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Im Bann der Versuchung

Im Bann der Versuchung

Titel: Im Bann der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan King
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Eine frische Brise zerrte an ihrem Kleid und dem Plaid, das sie um die Schultern trug. Haarsträhnen hatten sich gelöst und schlugen ihr ins Gesicht. „Ich bin nicht kratzbürstig."
    „Sie fahren Ihre Stacheln aus, wann immer ich Ihnen zu nahe komme", sagte er leise und hob die Hand, um ihr das Haar aus der Stirn zu streichen. Unwirsch wandte sie den Kopf zur Seite. Sehen Sie, war er versucht zu sagen. Doch stattdessen fragte er noch einmal: „Kennen Sie Lady Strathlin gut?"
    „Gut genug. Jeder auf Caransay kennt sie.”
    Sie standen auf der Anhöhe über dem Crofterhaus, dort wo die Machair in einen langen Sandstreifen überging, der bis zum Wasser führte. Das Fischerhaus, das da im Mondlicht vor ihm lag, war größer, als er zunächst angenommen hatte. Das kleine Haupthaus war mit zwei weiß gekalkten Seitenflügeln erweitert, deren massive Strohdächer mit Netzen gegen den Sturm gesichert waren. Ein schönes Bild: das Gehöft vor der glitzernden Bucht, und tief am Horizont stieg die Morgenröte aus dem Meer.
    „Ist das Great House?"
    Sie gab ein leises, melodisches Lachen von sich. „Nein, das ist Camus nan Fraoch oder Heidebucht, wie Sie es nennen würden. Meine Großeltern leben dort."
    „Und Sie wohnen hier, wenn Sie auf der Insel sind."
    Margaret nickte.
    „Leben Sie mit Ihrem Mann in Mull?"
    „Mit meinem Mann? Ich bin nicht verheiratet ... und ich wohne auf dem Festland."
    „Verzeihen Sie. Aber am Strand sah ich Sie mit einem Mann und einem kleinen Jungen, so dass ich annahm, es wären Ihr Sohn und Ihr Ehemann."
    „Nein, das war mein Cousin, Fergus MacNeill und ... Iain."
    Dougal war erleichtert. Aus ihrem Namen hatte er nicht viel schließen können, denn oftmals behielten die schottischen Frauen nach der Eheschließung ihre Mädchennamen. Da er nicht weiter aufdringlich sein wollte, verkniff er sich die Frage, ob sie mit ihren Eltern oder anderen Verwandten auf dem Festland lebte. Da Norrie sie von Mull abgeholt hatte, nahm Dougal an, dass sie irgendwo an der Küste wohnte, vielleicht in Ardnamurchan oder Moidart.

    „Wo liegt denn Clachan Mor, der Landsitz der Baroness?"
    „Das ist kein Landsitz", erklärte sie. „Nur ein etwas größeres Haus. Es liegt dort hinten, am Fuß jenes Bergrückens."
    In der Ferne konnte er schwach die Umrisse eines großen Steinhauses erkennen. Es war ein kastenförmiges Gebäude mit gerader, schlichter Fassade und vielen Fenstern. Vom Haus erstreckte sich eine sandige Halbinsel bis weit hinaus ins Meer.
    „Wissen Sie, wann die Baroness wieder dort sein wird?"
    „Nicht genau."
    „Sind Sie in ihre Pläne eingeweiht?"
    „Manchmal." Ihre Augen funkelten, und er hatte das Gefühl, als wüsste sie mehr, als sie preisgeben wollte. „Sie schätzt ihr Privatleben auf Caransay und möchte alles Geschäftliche von sich fern halten, wenn sie hier ist."
    „Ja, ich habe gehört, dass sie sehr zurückgezogen leben soll, nicht nur hier, auch auf dem Festland. Über Monate haben wir miteinander korrespondiert, aber ich habe sie noch nie persönlich kennen gelernt."
    „Ich weiß von Ihrem Briefwechsel mit ihr, Sir. Er ist nicht sehr erfreulich."
    „Stimmt. Na ja, wenn ich die Baroness schon nicht treffen kann, könnte ich Sie dann vielleicht überreden, ihr eine Mitteilung zu überbringen? Obwohl ....ich könnte wetten, dass Lady Strathlin meiner ständigen Botschaften überdrüssig ist", meinte er traurig.
    Sie schaute zum Himmel. Mit einem Mal überzog ein eigenartiges rosa Licht ihr Gesicht mit einem wunderschönen, geheimnisvollen Glanz. „Oh, schauen Sie mal! " rief sie und zeigte dabei aufs Meer.
    Dougal drehte sich um. Am Horizont stand ein hellgrüner Lichtbogen, dehnte sich aus, explodierte in rosa und grüne Licht-und Farbstreifen, die das Firmament wie ein seidenes Tuch überzogen. Wie verzaubert beobachtete Dougal das Schauspiel. Ohne nachzudenken legte er seine Hand auf ihren Arm, die Geste eines Gentleman und doch zugleich der Wunsch, sie zu berühren und mit ihr verbunden zu sein.
    „Herrlich", flüsterte sie.
    „Fantastisch. Die Aurora Borealis."
    „Wir nennen die Nordlichter die fröhlichen Männer`."
    „Irgendwo habe ich gelesen, dass man früher glaubte, diese Lichter seien riesige, übernatürliche Krieger ... insbesondere wenn der Himmel sich rot wie Blut verfärbte."
    „Und ich dachte als Kind, es seien Engel, die da am Himmel tanzen", sagte sie nachdenklich, während sie weiter den geschmeidigen Tanz der farbigen Lichter über sich

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