Im Bann Der Herzen
zu. »Anders als ihre Tochter hat die Contessa einen ausgezeichneten Geschmack. Es war ein reizendes, gar nicht stiefmütterliches Geschenk.«
»Weiß Laura, was aus ihren stilvollen Bemühungen wurde?«, fragte Constance, die eben das letzte winzige Knöpfchen schloss.
»Nein, sie war seither nicht einmal in der Nähe der Harley Street«, sagte Chastity. »Sie ist viel zu sehr damit beschäftigt, den armen George umzudekorieren.«
»Es scheint ihn nicht zu stören«, meinte Prudence kichernd. »Er betet sie an.«
»Jedem das Seine«, gluckste Constance.
Ein energisches Pochen an der Tür ertönte, und Max rief: »Mrs. Farrell, Ihr Mann wird ungeduldig.«
»Sag ihm, dass gewisse Dinge Zeit brauchen, Max«, wies Constance ihn an. »Chas kann nicht im Unterrock aus dem Haus gehen.«
»Dagegen hätte er sicher nichts einzuwenden«, erwiderte ihr Mann, »aber ich gebe es weiter.«
»Wir müssen uns beeilen«, trieb Chastity ihre Schwestern an und legte die Bernsteinkette um den Hals. Ein Strahl der untergehenden Sonne ließ die Feueropale an ihrem Finger schimmern. »Wie klug von Douglas ... Er wusste, dass nur im Oktober Geborene Opale tragen können.« Sie hielt ihre Hand gegen die Sonne. »Seht doch, wie sie irisieren.«
»Sie sind herrlich. Wie die Ohrringe. Leg sie an, Chas.« Prudence reichte ihr ein Paar Opalohrgehänge.
»Hier sind Abendtasche, Handschuhe, Mantel«, zählte Constance auf und reichte die Dinge ihrer jüngsten Schwester. »Du siehst fabelhaft aus, Liebes, wie schon den ganzen Tag über.«
Chastity holte tief und bebend Atem. Tränen schimmerten kurz in ihren braunen Augen auf. »Ich weiß, dass es nicht das Ende von allem ist, aber ich habe das Gefühl, als wäre es das.«
»Nein, ist es nicht, Liebes. Es ist ein Anfang«, sagte Prudence überzeugt. »Für uns alle. Und jetzt geh endlich zu deinem Flying Scotsman.« Sie versetzte Chastity einen kleinen Schubs zur Tür hin, zog sie dann wieder an sich und gab ihr einen Kuss, wobei es in ihren Augen verdächtig glänzte. Constance umfing beide in einer großen Umarmung, und für ein paar Sekunden hielten sie einander fest. Dann trat Chastity zurück.
»Na schön«, gab sie leicht zittrig von sich. »Ich bin fertig.«
Ihre Schwestern schritten ihr voran die Treppe hinunter, an deren Fuß sich die Hochzeitsgäste versammelt hatten, um die Frischvermählten zu verabschieden. Douglas' Blick hing unverwandt an seiner Frau, als Constance ihm im Vorübergehen zuflüsterte: »Gib schön Acht auf sie, Flying Scotsman. «
Verdattert sah er sie kurz an, dann war aber schon Chastity zur Stelle. Von ihrem Anblick derart bezaubert, konnte er nicht anders, als ihre Hand zu nehmen und sie unter allgemeinem Applaus auf den Mund zu küssen.
»Der Wagen wartet, Sir«, kündigte Jenkins an. »Mrs. Farrell, bitte nehmen Sie die Glückwünsche des Personals entgegen.«
»Das ist das erste und einzige Mal, dass Sie mich so nennen dürfen, Jenkins«, sagte sie mit verschleierten Augen und gab ihm einen Kuss.
»Sehr wohl, Miss Chas«, gab er mit einer Verbeugung schmunzelnd zurück.
Douglas schob ihre Hand unter seinen Arm. So schritten sie durch das Spalier der Gäste. Laura, die an Lord Berengers Seite stand, ließ eine Hand voll weißer Rosenblätter über sie regnen. »Ein italienischer Brauch«, flötete sie. »So kultiviert.« Chastity dankte es ihr mit einem Lächeln, stark beeindruckt über die kultivierten Rosenblätter, die nun ihr Haar zierten.
Lord Duncan und seine Frau standen an der Haustür, die Jenkins offen hielt. Lord Duncan umfing die Hände seiner Tochter mit festem Griff. »Die Letzte«, sagte er. »Deine Mutter wäre so stolz gewesen.«
Chastity beugte sich näher zu ihm und flüsterte ihm ins Ohr: »Vor weniger als einem Jahr hattest du die Hoffnung aufgegeben, auch nur eine von uns an den Traualtar zu führen, Vater.« Sie küsste ihn, und er umarmte sie lachend.
»Was Voraussagen betrifft, war ich nie sehr gut«, gab er zu und reichte seinem neuesten Schwiegersohn die Hand. »Farrell, dass Sie mir gut auf meine Jüngste aufpassen.«
»Das werde ich, Sir«, versprach Douglas feierlich. »Aber die Wimpole Street ist in höchstens fünf Minuten zu Fuß erreichbar.«
»Wir werden uns freuen, euch alle zu sehen, wann immer ihr Zeit habt«, sagte die Contessa mit verständnisvollem Lächeln. »So ist es doch, Arthur?«
»Ja, meine Liebe, gewiss. Wann immer es euch passt.« Er legte seiner Frau einen Arm um die Taille. »Aber junge
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