Im Bann der Ringe (German Edition)
anfangen, und einfach sehen, was daraus wird?“ Seine Stimme war rau und sein Blick wirkte unsicher, als er sie das fragte. Verblüfft öffnete Cat den Mund, um ihm zu antworten, aber sie brachte keinen Ton über die Lippen. Ihr Teufelchen war ebenfalls sprachlos! Sie konnte nur nicken. Mit offenem Mund.
Stephen sah ihr ganz lange, ganz tief in die Augen und zog sie dann, ganz langsam und vorsichtig, wieder an sich. Ohne seinen Blick von ihren Augen zu lösen, senkte er seinen Kopf und berührte mit seinem Mund ihre Lippen. Gleichzeitig schlossen sie die Augen und was dann kam, war … okay.
Wirklich! Es war nicht so, wie sie sich ihren ersten Kuss vorgestellt hatte, aber es war okay. Statt eines heißen Feuers breitete sich eine wohlige Wärme in Cats Bauch aus und sie genoss es einfach nur, nicht umzufallen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit lösten sie sich voneinander.
„Und? Wie war es diesmal?“, fragte Stephen nach einer Weile leise, sein Gesicht in ihrem Haar vergraben. Cat war froh, dass sie ihn nicht anlügen musste. Es entsprach voll der Wahrheit, als sie atemlos antwortete: „Es war schön.“ Stephen hatte gelächelt und sie wieder an seine Brust gezogen. Und wieder hatte sie ihr Gesicht in seiner Jacke vergraben und seinen Duft in sich aufgesogen. Wie eine Ertrinkende …
„Also, Miss Thompson? Wir warten.“
Eine scharfe Stimme bahnte sich einen Weg in ihren Gehörgang. Cats Kopf flog nach vorne, denn das Erste, was sie sah, als sie aus ihren Erinnerungen gerissen wurde, war nicht Mr. Hoops, der sich vor ihrem Tisch aufgebaut hatte und sie abwartend ansah, sondern die dunklen Augen von Ric. Cat erschrak.
„Erde an Thompson!“, hörte sie Mr. Hoops nun deutlicher. Mittlerweile trommelte er ungehalten mit seinen langen Fingernägeln auf ihrer Tischplatte herum und sah sie weiterhin fragend an. Cat hatte keinen blassen Schimmer, warum. Es musste wohl etwas mit dem Unterricht zu tun haben, denn der Film war mittlerweile aus und die Jalousien fuhren quietschend nach oben. Cat hatte von alldem nichts mitbekommen. Ebenso wenig davon, dass sie anscheinend die ganze Zeit, statt auf den Fernseher oder Stephens Rücken, in Rics Augen gestarrt hatte. Als hätten diese Augen sie hypnotisiert, kostete es sie eine enorme Überwindung, ihren Blick zu lösen und sich endlich dem Lehrer zuzuwenden.
„Oh, tut mir leid, Mr. Hoops, ich kann ... Ich weiß ... Tschuldigung. Ich habe keine Ahnung“, gab sie schließlich stammelnd zu und warf Ric noch mal einen schnellen Blick zu. Aber er hatte ihr bereits den Rücken zugedreht.
„Das ist aber wirklich jammerschade. Nun gut. Da Sie der Klasse nicht mitteilen können, wer der größte Maler in der Renaissance war, möchte ich Sie höflichst bitten, bis zum nächsten Montag –“, er sah sie streng über den Rand seiner kleinen Nickel-Brille an, „das ist heute in einer Woche – einen Aufsatz über das Thema zu verfassen.“
In diesem Moment klingelte es und Cats ungläubiges Aufstöhnen ging im Klang der Pausenglocke unter.
Illusionsgabe
„Das ist so unfair!“, schimpfte Cat beleidigt, als sie zusammen mit Ann, Dionne und Stephen den Flur hinunterging. „Habt ihr gesehen? Chris hat mindestens genauso wenig mitbekommen wie ich. Und? Er konnte fröhlich aus der Klasse spazieren, ohne diese nette Zusatzaufgabe. Ich könnte kotzen!“
„Ach, komm schon, Cat, das ist doch ein Klacks für dich!“ Stephen lachte sie an. „Stell dir vor, den armen Chris hätte das getroffen. Na, dann hätte er seine Party am Wochenende aber vergessen können. Der hat doch von Kunst überhaupt keine Ahnung.“
Aus dem Augenwinkel heraus sah Cat Ric an sich vorbei laufen. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, bevor es kurz stolperte und dann in einem rasanten Tempo weitergaloppierte. Warum brachte dieser Idiot sie bloß so aus der Fassung? Dann drehte er sich auch noch für einen kurzen Moment zu ihr um und schenkte ihr über die Schulter hinweg einen so unglaublichen Blick, dass ihr kurzzeitig ganz anders wurde. Idiot!
Das machte sie nur noch giftiger und schärfer als beabsichtigt fuhr sie Stephen an: „Na, schönen Dank auch! Hauptsache die Party kann steigen. Und was mit meiner sowieso schon spärlichen Freizeit ist, ist dir wohl egal, oder was?“ Ihre Stimme wurde bei jedem Wort lauter.
„Hallo? Fahr mal wieder runter! Hast doch selber schuld! Hättest du halt besser aufgepasst“, gab er lässig zurück.
„So wie du vielleicht? Wenn du so gut aufgepasst
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