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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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verschiedene Typen von riesigen, elektrisch gesteuerten Schleusentoren bereit, um den Strom durch diese stygischen Kanäle zu unterbrechen, einzuschränken oder umzuleiten. Alle Tore waren ganz oder halb geöffnet, doch immer, wenn wir einen solchen Punkt passierten, befiel mich jäh die Angst, daß wir in diesen Röhren gefangen waren, falls die Tore zuschnappen sollten.
    Die Tunnel hier unten waren nicht wie die Räume und Gänge in den ersten drei Stockwerken unter dem Hangar bis auf den nackten Beton ausgeschlachtet worden. Da es keine erkennbaren Lichtquellen gab, vermutete ich, daß die Arbeiter, die diese Anlage instand gehalten hatten, stets eigene Lampen mit sich trugen.
    Ab und zu wehte ein Luftzug durch diese seltsamen Wege, doch die meiste Zeit war die Luft so reglos wie unter einer Käseglocke. Zweimal nahm ich mit der Nase einen feinen Hauch schmorender Holzkohle wahr, doch ansonsten lag nur ein schwacher, beißender Geruch in der Luft, der irgendwie an Jod erinnerte, aber sicherlich kein Jod war. Er hinterließ mit der Zeit einen bitteren Geschmack auf der Zunge und ein leichtes Brennen auf den Nasenschleimhäuten.
    Das Güterzugrumpeln kam und ging, dauerte bei jedem erneuten Auftreten länger, während die Ruheperioden zwischen diesen akustischen Attacken immer kürzer wurden.
    Bei jedem Ausbruch befürchtete ich, daß gleich die Decke einstürzen und uns so unwiderruflich unter sich begraben würde, wie Bergleute gelegentlich im Kohlenschacht begraben werden. Ein anderes und zutiefst schaudererregendes Geräusch hallte von Zeit zu Zeit durch den Tunnel, ein schrilles Kreischen, das seinen Ursprung möglicherweise in einer Maschine hatte, die kurz davorstand, durchzudrehen und sich selbst zu zerstören. Oder vielleicht kroch durch diese Röhren ein Geschöpf, von dem ich noch nie zuvor gehört hatte und von dem ich hoffte, ihm auch niemals zu begegnen.
    Ich erlitt gelegentliche Anfälle von Klaustrophobie und löste weitere aus, wenn ich überlegte, ob ich mich nun im sechsten oder siebten Kreis der Hölle befand. War der siebte nicht der See aus kochendem Blut? Oder kam der erst nach der Feuerwüste? Aber weder der Blutsee noch der brennende Sand dürften grün sein, und hier war alles gnadenlos grün. Auf jeden Fall konnten die tieferen Regionen der Hölle nicht weit entfernt sein. Vermutlich kamen sie gleich hinter dem Imbiß, in dem nur Spinnen und Skorpione serviert wurden, einmal um die Ecke, hinter dem Laden, in dem es aus Dornenzweigen gewobene Hemden und Schuhe mit Einlagen aus Rasierklingen gab. Oder wir befanden uns hier gar nicht in der Hölle, sondern nur im Bauch des Walfischs.
    Ich glaube, ich war ein bißchen am Durchdrehen, konnte mich aber rechtzeitig zusammenreißen, bevor wir unser Ziel erreichten.
    Ich hatte jedes Zeitgefühl verloren und war überzeugt, daß wir unter dem Regiment der Uhr des Fegefeuers standen, auf der sich Stunden- und Minutenzeiger drehen, ohne jemals weiterzurücken. Tage später würde Sasha behaupten, daß wir weniger als eine Viertelstunde in diesen Tunneln verbracht hatten. Und sie lügt wie gesagt nie. Hätte sie mir jedoch schon zu dem Zeitpunkt, als wir wieder den Rückweg antraten, weismachen wollen, daß dazu nur eine Viertelstunde nötig sei, hätte es für mich auf der Hand gelegen, daß dieser Kreis der Hölle zweifellos für notorische Lügner reserviert war.
    Das letzte Stück Weg - das uns zu den Kidnappern und ihren Geiseln führen sollte - war ein größerer Tunnel, und als wir ihn betraten, stellten wir fest, daß die Pervs, die wir suchten - oder zumindest einer von ihnen ., hier eine hübsche kleine Galerie der abartigen Errungenschaften eingerichtet hatte. Zeitungsartikel und einige andere Dinge waren mit Klebeband an der gewölbten Metallwand befestigt. Die Texte waren im Licht der Infrarotlampen nicht einfach zu entziffern, aber die Schlagzeilen, Unterzeilen und einige der Bilder waren deutlich genug zu erkennen.
    Wir richteten unsere Lampen auf die Ausstellungsstücke, um uns einen groben Überblick zu verschaffen und um zu verstehen, warum diese Dinge hier angebracht worden waren.
    Der erste Zeitungsausschnitt stammte aus der Moonlight Bay Gazette vom 18. Juli vor vierundvierzig Jahren. In jenen Tagen war noch Bobbys Großvater der Herausgeber der Zeitung gewesen, die er erst viel später an Bobbys Mutter und Vater abgeben wurde. Die Schlagzeile schrie geradezu: JUNGE GESTEHT MORD AN ELTERN; und in der Unterzeile hieß es:

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