Im Bann der Sinne
beeile mich. Gib mir zehn Minuten", erwiderte sie.
„Zehn Minuten", sagte er und küsste sie kurz.
Sehnsüchtig blickte Jasmine ihm nach. Wie sehr die Wüste sich doch in Tariqs Wesen widerspiegelte. Auch er konnte kalt wie die Wüste bei Nacht sein, dann wieder heiß wie Feuer. Seit sie in Zulheil war, hatte sie immer wieder diese beiden Seiten an ihm kennengelernt. Damals vor vier Jahren war sie seiner eisigen Seite niemals begegnet. Hatte sie nur eine Hälfte von ihm gekannt? Vier Jahre ... vier verlorene Jahre. Plötzlich sehnte sie sich danach, alles über Tariqs Leben in diesen verlorenen Jahren zu erfahren. Sie wünschte es sich so sehr, dass es fast schmerzte. Tariq hatte bis jetzt jeden ihrer Versuche, über die Vergangenheit zu sprechen, abgewehrt.
Doch sie wusste, solange sie nicht darüber sprachen, würden sie niemals wirklich Frieden finden.
„Mina! Bist du bereit?" Tariqs Ruf unterbrach ihre düsteren Gedanken.
„Geht es schon los?" Sie blickte hinüber zu den anderen. Nur ein paar umgeknickte Grashalme verrieten noch, dass hier ein Nachlager war.
„Ich würde dich nicht hungern lassen. Schon gar nicht, wenn ich schuld bin an deinem Hunger." Seine Stimme war wie ein Streicheln.
Er stieß sich von dem Baum ab, an den er sich gelehnt hatte, und ließ den Blick über ihren Körper wandern, so eindeutig besitzergreifend, dass ihr fast der Atem stockte.
Als sich schließlich ihre Blicke trafen, hätte sie ihn fast angefleht, sie jetzt sofort zu heben.
Er winkte wieder nur mit dem Zeigefinger.
Einerseits hätte sie sich am liebsten in seine Arme geworfen und gesagt: Ja, ja, bitte.
Andererseits wehrte sich die erwachsene Frau in ihr gegen so viel männliche Arroganz. Sie stemmte also eine Hand in gespielter Entrüstung in die Hüfte und wiederholte mit der anderen Tariqs Geste.
Tariq lächelte breit. Zu ihrer Überraschung gehorchte er und kam zu ihr, so dicht, dass ihre Brust seinen Körper berührte. „Was möchtest du, mein Weib?"
Plötzlich wusste sie nicht, was sie sagen sollte.
Tariq strich mit dem Finger über ihre Wange. Sie senkte den Kopf, legte jedoch ihre Hand auf seine. Lächelnd beugte er die Knie, um ihr von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen. Damit hatte sie nicht gerechnet, und nur deshalb gelang es ihr nicht rechtzeitig ihren betrübten Ausdruck vor ihm zu verbergen.
Befremdet richtete er sich wieder auf. Sein Puls raste. Sie verbarg etwas vor ihm.
„Was bedrückt dich?"
Jasmine hob den Kopf. „Was meinst du? Nichts."
Ihre Lüge machte ihn noch entschlossener. Was glaubte sie, vor ihm verbergen zu müssen? Im Hinblick auf Jasmine konnte er nur instinktiv reagieren. Sie sprach alles in ihm an, was wild, primitiv und ungezähmt war. Das war ein Teil seiner Persönlichkeit, der gefährlich werden konnte, das wusste er, ein Teil, der eisern unter Kontrolle gehalten werden musste. Und die völlige Kontrolle über Minas Leben war der Preis, den sie für vier Jahre Qual zahlen musste.
„Ich bin dein Mann. Du wirst mich nicht belügen. Antworte mir." Er legte ihr eine Hand in den Nacken und zwang sie, ihn anzusehen. Das letzte Mal, als sie ihre Gedanken vor ihm verborgen hatte, hatte sie sich eingeredet, ihn verlassen zu müssen. Das hatte ihn fast zerstört. Er konnte sich nicht vorstellen, dass er es überleben würde, falls sie ihn noch einmal verlassen sollte.
„Wir verspäten uns", sagte Jasmine ausweichend.
Zeit spielte jetzt keine Rolle mehr. „Man wird auf uns warten", sagte er rau. Warum nur war er ihr gegenüber so verletzlich?
„Es ist jetzt nicht der richtige Augenblick." Sie legte die Hände auf seine Brust, um ihn wegzuschieben.
„Antworte mir."
Ihre kleinen Hände ballten sich zu Fäusten. „Du bist so schrecklich arrogant.
Manchmal könnte ich schreien vor Wut!"
Fast hätte er sich zu einem Lächeln hinreißen lassen. Jasmines Temperament entzückte ihn. Aber dass sie etwas vor ihm verheimlichte ... Seine Mutter hatte ihre Krankheit verheimlicht und ihm damit die Chance genommen, von ihr Abschied zu nehmen oder vielleicht mehr für sie zu tun. Jasmines Geheimnis würde vielleicht dazu führen, dass er sie erneut verlor. „Wenn ich etwas möchte, dann tue ich alles, um es zu bekommen", sagte er.
„Ich auch", erwiderte sie. „Ich bin zu dir gekommen."
„Und du wirst bleiben." Er würde ihr keine Wahl lassen. „Dieses primitive Land fängt wohl an, seinen Zauber zu verlieren?"
Entnervt verdrehte sie die Augen. „Nein, aber du
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