Im Bann der Versuchung
antworten, kommt Ihr Mädchen selbst hinunter!" Und dann: „Spring, Meg; hilf deinem Kelpie."
Der Wind blies eisig kalt. Margaret stand an der Riffkante, schaute in die Tiefe, beugte die Knie, streckte die Hände vor und sprang.
Trübe und unheimlich war die fremde Wasserwelt um ihn herum. Er fröstelte und fühlte, wie er langsam auskühlte. Sein Gummianzug besaß normalerweise eine zusätzliche Luftschicht, um Wärme und Auftrieb zu gewährleisten, aber nun war er am Ärmel gerissen, füllte sich langsam mit Wasser, wurde immer schwerer und setzte ihn dem kalten Wasser aus. Die Ventile an seinem Helm klickten unablässig, das zuversichtliche Geräusch von Luft - und Leben -, aber die Luft war seltsam dünn, und er konnte seine Lungen nicht richtig füllen. Er besaß auch keine rechte Kraft mehr zu schieben. Evan drückte sich gegen den Stein, und auch Alan, der plötzlich erschienen war, stemmte sich mit seiner ungeheuren Körperkraft gegen den Granit. Jetzt wiederholten sie ihren Versuch, und er hörte, wie der Stein über das Unterwassergebirge schrammte, fühlte, wie sein Bleistiefel freikam. Er zog das Bein an, gab Zeichen, dass sie es geschafft hatten.
Dennoch konnte er nicht an die Oberfläche entfliehen. Zwar hatten sie seinen Fuß befreit, dabei aber die Versorgungsleitungen eingeklemmt. Die Welt um ihn herum wurde zusehends verschwommener.
Alan schwamm zurück an die Oberfläche, kam mit einer Eisenstange zurück, setzte sie unter die Kante des Granitblocks und bedeutete Evan und Dougal, sich erneut dagegen zu stemmen. Noch einmal drückte er mit aller Kraft gegen den Stein, ein seltsames Rauschen in den Ohren zeigte ihm an, dass er Luft holen musste, aber seine Lungen füllten sich nicht. Die Luftzufuhr war durch die abgeknickten Schläuche unterbunden. Er schwebte in höchster Gefahr, konnte ersticken.
Der Stein bewegte sich ein wenig, ließ einen Luftschwall durch die Schläuche. Dougal atmete tief ein und wieder aus. Der Stein bewegte sich noch ein Stück, und das Klicken der Ventile wurde wieder ganz schwach. Er musste freikommen. Wenn nicht, dann starb er hier am Fuß des Riffs, wo auch seine Eltern gestorben waren. Aber er wollte nicht sterben. Es gab so viele Gründe zu leben. Die Frau, die er liebte, wartete oben auf dem Riff auf ihn, dort, wo ihre Liebe, ihr gemeinsames Leben begonnen hatte. Ihr gemeinsamer Sohn, dieses wunderbare Kind, das ihm gerade erst geschenkt worden war und das er nicht so schnell wieder verlieren wollte, wartete mit ihr. Er wollte zurück zu ihnen.
Beim nächsten Atemzug stellte er fest, dass keine frische Luft durch die Schläuche geflossen war. Er gab den beiden Männern Zeichen, aber es gab wenig, was sie tun konnten. Ihm war klar, dass er ersticken würde, während seine Freunde versuchten, ihn zu retten. Er blickte nach oben, Der Wellengang und die Strömung waren mittlerweile so stark, dass das Wasser dunkelgrün und undurchsichtig geworden war.
Alan schwamm an ihm vorüber, tauchte auf zum Luftholen. Ein letztes Mal stemmte sich Dougal mit aller Kraft gegen den unerbittlichen Stein - fast war er einer Ohnmacht nahe. Er griff an die Ventile, bereit, die Schläuche herauszuziehen, dann fasste er an den Helm, versuchte die Klammern zu öffnen. Vielleicht hatte er ohne die Ausrüstung eher eine Chance zu überleben.
Wieder bewegte sich der Stein, ein wenig Luft kam durch die Ventile - genug, dass er für einen kurzen Moment wieder einen klaren Kopf bekam. Alan war zurück, und die Männer stemmten sich erneut gegen den Granitblock. Abermals begann Dougal schwindelig zu werden, wieder war die Luftzufuhr unterbrochen. Seine Schläfen pochten, vor ihm verschwamm alles. Er schaute nach oben. Ein Trugbild schwebte herab. Eine helle, anmutige Wasserfee mit langem Haarschweif schwamm direkt auf ihn zu; die weißen Kleider umhüllten ihre wunderschöne Gestalt wie einen Schleier. Sie kniete neben ihm nieder, legte beide Hände auf seinen Helm und schaute ihm ins Gesicht.
O Gott, er liebte sie so sehr. Als er sie halten wollte, schwamm sie davon und nahm Alan die Eisenstange aus der Hand. Auf Anweisung der beiden Männer schob sie die Stange unter den Stein. Alan und Evan stemmten sich gegen den Granit, und sie drückte den Hebel nach unten.
Diesmal hob sich der Stein mit Hilfe des Hebels lange genug, dass Dougal den Luftschlauch herausziehen konnte. Mühsam legte er ihn über die Schulter, wie er es immer tat. Er bewegte sich wie im Traum.
Evan und Alan schoben ihn
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