Im Bann der Sinne
machst mich noch verrückt mit deinen Fragen."
„Antworte mir, dann lasse ich dich in Ruhe." Seine kühle Erwiderung machte sie nur noch wütender. Ihre wunderschönen Augen schleuderten Blitze.
„Später."
„Jetzt." Er hatte immer noch eine Hand auf ihrem Nacken und hielt sie fest.
Jasmine sah an ihm vorbei und drehte sich weg. Doch wohin sollte sie gehen? Dieses Land, mit seiner Hitze und seiner endlosen Weite, war Tariqs stärkster Verbündeter.
„Du bist stärker und nutzt diesen Vorteil aus." Jasmine sah ihn anklagend an.
„Ich werde jeden Vorteil nutzen, den ich habe." Er konnte, durfte sie nicht verlieren.
Er brauchte sie wie die Luft zum atmen.
Eine Sekunde lang trafen sich ihre Blicke. Das Schweigen wurde fast körperlich spürbar.
„Was spielt es schon für eine Rolle, woran ich gedacht habe?"
Sie wollte ihm noch immer ausweichen. „Du gehörst zu mir, Mina." Diesmal würde sie keine Geheimnisse vor ihm haben. Vielleicht war sie damals zu jung gewesen, um dem Druck standzuhalten,
der auf sie ausgeübt worden war. Aber hätte er von diesem Druck gewusst, dann hätte er um sie kämpfen können.
Schließlich gab Jasmine seufzend nach. „Ich habe an die Vergangenheit gedacht."
Plötzlich erschien die Luft zwischen ihnen um mehrere Grad abzukühlen. „Warum?", fragte Tariq eisig. Die Vergangenheit bedeutete Schmerz und Verrat.
„Ich kann nicht anders. Nicht, solange sie zwischen uns steht", rief sie verzweifelt.
Wie sie befürchtet hatte, wurde Tariq wieder zu dem Wüstenkrieger mit dem harten Gesicht. Er ging nicht auf das ein, was sie gesagt hatte, und das Schweigen zwischen ihnen wurde unerträglich. Vorsichtig legte sie die Hand auf seinen Oberarm. Er fühlte sich hart an wie Eisen.
„Vier Jahre, Tariq." All ihre Gefühle lagen im Zittern ihrer Stimme. „Vier Jahre waren wir getrennt, und du weigerst dich, auch nur ein kleines bisschen von deinem Leben in dieser Zeit mit mir zu teilen."
Sein Gesichtsausdruck wurde noch düsterer. „Was möchtest du wissen?"
Einen Moment lang war sie zu verblüfft, um etwas zu sagen. „Irgendetwas!", platzte sie dann heraus. „Alles! Nichts über diese Zeit zu wissen ist schrecklich. Es ist, als hätte ich ein tiefes Loch in mir."
„Es war deine Entscheidung."
„Aber jetzt habe ich mich anders entschieden."
Tariq wandte sich nur schweigend ab.
„Bitte", flehte sie.
Er ließ sie los und trat einen Schritt zurück. „Auf dem Rückweg von Neuseeland wurde ein Attentat auf mich verübt."
„Nein! Haben sie ..."
Er schüttelte unwirsch den Kopf. „Sie hatten keine Chance."
Jasmine fühlte sich schrecklich einsam, da er sie nun nicht mehr festhielt. „Sind sie immer noch aktiv?"
„Nein, sie waren von einer Regierung unterstützt worden, die inzwischen nicht mehr im Amt ist. Die neue Regierung ist uns freundlich gesonnen.
Offenbar versuchte er sie zu beruhigen. Das gab ihr den Mut, weiter zu sprechen, obwohl sein eisiger Ton mehr als abweisend war.
„Aber dass es überhaupt passiert ist!"
Seine nächsten Worte trafen sie wie ein Schlag ins Gesicht: „Sie hielten mich für ein leichtes Ziel, nachdem ich kurz zuvor von einer Frau in die Knie gezwungen worden war."
Jasmine hätte fast aufgeschrien vor Verzweiflung. Ihretwegen wäre Tariq fast getötet worden, das machte ihr Angst. Und natürlich wurde es dadurch für sie noch unendlich schwieriger, alles wieder einzurenken, vielleicht sogar unmöglich.
Inzwischen war ihr klar, welche Rolle Stolz und Ehre in Tariqs Leben spielten. Er war von Natur aus ein stolzer Mensch, und sein Stolz war auf grässliche Weise verletzt worden. Seine Stärke als Krieger und Führer seines Volkes war infrage gestellt worden, weil er sich den Luxus von Emotionen gestattet hatte. Wie könnte er jemals der Frau verzeihen, die schuld daran war, dass es überhaupt zu dieser schweren Beleidigung kommen konnte?
Ein Ruf von einem der Männer unterbrach das schwer lastende Schweigen. Tariq antwortete, ohne den Blick von Jasmine zu lösen. Sein Ausdruck war undurchdringlich, seine Stimme rau und kehlig, als ob auch er starke Gefühle unterdrücken müsste.
„Wir müssen gehen."
Betäubt von dem Schock nickte Jasmine und folgte Tariq. Als er ihr etwas zu Essen in die Hand drückte, rührte sie sich nicht. Da flüsterte er ihr ins Ohr: „Iss, Mina, sonst nehme ich dich auf den Schoß und füttere dich."
Sie glaubte ihm und zwang sich einen Bissen nach dem anderen hinunter. Auch sie hatte ihren
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