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Im Bann Der Herzen

Im Bann Der Herzen

Titel: Im Bann Der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Güte!«, wiederholte sie matt.
    »Es ist nur vorübergehend, Miss Gray«, sagte Douglas, bemüht, zuversichtlich und beherrscht zu klingen. Ich bin beherrscht, sagte er sich wie ein Mantra vor.
    »Ja ... ja, natürlich«, stotterte sie. Sie rang nach wie vor um Selbstbeherrschung. Dann räusperte sie sich. »Kann ich Ihnen irgendetwas bringen, ehe Ihre Patientin kommt?«
    »Nein, nichts, vielen Dank, Miss Gray. Wie überaus zuvorkommend, dass Sie über Mittag arbeiten.« Er bedachte sie mit einem Lächeln, von dem er hoffte, dass es sein übliches verbindliches Cheflächeln war.
    »Meine Nachbarin macht freitags für meine Mutter stets ein Sandwich zurecht«, plapperte die Frau ein wenig zerstreut, während ihr Kopf sich wie bei einer Marionette fasziniert von einer Seite zur anderen drehte. »Auf dem Heimweg besorge ich dann zum Ausgleich immer eine Kleinigkeit extra.«
    Douglas konzentrierte sich mit aller Gewalt auf die vorliegende Sache. Er konnte die Räume ja nicht umdekorieren, ehe seine Patientin kam. »Ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihre Hilfe«, sagte er wahrheitsgemäß. Miss Gray war ein wahrer Glücksfall. Da er sich mit den Einkünften aus der Praxis keine volle Sprechstundenhilfe leisten konnte, hatte er begeistert zugegriffen, als Miss Gray ihm angeboten hatte, für ihn zu arbeiten, wenn sie nicht für Dr. Talgarth tätig war. Vermutlich brauchte sie zusätzlich Geld und wollte ihre dank Dr. Talgarths spärlichen Sprechstunden reichlich vorhandene freie Zeit nicht mit ihrer Mutter in der kleinen gemeinsamen Wohnung an der Bayswater Street vertrödeln. Und sie machte ihre Sache sehr gut.
    »Führen Sie Lady Sydney zu mir, wenn sie kommt«, bat er und ging zurück ins Sprechzimmer. Er stand da und betrachtete den Wandschirm, dann bückte er sich, um die einzelnen Felder der Stofftapeten näher zu inspizieren. Bei näherer Betrachtung sah es aus, als handle es sich weder um eine Orgie noch um die Opferung einer Jungfrau, sondern um eine heilige Handlung in einem römischen Tempel. Zumindest entschied er sich für diese Deutung.
    Wie durch ein Wunder erschien Lady Sydney pünktlich.
    Douglas hatte zwischenzeitlich begriffen, dass seine Zeit nicht als annähernd so kostbar galt wie jene seiner Patienten. Noch musste er viele Verspätungen hinnehmen und den Mund halten. War er aber erst einmal etabliert, würde er sich diesbezüglich keinen Zwang antun. Allen Erwartungen zum Trotz stellte er fest, dass er Lady Sydney sympathisch fand - aber schließlich hatten ihm auch Chastitys Freunde an dem Abend in Covent Garden, der Ewigkeiten zurückzuliegen schien, gefallen. Wahrscheinlich würde er die Duncan-Schwestern mit der Zeit genauso mögen. Kein hilfreicher Gedanke. Er tippte mit der Schreibfeder auf den Löscher, wobei ihm zum ersten Mal auffiel, dass in die Schreibunterlage aus Leder runenähnliche Lettern eingraviert waren. Laura hatte wahrscheinlich gedacht, die Hieroglyphen stellten uralte Arzneien oder Rezepturen dar.
    »Dr. Farrell... Dr. Farrell?«
    Er wurde gewahr, dass seine Patientin ihn erstaunt anstarrte. »Sie sprachen eben von Eisen.«
    »Ja, natürlich.« Rasch fuhr er fort: »Leber und Lebertran. Beides sollten Sie mindestens drei-oder viermal pro Woche in Ihrem Speisezettel berücksichtigen. Schwangere neigen oft zur Blutarmut.«
    »Ich finde Leber abscheulich«, wandte die junge Frau naserümpfend ein.
    »Sie wollen doch ein gesundes Kind«, erwiderte er mit einer gewissen Schärfe, eingedenk der vielen Frauen, die sich diese einem guten Verlauf der Schwangerschaft förderlichen Dinge nicht leisten konnten.
    Sie schien verwirrt. »Ja, natürlich. Ich werde alles Nötige tun, Dr. Farrell.«
    Er lächelte in der Hoffnung, die Wirkung seines Tons zu mildern. »Davon gehe ich aus. Wir sehen uns in einem Monat wieder. Wenn Sie vielleicht mit Miss Gray im Hinausgehen einen Termin vereinbaren ...?«
    Sie stand auf, griff nach ihrer Handtasche und reichte ihm die Hand. »Ihre Praxis ... äh, ich finde die Einrichtung ungewöhnlich. Für einen Arzt, meine ich. Nicht dass es nicht hübsch wäre ... sehr sogar«, setzte sie hastig hinzu.
    »Der Geschmack meines Vorgängers«, schwindelte er glatt und schüttelte ihr die Hand.
    »Sicher machte seine Frau ihren Einfluss geltend«, entgegnete Lady Sydney darauf.
    »Ja, das muss wohl so sein«, pflichtete Douglas ihr bei. Seine Patientin ging hinaus, und er saß da und starrte den Wandschirm und die roten, mit Quasten behängten Lampenschirme an.

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