Im Bann der Ringe (German Edition)
funkelten sie wütend an. „Was soll das heißen? Du hast gar nichts gefühlt?“
„Tschuldigung“, sagte sie, trat von einem Fuß auf den anderen und blickte beschämt zu Boden. „Ich wollte dich damit nicht verletzen. Ich hätte besser die Klappe halten sollen.“
„Ja, das hättest du wohl besser!“ Stephens Stimmlage wechselte nun von gefährlich leise über extrem wütend zu megalaut. „Was sollte dann das ganze Theater? Schließlich hast du mir doch schöne Augen gemacht! Und ich dachte … ich dachte, du wolltest … das!“ Sein ganzer Oberkörper bebte, so dass sie glaubte, er würde gleich platzen. Aber den Gefallen tat er ihr nicht. Natürlich nicht. Sie musste wohl zu Ende bringen, was sie angezettelt hatte.
„Schhhhh … geht’s ein bisschen leiser?“ Warnend legte Cat den Finger auf ihre Lippen. Es musste ja nicht gleich die ganze Nachbarschaft bei ihrem ersten Kuss live dabei sein.
Stephen schüttelte ungeduldig den Kopf. „Und nun? Was heißt das? Das war nicht die Antwort auf meine Frage!“, hakte er nach. Diesmal etwas leiser, aber immer noch ziemlich sauer.
„Doch, du hast recht! Ich wollte es doch auch“, bestätigte sie schnell und setzte leise hinterher: „Ich habe mir seit Monaten nichts anderes gewünscht, als dass du mich küsst.“ Erschrocken merkte Cat, was sie ihm da gerade gestanden hatte. Mist! Wenn sie sich schon blamierte, dann aber auch richtig!
„Und? Hab ich das nicht gerade?“, unterbrach er sie ungehalten. Ihre Verlegenheit störte ihn anscheinend überhaupt nicht. „Was ist dein Problem, Cat? Bin ich dir nicht gut genug?“ Sein Blick durchbohrte sie und brannte sich in ihren Kopf.
„Nein!“, keuchte sie erschrocken auf. „Nein, das ist es nicht!“
„Was, zum Teufel, ist es dann? Na los, sag’s mir!“
Jetzt hatte Cat nur zwei Möglichkeiten: Entweder hörte sie an dieser Stelle auf und ließ ihn in dem Glauben, dass er einfach nichts in ihr wachgerüttelt hatte. Das Ende vom Lied wäre vermutlich, dass er dann gehen und diese Horrorgeschichte spätestens am nächsten Tag unter seinen Freunden verbreiten würde – in abgewandelter Form natürlich. Dann könnte sie ihm nie wieder unter die Augen treten. Oder Möglichkeit zwei:
Sie sagte ihm die ganze Wahrheit und erhielt sich damit zumindest eine kleine Chance auf Verständnis und vielleicht sogar auf eine weitere Freundschaft. Falls er sich gerne mit Idioten abgab, standen ihre Chancen dann ganz gut.
Beide Möglichkeiten waren nicht gerade das, was man vielversprechend nennen konnte, aber sie musste sich entscheiden. Und zwar schnell! Bevor er ihr die Entscheidung abnahm und ging.
Cat nahm sich vor, sich von seinem kalten Blick nicht abhalten zu lassen, kratzte den Rest ihres noch vorhandenen Selbstbewusstseins zusammen und sprach einfach drauflos: „Ich hatte Erwartungen, Stephen. Ich dachte, ich wäre total verknallt in dich, und dieser Kuss müsste mich um den Verstand bringen.“
Das war also Möglichkeit zwei. Verzweifelt schüttelte sie den Kopf, weil sie merkte, dass sie sich gerade um Kopf und Kragen redete. Das konnte ja nur schief gehen!
„Du hast also gerade bemerkt, dass du dich doch nicht total in mich verknallt hast?“ Er hatte ihr Kopfschütteln falsch gedeutet und zog verdächtig langsam die Augenbrauen zusammen.
„Nein, so ist es nicht.“ Sie steuerte geradewegs auf ein Desaster zu. „Ich glaube schon, dass ich in dich verknallt bin!“ Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen glaubte er ihr kein Wort mehr. Und das konnte sie sogar irgendwie verstehen. Was hatte sie sich da bloß eingebrockt? „Ich bin mir da sogar ganz sicher, setzte sie deshalb schnell hinterher. Was hatte sie jetzt noch zu verlieren? „Es ist nur, dass ich … Ich hatte wohl einfach nur zu große Erwartungen in unseren ersten Kuss gesetzt.“ So, nun war es heraus. Er musste sie wirklich für eine komplette Idiotin halten. Und wenn er es nicht tat, dann war er selbst einer!
Nachdenklich sah Stephen sie an. Nach einer Weile zog er seine Hände aus den Hosentaschen, gestikulierte unentschlossen damit vor seinem Gesicht herum, um sie dann, mit einem ungläubigen Kopfschütteln, wieder fallen zu lassen. Langsam, als wüsste er nicht, ob es richtig war, was er jetzt tat, hielt er ihr seine rechte Hand entgegen. Zögernd ergriff Cat seine Finger und warf ihm einen fragenden Blick zu.
„Und wenn du jetzt mal deine Erwartungen beiseiteschiebst, meinst du, wir könnten dann noch einmal von vorne
Weitere Kostenlose Bücher