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Im Bann der Versuchung

Im Bann der Versuchung

Titel: Im Bann der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan King
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nicht da", sagte er schließlich.
    „Aha. Ich hoffe, man lässt es mich wissen, wenn sie auf die Insel kommt. Ich muss nämlich unbedingt mit ihr reden."
    „Wenn sie hier ist, könnte es durchaus sein, dass sie im Great House ihre Ruhe haben und niemanden sehen will."
    „Great House?" wiederholte Dougal etwas verständnislos und merkte, wie das Mädchen ihr Plaid tiefer ins Gesicht zog. Zwar konnte er dadurch ihren Gesichtsausdruck nicht mehr erkennen, aber er spürte, dass sie ihn scharf und durchaus nicht wohlwollend musterte.
    „Clachan Mor ist das Landhaus der Baroness. Das Haus heißt so, weil es das größte Steinhaus auf der Insel ist", erklärte Norrie, während er dem Rauch aus seiner Pfeife nachschaute. „Vielleicht können Sie ihr eine Nachricht schicken."
    „Briefe habe ich der Baroness genug geschrieben. Wenn sie nach Caransay kommt, muss ich persönlich mit ihr sprechen und ihr unser Bauwerk zeigen."
    „Die Baroness mag hier keine Fremden." Norrie sah ihn strafend an. „Sie haben nicht ihre Erlaubnis, unseren Strand und unseren Hafen zu nutzen. Wir wissen genau, wie Sie sich dieses Recht erworben haben." Unwillig, so als habe Stewart ihn enttäuscht, schüttelte Norrie den Kopf.
    „So ist nun mal das Geschäft. Ich habe keine andere Wahl", versuchte Dougal zu erklären und wunderte sich zugleich, wieso ihm so sehr daran gelegen war, das Vertrauen des alten Mannes zu gewinnen.
    „Nun ja, wenn die Baroness in Clachan Mor ist, dann wird man ihr ausrichten, dass Sie mit ihr sprechen möchten." Norrie straffte die Schultern und wies mit seiner Pfeife auf den Felsen im Meer. „Wenn Sie Lady Strathlin für sich gewinnen wollen, dann suchen Sie nach einem anderen Felsen, auf dem Sie Ihren Leuchtturm bauen. Sie ist gegen den Bau dort, weil er ihre Privatsphäre stört und weil der Ort gefährlich ist."
    „Sehr gefährlich. Dort sind die Stürme rau und die Wellen riesig", ergänzte Margaret.
    „Ja, Miss, das habe ich bereits erfahren", antwortete Dougal leise und beobachtete sie dabei. „Raue, gefährliche Stürme und Wellen, so hoch, das sie über den Felsen schlagen." Er sah, dass Trotz und Ärger in ihren Augen aufblitzten.
    Aha, dachte er, sie ist es also wirklich.
    Spät in der Nacht verließ Dougal die Unterkunft, da er keinen Schlaf finden konnte. Der Mond stand hell am Firmament. Auf den Hebriden wurde der Himmel nachts manchmal bis kurz vor Sonnenaufgang nicht richtig dunkel. Die Hände tief in den Taschen vergraben, wanderte Dougal über die Machair, ein mit Wildblumen übersätes Grasland, das sich jenseits der Dünen über die Insel erstreckte. Er grübelte über ein kompliziertes Konstruktionsproblem nach. Rechteckige Steinblöcke, ein jeder mehrere Tonnen schwer, mussten so präzise behauen werden, dass sie in die runde Fundamentgrube passten. Er hatte Diagramme mit den exakten Maßen gezeichnet, aber jeder Block musste vor Ort noch von Hand bearbeitet und dann passgenau in die Grube eingefügt werden, um so eine größtmögliche Festigkeit zwischen den Steinen zu gewährleisten. Auf die Arbeit der Handwerker war Verlass, nur seine eigenen Berechnungen mussten so akkurat wie möglich sein. Manchmal half ihm ein ausgedehnter Spaziergang bei der Lösung seines Problems.
    Er blieb stehen und blickte über das Meer. Heute Nacht waren seine Gedanken so ruhelos wie die Wellen, die im Mondlicht glänzten. Es waren nicht nur die Granitblöcke, über die er grübelte, sondern auch Margaret MacNeill. Irgendwann musste er über seinen Papieren eingeschlafen sein. Im Traum hatte sie ihn zärtlich umarmt und mit heißen, leidenschaftlichen Küssen getröstet. Noch bevor er sich bei ihr entschuldigen konnte, hatte sie ihm ins Ohr geflüstert, dass sie ihm vergebe, und ihn gebeten, ihr zu verzeihen. Liebste, du hast nichts falsch gemacht. Ein höchst beunruhigender Traum. Schwitzend und erregt war er aufgeschreckt, war unsäglich wütend über sich selbst aufgesprungen, hatte die Jacke vom Haken gerissen und war nach draußen gelaufen, um sich in der frischen Luft von den quälenden Fantasien zu befreien.
    Pausenlos schlugen die Wellen an den Strand, rollten über den Sand, zogen sich wieder zurück, in einem beruhigenden und doch so berauschenden Rhythmus. Hellgrün schimmerte das Mondlicht durch die hohen Wellenberge, die silbrigen Schaumkronen sahen aus wie die stolzen Köpfe und Brüste weißer Hengste.
    Da sind deine Seerösser, dachte er.
    Als er vor sieben Jahren diese Kreaturen gesehen

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