Im Bann der Versuchung
gekommen ist und sich weigert, wieder zu verschwinden", widersprach Margaret, während sie den Schinken auf drei Teller verteilte. Dann kratzte sie die verkohlten Haferkuchen sauber und bestrich sie mit Butter.
„Weshalb küsst du ihn dann oben auf dem Hügel?" wollte Elga wissen.
Margaret schwieg.
„Er mag eine menschliche Gestalt angenommen haben", fuhr Elga fort, „und auf dem Felsen da draußen arbeiten, aber wir wissen doch, was er wirklich will. Der Kelpie und seine Leute sind seit jeher Herrscher des Riffs, und unsere Insel steht unter ihrem Schutz. Jetzt akzeptieren sie das Geschenk einer Jungfrau und erfüllen die alte Übereinkunft. Das weißt du doch, Mädchen. Und nun will ich endlich meinen Tee."
Thora goss Tee in die Becher und fügte für Elga und sich selbst Zucker und Milch hinzu. Margaret stellte die Teller mit dem Frühstück auf den Tisch und setzte sich.
Eine Weile beobachtete sie die kleine Anna, die begeistert ihren Haferbrei löffelte. Dann schaute sie verstohlen durch den großen Raum zur Schlafkammertür, hinter der Iain noch in seinem Kastenbett schlief. Sie dachte an Norrie und Fergus, die schon mit den Fischerbooten hinausgefahren waren. Fergus hatte verlauten lassen, dass er sich vielleicht Stewarts Mannschaft anschließen wolle, um zusätzlich etwas Bargeld zu verdienen.
Eigentlich hätten sie beide nicht so hart arbeiten müssen, denn Margaret hatte ihnen angeboten, ihr Leben lang für sie zu sorgen. Aber die Männer erlaubten ihr nicht, für alles zu zahlen.
Die Familie hatte sich auch geweigert, mit ihr in das Clachan Mor mit seinen großen, behaglichen Zimmern zu ziehen. Das Crofterhaus wäre groß genug, hatten sie alle behauptet, und. Norrie und Fergus hatten darauf hingewiesen, dass es zudem näher zu Innish Harbour läge. Drei geräumige Bereiche für Kochen, Wohnen und Schlafen waren unter einem Dach zusammengefasst. Im Hof hinter dem Haus stand ein Stall für Kühe, Ziegen und Hühner. Nachdem Margaret die Erbschaft gemacht hatte, hatte sie darauf bestanden, das Anwesen zu renovieren, auszubauen und neu zu möblieren. Für Norrie hatte sie ein neues Boot und weitere Netze gekauft und die übrige Verwandtschaft sowie die Pächter mit allem versorgt, was sie benötigten.
„Hast du Mr. Stooar", Thora meinte Mr. Stewart, „gesagt, dass er Caransay verlassen soll?"
„Habe ich, aber ohne Erfolg. Er wird bleiben und seine Mannschaft auch", erklärte Margaret.
„ Each-Uisge", sagte Elga, die an dem etwas zu kross gebackenen Schinken kaute. „Seerösser! Alle! Vor allem dieser Anführer. Ein Prinz der See. Reitet des Nachts über die Wellen."
„Ich war gerade draußen. Ich habe ihn nicht reiten sehen", erwiderte Margaret.
„Warum will er wohl gerade auf dem großen Felsen seinen Turm bauen? Was meinst du? Weil der Fels den Seerössern gehört, seit den Zeiten des Nebels, als der erste Each-Uisge aus dem Meer auftauchte, die Gestalt eines stattlichen Mannes annahm und mit Fhionn MacCumhaill kämpfte. Er hat den Handel mit Fhionn geschlossen. Die Leute durften die Insel behalten, er bekam den Felsen und alle hundert Jahre eine Braut von Caransay."
„Ach, das sind alles richtige Männer. Keine Seerösser", wiederholte Margaret.
„Ja, das sagst du jetzt, wo du eine feine Lady bist, mit Kisten voller Gold, einem Schloss und Dienern", antwortete Elga. „Vor Jahren, als dein Herz noch rein und dein Leben einfach war, da hast du noch anders gesprochen."
„Hast du ihm gesagt, wer du bist?" fragte Thora.
„Dass sie vor sieben Jahren seine Braut war?"
„Ich glaube, er weiß es", sagte Thora. „Ich war gestern am Hafen, als er unsere Margaret zum ersten Mal sah. So wie er sie anschaute, weiß er, wer sie ist. Sein Blick hat es mir verraten."
Erneut spürte Margaret, wie ihre Wangen rot wurden. „Ach, er weiß gar nichts."
„Weiß er von seinem Sohn?" fragte Elga.
„Pst!" Margaret schaute zur geschlossenen Tür der Schlafkammer, hinter der Iain noch schlief. „Er weiß gar nichts. Er weiß nicht einmal, dass ich Lady Strathlin bin."
„Gut", entgegnete Thora. „Das muss er auch nicht erfahren, solange du auf der Insel bist."
„Doch, ich werde es ihm sagen", meinte Margaret. „Ich warte nur auf den passenden Zeitpunkt."
„Du verheimlichst uns etwas", nörgelte Elga.
Ja, ich muss etwas vor ihnen verheimlichen, dachte Margaret. Die schmerzliche Wahrheit über das üble Spiel, das dieser Mann damals mit ihr gespielt hatte.
„Wer auch immer er sein mag,
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