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Im Bann der Liebe

Im Bann der Liebe

Titel: Im Bann der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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leicht, dass er sie schlafend auf seinem Bett gefunden hatte, dabei genügte in diesen Zeiten schon eine Kleinigkeit, um den besten Ruf zu ruinieren. »Danke«, murmelte sie mit gesenktem Kopf und eilte zur Treppe. Dadurch stieß sie so heftig mit ihm zusammen, dass sie gefallen wäre, wenn er sie nicht aufgefangen und festgehalten hätte.
    »Susannah«, sagte er, »es ist in Ordnung.«
    Seltsamerweise konnte sie mit seiner Güte schlechter umgehen, als sie es mit Ärger oder Sarkasmus gekonnt hätte. »Ja«, gab sie mit zitternder Stimme zu, »alles ist in Ordnung.«
    Da erst ließ er sie los und trat zurück. »Ich bringe die Wiege in Ihr Zimmer«, kündigte er an. »Wir sehen uns dann unten beim Essen.«
    Sie wollte antworten, brachte aber kein Wort heraus, also nickte sie und verließ fluchtartig den Raum.
    Lächelnd sah er ihr nach.

2
     
    Susannah McKittrick ist in keiner Weise so wie Julia, zumindest auf den ersten Blick nicht, dachte Aubrey, als er zusah, wie sein ungeladener Hausgast langsam und mit sichtlichem Bemühen um Anstand sein Essen einnahm. Seine verstorbene Frau war der Mode entsprechend etwas rundlicher gewesen, auch vor der Schwangerschaft schon, und hatte sich nie einen Genuss versagt.
    Susannah dagegen war schlank, fast schon hager. Ihre vollkommene Haut war blass, und die Art, wie ihre Hand zitterte, als sie die Gabel zum Mund hob, verriet, dass sie halb verhungert war. Er fragte sich, wann sie wohl das letzte Mal etwas Anständiges zu essen bekommen hatte. Wenn er nach dem Zustand ihrer Kleidung ging, war sie praktisch ohne finanzielle Mittel; ihr Stolz war womöglich alles, was sie hatte.
    Wahrscheinlich wollte sie Julias Baby mit zu sich nach Hause nehmen, um es großzuziehen, auch wenn sie das noch nicht gesagt hatte. Wenn er sich recht erinnerte, kam sie aus Nantucket. Vielleicht, dachte er und sah mit gerunzelter Stirn zu, wie sie die zweite Portion Grillhuhn in Angriff nahm, erwartet sie ja eine finanzielle Entschädigung irgendeiner Art. Wenn sie die war, die sie zu sein schien - eine wohlmeinende Freundin Julias -, mochte so ein Abkommen eine gute Lösung für das Problem sein. Aber was, wenn sie eine Hochstaplerin war? Er kannte sie ja gar nicht. Sie könnte das Kind im Stich lassen, sobald sie das Geld hätte, und er würde nie dahinter kommen.
    Sein Verstand riet ihm von übereilten Entschlüssen ab, ehe er ihren Hintergrund nicht besser kannte, und den würde er herausfinden lassen. Er kannte genau den richtigen Mann dafür.
    Jetzt war sie gerade dabei, vergeblich zu versuchen, das Huhn auf ihrem Teller mit dem Messer zu zerschneiden, und ihre errötenden Wangen verrieten ihm, dass sie sich seiner Blicke bewusst war.
    »Hier draußen im Westen ist es üblich, Huhn mit den Fingern zu essen«, bemerkte er.
    Sie warf ihm einen unsicheren Blick zu, als ob sie den Verdacht hätte, er wolle sich über sie lustig machen, aber er nahm seinen Flügel in die Hand und biss herzhaft hinein. Er meinte, ein scheues Lächeln in den grauen Augen zu sehen, war sich aber nicht sicher, weil sie den Blick gleich wieder senkte wie einen Schleier. Doch sie legte das Besteck beiseite und begann, ihren Hühnerschenkel abzuknabbern.
    Er spürte, wie sich in ihm etwas regte, und rückte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. »Wie lange waren Sie auf Reisen, Miss McKittrick?«, fragte er schließlich, um sich abzulenken und ein Gespräch zu beginnen.
    Sie sah ihn ernst an, als wollte sie den Grund selbst für eine so harmlose Frage erforschen. »Ich bin vor zehn Tagen aus Nantucket aufgebrochen«, erklärte sie dann.
    »Sie scheinen nicht viel Gepäck dabeizuhaben«, bemerkte er und goss sich noch ein Glas Wein ein. Sie hatte kopfschüttelnd abgelehnt.
    Susannah hob das Kinn, und ihre Augen wurden dunkel. »Ich habe nur sehr wenige Besitztümer«, erwiderte sie trotzig.
    Er hatte irgendetwas Falsches gesagt, auch wenn er nicht wusste, was es war. Frauen konnten sehr empfindlich sein. »Julia besaß sehr viele Kleider«, führte er aus und hoffte, dass er sie damit nicht beleidigte. »Sie sind in ihrem Ankleidezimmer. Nehmen Sie sich davon, was Sie brauchen.« Er räusperte sich. »Sie werden sie wohl ändern müssen. Julia war ... etwas rundlicher.«
    Sie überraschte ihn mit einem so strahlenden Lächeln, dass es ihn noch mehr aus dem Gleichgewicht brachte als vorher schon. Er wusste nicht, ob er sich je von dem süßen Schock erholen würde, sie schlafend auf seinem Bett gefunden zu haben. »Das ist

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