Im Bann der Ringe (German Edition)
beiden … Hallo? Topf und Deckel, Faust auf Auge, Arsch auf Eimer! Begreifst du nicht, dass du gerade einen Riesenfehler machst?“ Jayden hatte ihn mittlerweile am Arm gepackt, als könnte er die Wahrheit so in ihn hineinpressen.
In Rics Kopf rasten die Gedanken wirr umher, gefangen in einem dichten Nebel, nichts kam richtig bei ihm an. Fragend sah er zu Jayden.
„Ric, Dionne ist zwar meine Schwester, mein Zwilling noch dazu, und ich liebe sie abgöttisch. Aber das hier, das ist nicht normal! Wach auf, Mann!“
Und Ric wachte auf. Er schloss für einen kurzen Moment die Augen, suchte in dem Nebel nach der richtigen Antwort. Und er fand sie tatsächlich.
Cat!
Verwirrt blinzelte er und sah sich um. Der Nebel war fort. Die Stimmen der anderen Schüler, die auf ihrem Weg in die einzelnen Klassenräume lachend und lärmend an ihm vorbei zogen, drangen nun wieder voll zu ihm durch. Durcheinander wandte er sich wieder Jayden zu. „Was hast du gesagt?“
„Oh Mann, hörst du mir denn gar nicht zu?“, stöhnte Jayden entnervt.
„Doch, doch, ich … Kannst du das aber bitte noch mal wiederholen?“, bat Ric. Und während Jayden seine Worte noch mal wiederholte, fiel Ric auf, dass er offenbar die Augen vor etwas verschlossen hatte, das wesentlich ernster war, als er angenommen hatte.
Als er nichts sagte, fuhr Jayden einfach fort: „Lass die Finger von Dionne! Du liebst sie nicht!“
„Nein, das tue ich nicht“, gab er jetzt leise zu.
„Dann hör auf, sie zu verarschen“, bat Jayden, überrascht über die offene Antwort.
„Sag mal, muss ich jetzt mein Liebesleben mit dir diskutieren? Da hab ich überhaupt keinen Bock drauf!“, fuhr Ric seinen Freund urplötzlich an.
„Dass du darauf keinen Bock hast, glaube ich dir gerne. Aber ist dir klar, was du da angerichtet hast?“ Ric schwieg. Jayden redete aufgebracht weiter: „Nein, natürlich nicht. War klar. Mensch, Alter, wenn Dionne das rauskriegt, dann steht die kurz vor der Explosion! Du hast sie getäuscht. Das tut man erstens nicht und zweitens schon gar nicht mit ihr!“
Ric bemerkte, dass das Gespräch die Richtung wechselte, und er glaubte fast, Jayden wollte sich wutentbrannt auf ihn stürzen und die Ehre seiner Schwester wiederherstellen. Aber nichts dergleichen geschah. Jayden ließ die Schultern hängen und stand einfach nur da. Und dann fing er an zu lachen.
Erst ganz leise, so dass Ric dachte, er würde schluchzen, aber dann wurde es lauter und bald lachte Jayden so laut und kräftig, dass er sich den Bauch halten musste. Ric verstand gar nichts mehr.
„Kannst du mich mal aufklären? Warum amüsierst du dich denn so fürchterlich?“
„Mann, Ric, ich find’s gut!“ Jayden schnappte nach Luft.
„Was findest du gut?“ Ric verstand immer noch nicht.
„Sorry, Mann, ich muss ... hahaha ... mich erst mal ... hahaha ... beruhigen ... hihihi ...“
„Ja, das glaube ich allerdings auch“, stöhnte Ric und wartete mit verschränkten Armen, bis Jayden den Lachflash endlich hinter sich gebracht hatte. Was etwas dauerte ... Gefühlte zwei Stunden. Aber in Echtzeit waren es etwa fünf Minuten, die Jayden brauchte, um sich vollends zu beruhigen. Und dann klärte er seinen Freund endlich auf: „Sorry, Ric, aber ich fand das einfach geil!“, wiederholte Jayden.
„Ja, das hab ich mittlerweile verstanden. Aber was genau findest du so ... geil?“
„Na, dass Dionne endlich mal an jemanden geraten ist, der den Spieß umdreht.“ Ric sah ihn mit gerunzelter Stirn an. „Hey, nichts für ungut“, gab Jayden ihm daraufhin zu verstehen. „Was ich meine ist, dass Dionne eine Jägerin ist. Und Sammlerin. Sie jagt ihre Beute, in ihrem Falle Jungs, fängt sie, zerfleischt sie und lässt sie dann zerstückelt, also mit gebrochenem Herzen, zurück. Das ist die Regel. Du kannst dir nicht vorstellen, mit wie vielen Verflossenen ich mich schon auseinandersetzen durfte, weil Dionne sie abgelegt hat, wie einen alten Turnschuh.“ Er seufzte traurig. „Ich hatte mir schon Sorgen um dich gemacht. Du passt hundertprozentig in ihr Beuteschema, und was das angeht, habe ich ja Recht behalten“, grinste er. „Aber du – du bist ihr um Klassen überlegen, wenn ich das mal so sagen darf. Da ist sie das erste Mal an ihren Lehrer geraten.“
Jetzt verstand Ric langsam. Jayden war gar nicht sauer darüber, dass er Dionne quasi benutzt hatte – nein – er lobte ihn auch noch dafür. Endlich hatte seiner Schwester mal jemand den Wind aus den Segeln genommen.
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