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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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taumelte rückwärts und stürzte wie in Zeitlupe zu Boden. Ich merkte, daß mir körperwarmes Blut ins Gesicht gespritzt war. Bobbys Blut. Großer Gott! Verdammt! Noch während ich in die Richtung herum wirbelte, aus der die Schüsse kamen, feuerte ich meine Schrotflinte ab und legte dann sofort eine neue Patrone ein.
    Anstelle des Mannes im dunklen Anzug waren nun zwei Wachleute da, die wir vorher noch nicht gesehen hatten. Sie trugen Uniformen, aber nicht die der Army. Sie gehörten auch dem Sicherheitsdienst an, der mir bekannt war. Projektsicherheit. Mystery-Train-Polizei. Sie waren zu weit entfernt, um durch meine Schrotladung mehr als verärgert sein zu können. Ein weiteres Stück Vergangenheit hatte sich um uns materialisiert. Bobby lag ausgestreckt auf dem Boden. Doogie löste die Uzi aus, und die Maschinenpistole legte den Konflikt ein für allemal bei.
    Mit einem unangenehmen Gefühl in der Magengegend wandte ich den Blick von den zwei toten Wachleuten ab. Die Aufzugstür hatte sich wieder geschlossen, ohne daß jemand aus der überfüllten Kabine ausgestiegen wäre. Die Schießerei würde zweifellos weitere Sicherheitskräfte anlocken. Bobby lag auf dem Rücken. Die weißen Kacheln um ihn in waren blutrot. Es war jede Menge Blut. Sasha ging links neben Bobby in die Hocke und ich an seiner rechten Seite. »Ein in Volltreffer«, sagte sie.
    »Er wurde gebifft«, sagte Bobby. So nennt man das, wenn man einen heftigen Schlag von einer Welle erhalten hatte.
    »Halt durch«, sagte ich.
    »Alles im Eimer«, sagte er und hustete.
    Mein Entsetzen war größer als jemals zuvor in meinem Leben, aber ich war fest entschlossen, mir nichts anmerken zu lassen. Ich knöpfte das Hawaiihemd auf, hakte die Finger in den harten Stoff von Bobbys schwarzem Pullover und riß, um die Wunde in seiner linken Schulter freizulegen. Sie lag so tief und so weit rechts, daß man eigentlich von einer Brustverletzung statt einer Schulterwunde sprechen mußte, wenn man ehrlich war, aber das wollte ich jetzt auf keinen Fall sein.
    »Nur eine Schulterwunde«, sagte ich zu Bobby.
    Das chronische Wummern ließ nach, die Fliesen unter mir verschwanden und nahmen die Blutflecken mit, wenn auch nicht alle. Die Vergangenheit wich erneut der Gegenwart, und die Zeit trat in einen neuen Zyklus ein, was uns möglicherweise ein, zwei Minuten Luft verschaffte, bevor weitere uniformierte Pervs mit Waffen auftauchten.
    Blut, so tiefrot, daß es fast schwarz war, quoll aus der Wunde. Wir konnten nichts tun, um eine derartige Blutung zu stoppen. Weder eine Aderpresse noch ein Verband würden etwas nützen. Ebensowenig wie Wasserstoffperoxid, Alkohol, Betaisodona und Mullbinden, selbst wenn wir all diese Dinge zur Verfügung gehabt hätten.
    »Woofy«, sagte Bobby.
    Die Schmerzen hatten seine immerwährende Sonnenbräune verblassen lassen, aber seine Haut war nicht weiß, sondern gelblich geworden. Er sah sehr schlecht aus.
    Im Korridor waren weniger Leuchtkörper zurückgeblieben als im vorhergehenden Zyklus, und das oszillierende Summen war leiser als zuvor.
    Ich befürchtete, daß die Vergangenheit sich vollständig aus der Gegenwart zurückziehen könnte, so daß wir irgendwann vor einem leeren Aufzugsschacht standen. Ich war auch nicht zuversichtlich, daß wir Bobby die drei Stockwerke hochtragen konnten, ohne ihm zusätzlichen Schaden zuzufügen.
    Ich richtete mich auf und warf Doogie einen Blick zu. Seinen bitterernsten Gesichtsausdruck sah ich gar nicht gern.
    Nein, Doogie, Bobby würde es bald schon wieder bessergehen, verdammt noch mal!
    Rumpelmauser kratzte wieder an der Aufzugstür.
    Roosevelt tat entweder, was die Katze von ihm wünschte, oder folgte den Überlegungen, die auch ich angestellt hatte, denn er preßte immer wieder den Daumen auf den Rufknopf.
    Die Anzeigetafel über den Türen zeigte nur vier Stockwerke an - E, U-l, U-2 und U-3 ., obwohl wir ja jetzt wußten, daß es sieben gab. Die Kabine befand sich angeblich in E, also im Erdgeschoß, das mit dem Hangar über dieser unterirdischen Anlage identisch war.
    »Komm schon, komm schon«, murmelte Roosevelt. Bobby versuchte den Kopf zu heben, um die Lage auszukundschaften, aber Sasha legte ihm eine Hand auf die Stirn und drückte ihn behutsam zurück.
    Es war gut möglich, daß er im Schock war. Im Idealfall sollte der Kopf dann tiefer als der Rest des Körpers liegen, aber wir besaßen im Augenblick nicht die Mittel, um die Beine und den Unterkörper anzuheben. Ein Schock kann

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