Im Bann der Ringe (German Edition)
los, oder willst du daran schuld sein, wenn ich den ganzen Vormittag über so schlecht gelaunt bin, weil ich mir von Stephen keinen Kuss mehr abholen konnte?“
„Ups. Schon so spät? Sorry, nein, das will ich natürlich nicht. So, fertig.“ Den Krempel würde sie dann eben später verstauen.
Sie schüttelte ihre langen blonden Locken und verließ nach einem letzten kritischen Blick in den Spiegel das Bad, schnappte sich ihre Jeansjacke und schaute Cat ernst an, während sie ungeduldig auf ihre Armbanduhr tippte: „Worauf wartest du noch? Willst du hier Wurzeln schlagen?“
Cat sah sie mit offenem Mund an. Na, die hat ja Nerven , durchfuhr es sie, aber noch bevor sie zurückschießen konnte, brach Ann in Gelächter aus.
„Hahaha ...!!! Du müsstest mal dein Gesicht sehen!“
Bei dem Gekicher konnte Cat nicht mehr sauer sein und fiel in das Lachen mit ein. Mit Lachtränen in den Augen verließen beide das Haus und machten sich in Cats Chevy auf den Weg zur Schule.
Leider waren sie tatsächlich spät dran. Kurz vor dem letzten Läuten rutschten die beiden Mädchen abgehetzt auf ihre Plätze im Klassenzimmer.
„Puh, geschafft“, keuchte Cat und drehte ihren Kopf nach rechts. Eine Reihe vor ihr saß er, strahlte sie aus seinen grünen Augen an und warf ihr das vertraute Lächeln zu, das sie neun Wochen lang vermisst hatte.
Gerade in dem Moment, als sie ihn begrüßen wollte, sauste Mr. Hoops schwungvoll durch die Tür und erklärte den Unterricht für eröffnet. So bewegte sie ihre Lippen nur zu einem lautlosen „Willkommen zurück“ und fing seinen Luftkuss auf, den er daraufhin ihn ihre Richtung schickte. Dann drehte er sich nach vorne.
Still seufzend blickte Cat die ganze Stunde über immer wieder heimlich auf seinen Rücken. Stephen hatte verdammt breite Schultern. Und auch sonst präsentierte er die für einen Basketballer so typische Figur: Groß, schlank, stark.
Er war gut einen Kopf größer als sie selbst, und so musste Cat sich immer auf die Zehenspitzen stellen, wollte sie ihn küssen. In seinen Armen, genauso muskelbepackt wie seine Beine, fühlte sie sich sicher und beschützt. Mit seinem spitzbübischen Grinsen im Gesicht wirkte er manchmal wie ein kleiner Junge und brachte sie immer wieder zum Lachen. Er gab sich herrlich unkompliziert und genau das gefiel ihr so an ihm.
Mr. Hoops war seinen Schülern gegenüber an diesem Morgen gnädig gestimmt und legte eine DVD über die Renaissance ein. So konnte Cat ganz in Ruhe ihren Gedanken nachhängen. Sie schwelgte in Erinnerungen daran, wie sie und Stephen vor ein paar Monaten zusammengekommen waren, und rief sich dabei jede noch so klitzekleine Kleinigkeit ins Gedächtnis.
Sie kannte Stephen bereits aus der Schule. Und da er der beste Freund von Anns Bruder war, hatten sie auch privat schon immer viel Zeit miteinander verbracht.
Vor einem halben Jahr hatten Cats Hormone plötzlich verrücktgespielt und sie hatte sich in ihn verknallt. Stephen war nett zu ihr. Nicht mehr, nicht weniger. Sie wusste, dass er mal hier und mal da ein Mädchen vernaschte. Sein Ruf eilte ihm, was das betraf, meilenweit voraus. Und obwohl Cat das wusste, konnte sie sich seiner enormen Anziehungskraft nicht entziehen. Sie war ein Junkie – und er ihre Droge.
Stephen merkte das irgendwann und fing an, mit ihr zu spielen. Er benahm sich plötzlich anders, wenn sie allein waren. Mehr als einfach nur nett. Es schien, als interessierte er sich plötzlich ernsthaft für sie. Waren sie jedoch in der Schule oder unter Freunden, verhielt er sich wiederum kühl und reserviert. Das brachte sie total durcheinander.
„Warum, verdammt noch mal, verhält er sich wie ein Arschloch?“, heulte sie sich bei Ann aus.
„Weil er eins ist!“ Ann hatte den Nagel auf den Kopf getroffen.
Eines Abends aber brachte er sie nach Hause.
Sie hatten sich an einem Freitagabend mit einigen Leuten bei ihm verabredet, um sich einen Film anzuschauen. Cat war ganz aufgeregt, denn er hatte, wahrscheinlich in einem Zustand geistiger Umnachtung, auch sie dazu eingeladen.
Sie war noch nie bei ihm gewesen und schaute sich deshalb unauffällig um. Der Mittelpunkt seines Zimmers war eine gemütliche, abgewetzte Couch. Eine von denen, in deren Polster man versank, sobald man sich fallen ließ. Das Bett war nicht gemacht, die Decke hing halb auf dem Boden, ein paar Sportsocken lagen auf dem Laken. Daneben stand eine kleine Stereoanlage und aus den Boxen an der Decke dröhnte Metallica: „Nothing
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