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Im Bann der Träume

Im Bann der Träume

Titel: Im Bann der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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trockene Brot aus der Tasche zu nehmen und daran zu kauen. Der Schimmelgeschmack machte sie würgen. Hätte sie nur einen Teil der Expeditionsvorräte versteckt! Als sie ihren Vater bis zum bitteren Ende gepflegt hatte, waren die Vorräte größtenteils schon vernichtet gewesen, da sie aus »teuflischen« Quellen stammten.
    Während sie aß, schaute Charis hinunter und beobachtete den Pfad. Nichts bewegte sich unten in der Siedlung. Ob sie nun in Sicherheit war oder nicht – sie mußte ausruhen und zu schlafen versuchen. Vielleicht würde der dichte Regen ihre Spuren verwaschen. Es war eine kleine Hoffnung, aber sie klammerte sich daran.
    Charis schob den Rest des Brotes in ihr Bündel, dann rollte sie sich in der hintersten Ecke ihrer Nische zusammen. Trotzdem spürte sie noch ein wenig den feinen Sprühnebel, der von den aufklatschenden Regentropfen aufstäubte. Aber endlich fand sie doch ein wenig Ruhe; nur das Frösteln blieb, das sie nicht zu unterdrücken vermochte.
    War es Schlaf oder Bewußtlosigkeit? Wie lange hockte sie so da? Mit einem Schrei tauchte Charis aus einem Alptraum auf, aber er wurde verschluckt von einem röhrenden Getöse.
    Sie blinzelte. Von der Erde bis hinaus zum grauen, triefenden Himmel schien eine Feuersäule zu reichen.
    Dort unten war ein Schiff, ein schlankes Raumschiff, die Nase gen Himmel gerichtet, und die Bremsraketen hüllten es in nebligen Rauch. Aber es war kein Traumbild, das Schiff war Wirklichkeit! Ein Raumschiff war neben dem Dorf gelandet.
    Charis taumelte vorwärts. Regen und Tränen wuschen ihr über die Wangen. Da unten war ein Schiff – Hilfe, Hoffnung. Und es war gekommen, ehe Tolskegg die Beweise dessen, was geschehen war, beseitigen konnte. Die verbrannten Gebäude sprachen eine deutliche Sprache. Man würde Fragen stellen. Und sie würde diese Fragen beantworten!
    Auf einem Fleck nassen Lehms rutschte sie aus, und bevor sie ihr Gleichgewicht wiederfand, schlitterte Charis abwärts. Entsetzen packte sie. Und dann waren um sie und in ihr nur noch Schmerz und Dunkelheit.
    Der Regen weckte sie wieder auf. Ihre Füße lagen höher als ihr Kopf. Angst preßte ihr die Kehle zusammen. Hoffentlich war sie in keine Falle geraten; hoffentlich hatte sie sich nichts gebrochen; hoffentlich schnitt nichts sie ab von ihrer Rettung!
    Irgendwie kam sie wieder auf die Beine. Wie lange hatte sie dort gelegen? Der Gedanke, daß dort unten das Schiff auf sie wartete, ließ sie ihre letzten Kräfte anspannen zu einer ihr selbst unbegreiflichen Anstrengung.
    Wo war der Quellenpfad? Nein, der gerade Weg hügelab mußte sie am schnellsten und sichersten zu ihrem Ziel bringen; bald stand sie unmittelbar über dem Landeplatz und sah hinunter. Sie brauchte nur diese Richtung einzuhalten.
    War es ein Patrouillenschiff? Ein Kolonietransporter war es sicher nicht, dazu war es zu schlank. Dann konnte es nur ein Patrouillenschiff oder ein außerplanmäßiges Forschungsschiff sein, und die Besatzung würde dann schon wissen, wie es mit der Situation hier fertig werden konnte. Vielleicht war Tolskegg schon unter Arrest.
    Vorsichtig ging Charis weiter. Einen zweiten solchen Fall durfte sie nicht riskieren, wenn sie ihre Rettung nicht verspielen wollte. Sie wollte auf ihren eigenen Füßen dort erscheinen und ihre Geschichte klar und deutlich erzählen. Nur langsam; das Schiff hob nicht sofort wieder ab.
    Der scharfe, ätzende Geruch der Raketenbrenner hing um Büsche und Bäume. Besser wäre, sich hier in der Nähe zu halten, keinen Umweg mehr zu machen. Es spielte ja auch keine Rolle mehr, ob Tolskegg oder seine Helfershelfer sie sahen. Jetzt würden sie wohl zu viel Angst haben, als daß sie etwas gegen sie – Charis – unternahmen. Furchtlos verließ Charis das Gebüsch und machte sich auf den Weg zum Dorf. Warum sollte sie auch Angst haben? Die dort unten würden es kaum wagen, unglaubwürdige Geschichten zu erzählen. Doch, versuchen würden sie es schon – nur, glauben würde ihnen niemand. Charis lief auf das Schiff zu, winkte heftig und hielt nach den Schiffsinsignien Ausschau.
    Doch es gab keine. Der Raumer hatte keine Herkunftsbezeichnung, keinen Namen, nichts. Ihr winkender Arm fiel schwer herab, denn nun sah sie das Schiff als das, was es war.
    Es war kein Regierungsraumer. Die Flanken des Schiffes waren vom Baumstaub zerschrammt, und seine Abmessungen lagen etwa zwischen denen eines Forschungsschiffes und Frachters. Vielleicht war es einer der freien Händler zweiter Klasse,

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