Im Bann der Sinne
vergessen hatte, deretwegen sie nicht die richtige Wahl für ihn war. Als achtzehnjähriges Mädchen hatte sie vorgehabt, es ihm zu erzählen ... bis Sarah ihr rücksichtslos die Konsequenzen vor Augen geführt hatte. Jasmine hatte ihrer Schwester geglaubt und das schändliche Geheimnis für sich behalten. Und ihre Familie hatte es später benutzt, um ihr den Mut zu nehmen, als sie sie vor die Wahl gestellt hatten.
„Du wirst gefälligst wieder mit mir sprechen."
Jasmine musste lächeln. Offenbar mochte Tariq es, wenn sie mit ihm plauderte.
Dabei hatte er sie erst am Tag zuvor damit aufgezogen, schwatzhaft zu sein.
Vielleicht würde es ihr ja doch gelingen, diesen komplizierten Mann zur Liebe zu inspirieren. Es würde schwieriger werden, als sie es sich vorgestellt hatte. Und wenn schon. Getrennt von ihm wäre sie fast gestorben.
Solange ihr Panter mit ihr zu reden wünschte, bestand Hoffnung. Solange er ihren Körper begehrte wie ein Verdurstender ein Glas Wasser, würde sie durchhalten.
Vielleicht würde er ihr eines Tages genug vertrauen und sie genug lieben, um sie voll und ganz zu akzeptieren. Bis dahin würde sie das Geheimnis, das sie so gern mit ihm geteilt hätte, für sich behalten.
„Erzähl mir von dem Anschlag auf dich", bat sie.
„Mina", sagte er unwillig. „Ich sagte doch, das Vergangene ist vergangen. Wenn du nicht mit mir streiten willst, dann fang nicht davon an." Er verlagerte sein Gewicht hinter ihr und nahm die Zügel von einer Hand in die andere.
„Und ich soll also deine Anweisung akzeptieren?" Sie konnte so viel Arroganz nicht einfach hinnehmen.
„Niemand widerspricht dem Scheich."
„Du bist mein Ehemann."
„Und doch benimmst du dich nicht so, wie es eine treu ergebene Ehefrau tun sollte."
Fast hätte Jasmine den ironischen Unterton überhört. Aha, er war nicht mehr zornig, sondern machte sich lustig über sie. Jetzt durfte sie auf keinen Fall klein beigeben, sonst würde er niemals mit ihr über Vergangenes sprechen. Er war so unglaublich stark, nicht nur körperlich, dass er eine starke Frau als Partnerin brauchte. Eine, die es wagte, ihm zu widersprechen und ihn herauszufordern.
„Wenn du totale Ergebenheit möchtest, hättest du dir besser ein Haustier gekauft."
Sie hätte hinzufügen können, dass eine total ergebene Ehefrau ihn zu Tode langweilen würde. „Und jetzt sag mir endlich, was damals geschehen ist."
„Wir sind auf dem Rückflug aus diplomatischen Gründen in Bahrain zwischengelandet. Auf dem Weg vom Flughafen wurde meine Limousine durch zwei Lastwagen von den übrigen getrennt."
„Und Hiraz?"
„Ich war keine sehr angenehme Gesellschaft damals." Tariqs Erklärung versetzte Jasmine einen weiteren Stich in ihr wundes Herz. „Hiraz fuhr im vorderen Wagen mit zwei Leibwächtern. Zwei weitere Leibwächter befanden sich in dem Wagen hinter uns."
„Du warst also allein." Unwillkürlich legte sie ihre Hand auf Tariqs.
„Ich brauchte Zeit für mich, Mina." Es klang bitter. Sie verstand. Selbst ein Scheich brauchte ab und zu das Alleinsein. Ein Mann wie Tariq jedoch erst recht. „Meine Fahrer sind stets auch ausgebildete Leibwächter."
„Und was geschah dann?", fragte Jasmine gespannt. Durch jenes Attentat wäre ihr Tariq fast genommen worden. Auf jeden Fall war der emotionale Schaden, den er erlitten hatte, immens.
Er beugte sich vor und strich den Stoff ihres Kopfschutzes beiseite, sodass er ihr ins Ohr flüstern konnte. „Wir haben sie erledigt."
Jasmine genoss es, seine Wärme zu spüren, seinen Duft zu atmen. „Ist das alles?", fragte sie, voller Angst, dass er sich aufs Neue zurückziehen würde.
„Es gibt nicht viel zu sagen. Es handelte sich um religiöse Fanatiker aus einem Staat, in dem Bürgerkrieg herrschte. Sie wollten mich mit bloßen Händen umbringen. Ich habe drei kampfunfähig gemacht, mein Fahrer zwei." Er küsste sie auf den Hals.
„Und die anderen Leibwächter haben sich um die übrigen Attentäter gekümmert, sobald sie die Lastwagenblockade durchbrochen hatten?"
Statt einer Antwort zog Tariq ihr wieder den Kopfschutz übers Gesicht. „Deine Haut ist zu empfindlich", brummte er.
„Vielleicht werde ich ja braun."
Er schnaubte ungläubig. „Genug davon. Jetzt reden wir über etwas anderes."
Sie hätte protestieren können, doch sie wollte nicht zu weit gehen. Er war ihr schon sehr entgegengekommen, nachdem er anfangs überhaupt nicht über die Vergangenheit reden wollte. „Einverstanden."
„Und das soll ich dir
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