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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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12JÄHRIGER KANN NICHT DES MORDES ANGEKLAGT WERDEN.
    Die Überschriften weiterer Artikel aus der Gazette, die aus demselben Sommer und dem nachfolgenden Herbst stammten, beschrieben die Folgen dieser Morde, die offenbar von einem geistesgestörten Jungen namens John Joseph Randolph begangen wurden. Schließlich hatte man ihn in eine Besserungsanstalt für Jugendliche im nördlichen Teil des Staates eingewiesen, wo er bleiben sollte, bis er achtzehn war. Zu diesem Zeitpunkt sollte er sich einer erneuten psychologischen Beurteilung unterziehen; wenn er dann als unheilbarer Krimineller eingestuft werden sollte, würde man ihn in die geschlossene psychiatrische Abteilung einer entsprechenden Anstalt überstellen.
    Die drei Fotos von John zeigten einen flachsblonden Jungen mit blassen Augen, der für sein Alter recht groß war, schlank, aber athletisch gebaut. Auf allen Bildern - bei denen es sich anscheinend durchweg um Familienfotos handelte, die vor den Morden aufgenommen wurden - hatte er ein gewinnendes Lächeln.
    In besagter Julinacht hatte er seinem Vater in den Kopf geschossen. Fünfmal. Dann hatte er seine Mutter mit einer Axt zerhackt.
    Der Name John Joseph Randolph war mir auf irritierende Weise vertraut, aber ich kam nicht darauf, wieso.
    Auf einem der Ausschnitte entdeckte ich einen kleineren Artikel, in dem es um den Polizisten ging, der den Jungen verhaftet hatte: Deputy Louis Wing. Lillys Schwiegervater. Jimmys Großvater. Der nun in einem Pflegeheim im Koma lag, nachdem er drei Schlaganfälle erlitten hatte.
    Louis Wing wird in der Hölle mein Diener sein.
    Anscheinend war Jimmy nicht deshalb entführt worden, weil seine Blutprobe einen Immunfaktor aufwies, der ihn vor dem Retrovirus schützte. Statt dessen war die altehrwürdige Rache das wahre Motiv hinter der Entführung.
    »Schau«, sagte Sasha. Sie zeigte auf einen Artikel, dessen Unterzeile den Namen des zuständigen Richters nannte: George Dulcinea. Der Urgroßvater von Wendy. Der seit fünfzehn Jahren auf dem Friedhof residierte.
    George Dulcinea wird in der Hölle mein Diener sein.
    Zweifellos war auch Del Stuart oder irgend jemand aus seiner Familie diesem John Joseph Randolph irgendwann über den Weg gelaufen. Wenn wir die Verbindung kannten, würde sie sicherlich wieder das Motiv der Rache offenbaren.
    John Joseph Randolph. Die merkwürdige Vertrautheit dieses Namens beunruhigte mich weiterhin. Während ich Sasha und den anderen durch die Galerie folgte, durchforstete ich mein Gedächtnis, aber die Suche blieb erfolglos.
    Der nächste Zeitungsausschnitt war siebenunddreißig Jahre alt und beschäftigte sich mit der Zerstückelung eines sechzehnjährigen Mädchens in einer Vorstadt von San Francisco. Laut Überschrift hatte die Polizei keine Spur vom Täter.
    Die Zeitung hatte auch das High-School-Foto des ermordeten Mädchens veröffentlicht. Über ihr Gesicht hatte jemand mit dickem Filzstift vier dicke Buchstaben geschrieben: MEIN.
    Mir fiel auf, daß John Joseph Randolph, falls er nicht als unheilbar kriminell erklärt worden war, in genau diesem Jahr aus der Jugendstrafanstalt entlassen worden wäre - mit einem freundlichen Händedruck, einer sauberen Weste, etwas Taschengeld und den besten Wünschen.
    Die folgenden fünfunddreißig Jahre waren durch fünfunddreißig Zeitungsausschnitte dokumentiert, in denen es um fünfunddreißig anscheinend ungelöste brutale Morde ging.
    Zwei Drittel davon waren in Kalifornien begangen worden, von San Diego und La Jolla bis hinauf nach Sacramento und Yucaipa; die übrigen verteilten sich auf Arizona, Nevada und Colorado.
    Die Opfer - jedes Foto war mit der Aufschrift MEIN verunstaltet - paßten in kein mühelos erkennbares Muster. Männer und Frauen. Junge und Alte. Schwarze und Weiße, Asiaten und Latinos. Heteros und Schwule. Wenn all diese Morde vom selben Mann begangen worden waren, und wenn dieser Mann John Joseph Randoph war, dann schien er großen Wert auf Chancengleichheit unter den verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu legen.
    Eine oberflächliche Betrachtung der Ausschnitte ergab zwei Punkte, die als Gemeinsamkeiten aller Mordfälle herausstachen. Erstens: das furchtbare Ausmaß der Gewalt, mit der sie begangen worden waren, ob nun mit stumpfen oder spitzen Gegenständen. In den Schlagzeilen tauchten immer wieder die Worte BRUTAL, GRAUSAM und SCHOCKIEREND auf. Zweitens: Keines der Opfer wurde sexuell mißbraucht.
    Johnnys Leidenschaften schienen sich ganz auf Schlagen und Stechen zu

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