Im Bann der Ringe (German Edition)
hinauszuzögern? Soll ich ihn einfach küssen?
Schnell blickte sie hinunter auf ihre Schuhe und bohrte ihre Fußspitzen in den Sand, innerlich betend, dass er nicht Gedanken lesen konnte.
„Tja, da wären wir also“, stammelte Cat. Sehr originell war das ja nicht gerade.
„Mmmhh.“
„Ja dann …“
„Ja dann …“
Sie nahm all ihren Mut zusammen und sah ihn an. Er lehnte mittlerweile lässig am Zaun des Nachbarhauses und sein Blick war eine einzige Herausforderung. Seine Hände lagen ganz entspannt auf dem Geländer und sein Kopf war leicht schräg geneigt. Er sah so verdammt gut aus! In dieser Haltung hätte man ihn ohne Weiteres in einem Hochglanzmagazin ablichten können. Auf der Titelseite natürlich.
„Gut, dann geh ich mal“, machte sie einen erneuten Versuch des Abschieds. „Vielen Dank fürs Bringen.“ Er antwortete nicht. Sie war schon einen Schritt zurückgegangen, als er sie sachte am Handgelenk berührte.
„Cat!“, flüsterte er und dann lag sie auch schon in seinen Armen. Sie sog wie eine Ertrinkende seinen Duft ein. Er roch so gut! Sie wollte mehr davon und vergrub ihr Gesicht tiefer in seiner Jacke. Er zog sie noch enger an sich und legte seine Wange auf ihr Haar. Cat wollte ewig so stehen bleiben, doch er lockerte behutsam seine Umarmung und sie hob schüchtern den Kopf. Seine grünen Augen fesselten sie so, dass sie sich nicht von ihnen lösen konnte.
„Darf ich?“, fragte er heiser.
„Was du willst.“ Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern. Fast unmerklich veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Sachte senkte er den Kopf und in Erwartung dessen, was jetzt kommen sollte, schloss sie die Augen.
In ihrer Fantasie hatte er sie schon so oft geküsst und sie wusste ganz genau, wie es sein würde: Es würde ihr den Boden unter den Füßen wegreißen, wenn er seine weichen Lippen auf ihre presste. Ihr würde so heiß werden, als stünde sie innerlich in Flammen. Ihre Beine würden schwach werden und sie müsste sich an ihn klammern, um nicht umzufallen. Und – es wäre der beste Kuss des Jahrhunderts!
Mit diesen Erwartungen tauchte Cat also in ihren ersten Kuss ein. Und wartete.
Sie wartete darauf, dass sich der Boden unter ihren Füßen auftat. Sie wartete auf das Feuer, das sie verbrennen sollte. Sie wartete darauf, dass ihre Beine schwach würden und sie kurz vorm Umfallen wäre. Aber nichts. Nichts von alledem geschah. Es war einfach nur ein Kuss. Ein ganz stinknormaler Kuss, wie ihn bestimmt Tausende von Teenagern auf dieser Welt jeden Tag erlebten. Es war nichts … Besonderes.
Sie wartete ab, bis er sich von ihr löste, und schlug dann ziemlich enttäuscht die Augen auf. Ein wirklich selbstgefälliges Grinsen umspielte seinen Mund. Dann senkte er den Kopf, um sie erneut zu küssen. Okay, vielleicht jetzt? Sie hoffte nochmals und gab sich wieder mit denselben Erwartungen seinem Kuss hin. Und wieder tat sich nichts. Da war sie echt enttäuscht.
Ist er so ein schlechter Küsser? Cat hatte keine Ahnung. Bisher konnte sie noch keine Vergleiche aufstellen. Es war ihr erster Kuss. Vielleicht waren ihre Erwartungen auch nur ein kleines bisschen zu hoch? Nach dem zweiten Kuss sah sie ihn fragend an.
„Was?“, fragte er mit belegter Stimme und beugte sich dann zu ihrem Ohrläppchen, um daran zu knabbern. Sie bekam Gänsehaut.
„War das alles?“, rutschte es unbedacht aus ihr heraus, und sie schlug sich sofort mit der Hand auf den Mund. Wie gerne hätte sie sich einfach in Luft aufgelöst.
„Wie – war das alles? War das noch nicht genug?“ Er lachte leise. „Du willst noch mehr? Kannst du haben.“ Überzeugt davon, dass sein Kuss sie nach mehr betteln ließ, beugte er sich wieder zu ihr hinunter. Cat drehte ihren Kopf schnell zur Seite und sein Mund traf nur ihre Wange.
„Nein, nein, so war das gar nicht gemeint.“
Das irritierte ihn nun völlig. Verständnislos schaute er sie an.
„Ich meinte nur, war das alles? Also … hätte da nicht mehr passieren sollen? Also … ich dachte … ich dachte, es wäre etwas … ganz Besonderes … dich zu küssen“, stammelte sie wie ein kleines Mädchen, das ihrer Enttäuschung darüber Luft machte, dass der Weihnachtsmann ihr die falschen Geschenke gebracht hatte. „Aber ich habe gar nichts gefühlt“, plapperte sie weiter. Allerdings nicht sehr taktvoll. Abrupt zog Stephen seine Arme von ihr und vergrub die Hände in seinen Hosentaschen. Aha, es gefiel ihm nicht, folgerte Cat und sah ihn betreten an. Seine Augen
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