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Im Bann der Leidenschaften

Im Bann der Leidenschaften

Titel: Im Bann der Leidenschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Nimou
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diesen Mann gleich zweimal innerhalb einer halben Stunde.
    „ Dann hast du ja gefunden, was du suchst“, flüstere ich Mel zu, „lass dich von einer Verkäuferin beraten und dann kauf das Teil, wenn du dich so sehr danach sehnst. Ich sehe mich eine Etage höher um.“
    Mel nickt geistesabwesend. Ihr Blick ist eins geworden mit der Stepptasche.
    Ich schlendere an dem Taschenregal entlang, Richtung Treppe. Als ich an dem Mann vorbeikomme, dreht er sich zu mir um und ich kann kurz in sein Gesicht sehen. Doch alles, was ich in dem Augenblick wahrnehme, sind die dunklen Augen und seine Größe. Ich reiche ihm höchstens bis zum Kinn. Damit ist er wesentlich größer als Philippe, der mich nur um ein paar Zentimeter überragt. Dann bin ich auch schon an der Treppe angelangt. Ich wäre mir blöd vorgekommen, wenn ich mich umgedreht hätte, und so steige ich in den ersten Stock hinauf. Ich habe keine Ahnung, was ich mit all den schönen Kleidern, die dort auf Schneiderpuppen hängen, und die sicherlich ein Vermögen kosten, anfangen soll. In meinem Kleiderschrank hängt inzwischen eine kleine Auswahl hübscher Kleider. Mir genügt sie. Außerdem ist Philippe derjenige von uns, der das nötige Kleingeld für solche Dinge hat. Zwar hat er mir seine Kreditkarte bereits mehr als einmal angeboten, doch ich habe jedes Mal abgelehnt. Ich bin doch keine Ein-Mann-Nutte. Nein, sobald ich die Arbeitserlaubnis habe, will ich wieder in meinem Job als Übersetzerin arbeiten. Und wenn ich nichts finde, dann in einem Hotel. Vielleicht richte ich mir aber auch ein eigenes, kleines Büro ein. In Philippes Penthouse gibt es einen nicht allzu großen, leer stehenden Raum, wo Platz ist für einen Schreibtisch und ein paar Regale.
    Ich bleibe vor einem antiken Holzkasten auf Beinen stehen, dessen Seiten verglast sind und der nach oben mit einer Glasplatte abgedeckt ist. Darin liegen locker drapiert ein rosafarbenes und ein hellblaues Seidentuch mit halbdurchscheinenden hellen Schmetterlingen darauf. Normalerweise mache ich einen großen Bogen um Pastellfarben, doch die beiden Tücher ziehen mich in ihren Bann. So wie ich sie anstarre, muss ich jeden Augenblick damit rechnen, dass mich die wunderhübsche Verkäuferin anspricht, die sich hier oben aufhält. Doch sie ignoriert mich. Ich weiß auch nicht, was ich gesagt hätte, wenn sie zu mir käme. Die Tücher kosten sicher ein kleines Vermögen und ich habe gerade genug Geld für eine kleine Mahlzeit bei mir. Als ich mich gerade umdrehen will, um zu meinen Freundinnen zurückzukehren, die noch immer unten bei den Taschen sind, spricht er mich an. Ist er mir etwa gefolgt?
    „Welches Tuch gefällt Ihnen besser?“ Sein Blick ruht auf der edlen Auslage, seine Stimme klingt schmeichelnd und nachdenklich.
    Ich sehe mich suchend um. „Sprechen Sie mit mir?“
    Blitzartig hebt er den Kopf. Höchstens eine Armlänge von mir entfernt wirkt er noch größer, als ich ihn in Erinnerung habe. Er nickt knapp. Sein Gesicht hat nicht diese feinen Züge, die mir an Philippe so sehr gefallen. Vielmehr ist da etwas Grobes. Die Wangenknochen sind hoch und kräftig, die Stirn eher flach, die Nase groß, unübersehbar schief und leicht nach unten gebogen. Er erinnert mich an einen Boxer. Doch da ist etwas an diesem Mann, das mich ebenso in seinen Bann zieht wie die beiden Seidentücher mit den Schmetterlingen. Möglicherweise sind es die dunklen Augen, die in dem warmen Licht auf dieser Ladenetage beinahe schwarz scheinen und umrandet sind von dichten, dunklen Wimpern.
    „ Ich bin nicht die Verkäuferin“, erkläre ich schnell und wende mich zum Gehen. Nichts wie weg hier. Nach unten in den weiß gekachelten Ausstellungsraum mit den vielen Taschen, wo meine Freundinnen sind. Der Mann ist mir unheimlich.
    „ Verzeihung.“ Er räuspert sich. Seine Augen sind auf mich gerichtet. „Ich wollte Sie nicht von hier vertreiben und ich will Ihnen auch nicht zu nahe treten, aber Sie erinnern mich an meine kleine Schwester. Céline hat Geburtstag und ich bin noch auf der Suche nach einer Kleinigkeit, die ich ihr zu der …“
    Er unterbricht sich selbst und sieht mich ernst und abwartend an.
    Ich komme mir klein und unbedeutend vor und habe keine Ahnung, warum dieser Mann mir all das erzählt. Er kennt mich doch überhaupt nicht. Ich persönlich würde nie eine Fremde in einem Geschäft ansprechen und ihr vom Geburtstag meiner Schwester erzählen. Ganz davon abgesehen, dass ich gar keine Schwester habe, sind mir ja sogar

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