Im Bann der Ringe (German Edition)
else matters …“ . Cat wusste es noch, als wäre es erst gestern gewesen.
Auf dem mattschwarz lackierten Wandschrank kam der Pirelli-Kalender mit den nackten Beautys noch besser zur Geltung. Auch die Wände zierten die unterschiedlichsten Poster: nackte Frauen, Metallica, Basketball. Es herrschte das absolute Chaos überall – nur sein Schreibtisch unterlag penibelster Ordnung. Der stand unter dem Dachfenster und auf dem Fußboden daneben stapelten sich die Schulbücher, während über den Bildschirm des Computers der Schriftzug „Das Genie beherrscht das Chaos“ lief. Cat wusste von Ann, dass es sein großes Ziel war, auf ein gutes College zu gehen, und er deshalb ziemlich viel lernte. Das war der Beweis.
An der Pinnwand neben seinem Arbeitsplatz bewunderte sie die verschiedensten Fotos von ihm: beim Basketball, beim Snowboarden, am Strand. Was für ein Body, hatte sie damals nur gedacht.
Die Musik ging aus, Stephen warf den Film in den DVD-Player und dimmte das Licht. Schnell setzte Cat sich auf das Sofa neben Ann. Und Stephen setzte sich unglaublicherweise neben sie.
Während er lässig neben ihr auf dem Sofa lümmelte, hockte Cat stocksteif zwischen ihm und Ann. Völlig unfähig, sich auf den Film zu konzentrieren, weil sie nur darauf bedacht war, nicht plötzlich zu laut zu atmen, zu laut zu lachen oder sonst irgendwie negativ aufzufallen, starrte sie mit leerem Blick auf den Bildschirm.
„Na, gruselig?“, flüsterte er ihr irgendwann ins Ohr, als der Film bereits ein gutes Drittel gelaufen war.
„Mhm, ein bisschen“, log sie, obwohl sie nicht den blassesten Schimmer hatte, welchen Film sie eigentlich guckten. Aus dem Augenwinkel heraus verfolgte sie, wie er seine Arme öffnete und ihr sein jungenhaftes Lächeln zuwarf. Er sah sie einladend an und hob den Arm über ihre Schulter. Starr saß Cat da, während Engelchen und Teufelchen sich überschlugen.
Engelchen war ganz aufgeregt: „Was wird das denn jetzt? Ihr seid nicht allein und er nimmt dich einfach so in den Arm? Wow! Er muss dich wohl doch mögen!“
Teufelchen kicherte fies: „Mögen? So ein Quatsch! Sieh dich doch mal um: Du sitzt als einziges Mädchen zwischen sieben Jungs. Ann zählt nicht, die ist immer dabei. Soll er etwa mit Taylor kuscheln?“
Teufelchen hatte recht. Aber Engelchen flüsterte: „Hör nicht auf ihn! Der ist nur eifersüchtig!“ Da mischte sich Teufelchen wieder ein: „Er will seinen Jungs nur zeigen, dass er auch dich haben kann, wenn er will. Oder glaubst du ernsthaft, er interessiert sich wirklich für dich?“ Damit hatte er sicher ins Schwarze getroffen, doch Cat empfand es als zu schön, Stephens Körper so dicht neben ihrem zu spüren. Also stopfte sie das Teufelchen in die Tonne, knallte den Deckel drauf und rutschte in Stephens Arm.
„Keine Angst, ich beschütze dich.“ Er grinste sie an und ließ seine Brustmuskeln spielen.
„Prima!“ Cat machte große Augen. Dann genoss sie die Stunde in seinem Arm.
Nach Ende des Films verabschiedete sich einer nach dem anderen. Ann warf ihrer Freundin noch einen aufbauenden Blick zu, bevor Taylor sie bedeutungsvoll aus der Tür schob, um sie nach Hause zu bringen.
„Mensch, so spät schon? Ich muss dann auch langsam mal los“, stotterte Cat.
„Schade.“
Schade? Hatte sie etwas am Ohr? Hatte er gerade Schade gesagt? Bevor Cat nachfragen konnte – nicht, dass sie es wirklich getan hätte – sprach er schon weiter: „Aber ich bring dich nach Hause. Nicht, dass du noch von einem Vampir ins Gebüsch gezogen wirst.“ Jetzt erinnerte Cat sich auch wieder an den Film, den sie gesehen hatten: The Lost Boys .
Fünf Minuten später schlenderten sie Arm in Arm schweigend den spärlich beleuchteten Weg entlang. Auf ihrer Schulter spürte sie den leichten Druck seines Arms. Sie hielt es kaum aus, ihm so nahe zu sein, und heimlich kniff sie sich in das Bein, denn ihr war klar, dass das nicht die Wirklichkeit sein konnte. Erschrocken über den realen Schmerz schnaubte sie aus – es war die Wirklichkeit. Am nächsten Tag prangte dort ein blauer Fleck.
Sie wohnte leider nur drei Straßen weiter. Ihretwegen hätte der Weg an dem Abend gerne länger sein können. Sie überlegte, ob sie nicht einfach so tun sollte, als würde sie ihre Straße nicht finden, aber da blieb er auch schon stehen und ließ sie los.
Was mache ich denn jetzt? Einfach Tschüss sagen und mich fürs Nach-Hause-Bringen bedanken? Ein Gespräch anfangen, um den Moment des Abschieds noch
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