche Lampe. »Eine Infrarotbrille. Aus israelischen Militärbeständen. Und eine Infrarotlampe.«
    »Wofür soll das gut sein?«
    »Damit sie uns nicht kommen sehen.«
    »Wer?«
    »Wer immer die Kinder und Orson festhält.« Ich starrte Doogie Sassman an, als wäre er ein Wikinger vom Mars. »Und der Typ soll auch noch ein großartiger Tänzer sein, o Mann«, sagte Bobby zähneklappernd.
    Es gab ein rumorendes Geräusch, als würde ein Güterzug über uns hinwegdonnern, und der Boden erzitterte spürbar.
    Während der Lärm wieder nachließ,

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