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Im Bann der Ringe (German Edition)

Im Bann der Ringe (German Edition)

Titel: Im Bann der Ringe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bielfeldt
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„Lass uns endlich gehen. Mathilda wartet.“ Sie packte Ann am Ärmel.
    „Was soll sie schon dazu sagen? Sie freut sich natürlich für uns!“, hörte Cat noch, dann drehte sie sich um und setzte sich endlich in Bewegung. Was sie nicht mehr sah war, wie Ric nur noch mit leeren Augen und einer ausdruckslosen Miene da stand und ihr hinterher starrte.
     
    „Guck dir mal Ric an. Der sieht aus wie ein Häufchen Elend“, flüsterte Ann Cat in der Mittagspause zu. Sie saßen zusammen mit ihren Freunden draußen an ihrem Lieblingstisch und packten ihr Lunch aus. Cat allerdings hockte wie eine Statue mit trübsinniger Miene vor ihrem Tablett und rührte nichts an. Ihr war der Appetit vergangen.
    Seit Dionne und Ric Händchen haltend zur ersten Stunde erschienen waren, konnte sie mit sich selbst nichts mehr anfangen. Wie betäubt ließ sie den Unterricht über sich ergehen, Fragen der Lehrer beantwortete sie automatisch, Fragen ihrer Freunde nach ihrem Befinden blockte sie freundlich, aber bestimmt ab. „Nur zu wenig Schlaf“, war ihre Standardantwort. Es brachte sie fast um, die beiden zusammen zu sehen. So vertraut, so eng, so … Nein, halt – Ann hatte recht!
    Ric saß zwar neben Dionne, sogar ziemlich eng neben ihr, aber trotz seiner freundlichen Miene, die er zur Schau stellte, trotz der oberflächlichen Intimität zwischen den beiden, störte etwas das Bild. Cat kam nicht drauf, was es war. Sie lehnte sich näher zu Ann. „Du hast recht. Das sieht zwar vertraut aus, aber irgendwie … irgendwie auch wieder nicht. Irgendwas stimmt da nicht.“
    „Dionne scheint sich alle Mühe zu geben, aber es sieht so aus, als würde alles an ihm abprallen. Als wäre er mit seinen Gedanken woanders.“
    Cat nahm ihn jetzt genauer unter die Lupe. Ric sah eigentlich aus wie immer. Seine Klamotten waren trendy, sauber und gebügelt und auch seine dunklen Haare glänzten im Schein der Sonne, sie waren wie gehabt mit viel Gel in Form gebracht. Seine Bewegungen wirkten etwas hölzern, das stimmte, aber das war es nicht, was sie störte. Was war es dann? Sie kniff die Augen zusammen, um ihn noch besser fixieren zu können. Wieder und wieder ging ihr Blick an ihm rauf und runter. Und dann endlich fiel es ihr auf: Seine Augen waren trübe.
    Seine Augen, die sonst immer auf irgendeine Art und Weise verschmitzt funkelten. Seine Augen, um deren dunkle Pupillen sich sonst immer leicht goldene Kreise zogen. Seine Augen, die sonst immer freundlich, interessiert, sanftmütig oder auch mal wütend blitzten. Seine Augen, die sonst immer voller Leben waren. Sie wirkten trübe. Als hätte sich ein dichter Nebel darüber gelegt. Selbst auf die Entfernung, über die Länge des Tisches hinweg, konnte Cat die Trostlosigkeit seines Blickes erkennen. Und das ließ sie schaudern.
    Eiskalt lief es ihr den Rücken herunter und trotzdem konnte sie den Blick nicht von ihm wenden. Und als hätte er das gespürt, fingen seine Augen kurz ihren Blick auf. Und nur für diesen einen kurzen Moment nahm Cat das vertraute Funkeln wahr. Dann war es fort. Er drehte seinen Kopf von ihr weg und wandte sich wieder Dionne zu.
    „Ann?“, flüsterte sie ihrer Freundin zu, ohne den Blick abzuwenden.
    „Hm?“ Kauend sah Ann sie an.
    „Mit Ric stimmt was nicht.“ Da war Cat sich jetzt absolut sicher.
    „Sag ich doch. Aber was?“ Ann hatte den Bissen endlich heruntergeschluckt und leckte schnell die Soße ab, die an ihren Finger heruntertropfte.
    „Sieh dir seine Augen an.“
    „Kann ich nicht. Die sind an Dionne festgenagelt“, schnaubte sie verächtlich und nickte mit dem Kopf zum anderen Ende des Tisches. „Wieso? Was ist mit seinen Augen?“
    „Die sind völlig ausdruckslos. Total trübe.“ Cat flüsterte. Es musste ja nicht jeder mithören, aber nach einem Blick in die Runde stellte sie erleichtert fest, dass alle mit sich selbst beschäftigt waren und niemand auf sie achtete. Alle – außer Jayden.
    Sie fing seinen besorgten Blick auf und setzte schnell ein lässiges Lächeln auf. Doch Jayden wäre nicht Jayden, wenn er ihr das abgenommen hätte. Fragend zog er die Augenbrauen hoch und als Cat nicht antwortete, saß er augenblicklich neben ihr, samt Tablett und Schultasche. „Schöne Scheiße, was?“
    „Was meinst du?“
    „Ach, Cat, tu doch nicht so. Mir machst du doch nichts vor, das weißt du.“
    Cat gab sich geschlagen. Jayden konnte sie wirklich nichts vormachen. Wie so oft kannte er sich besser in ihrem Gefühlschaos aus, als sie selbst.

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