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Im Bann der Versuchung

Im Bann der Versuchung

Titel: Im Bann der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan King
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Fischer werden", erwiderte Dougal. Der Junge nickte begeistert.
    „Könnte er schon. Aber sie will aus ihm einen gebildeten Burschen machen. Sie hat schon Lehrer für ihn eingestellt, obwohl er noch so klein ist. Er bekommt Unterricht, wenn sie in Clachan Mor ist."
    „Meinen Sie seine Cousine, die Baroness?" Dougal sah aufs Meer. Die mysteriöse Lady war bis zum Kinn ins Wasser getaucht. Der große schwarze Strohhut verdeckte immer noch ihr Gesicht.
    „ Die Baroness will auch einen Lehrer für seine kleine Schwester Anna einstellen, wenn sie größer ist", erklärte Thora, während Dougal neben ihr durch den Sand ging. Mutter Elga mit dem blonden Kleinkind auf der Hüfte folgte ihnen. „Weshalb so viel Unterricht?" nörgelte Thora. „Wenn sie älter werden, dann wollen sie nicht mehr auf der Insel bleiben. Das weiß sie doch. Das Leben auf Caransay ist gut, seit die Baroness alle unsere Schulden bezahlt hat. Wir fangen Fisch und Hummer, sammeln Seetang und die Eier der Seevögel. Wir leben gut davon. Wir müssen uns um nichts mehr sorgen, außer um das Wetter; das kann allerdings immer noch ganz schön tückisch sein."
    „Tückisch", wiederholte Mutter Elga. „Sind Sie schon mal im Sturm draußen gewesen, Mr. Stooar?"
    „Schon oft!" erwiderte er. „Es muss schön sein, immer so nahe am Wasser zu leben. Das möchte ich auch gerne. Die Insel ist wirklich ein kleines Paradies."
    „Sie mögen Caransay", sagte Mutter Elga. „Und Sie lieben das Meer."
    „Aye, sehr. Schon als Kind habe ich das Meer geliebt. Ich konnte schwimmen wie ein Fisch."
    „So, so", entgegnete Mutter Elga in einem Ton, als sei dies eine bedeutende Information gewesen. Sie setzte das Baby von einer Hüfte auf die andere.
    Dougal streckte die Arme aus. „Soll ich das Kind tragen?" bot er sich an.
    „Nein", lehnte Thora brüsk ab und wechselte bedeutungsvolle Blicke mit ihrer Schwiegermutter.
    Mutter Elga sah ihn böse an. „Unsere Babys bekommen Sie nicht."
    Dougal war verwirrt. Hatte er die beiden verletzt? Gab es auf der Insel ein Tabu? War es den Männern verboten, Kinder zu tragen? Kaum vorstellbar, denn er hatte viele Väter gesehen, die ihren. Nachwuchs hüteten. Vielleicht hatten sie ihn auch missverstanden, obwohl die beiden Frauen recht gut englisch sprachen.
    Thora setzte den Jungen am Rand des Wassers ab. „Geh zu Margaret", befahl sie streng. „Sofort! Keine Widerworte! "
    Dougal schaute aufs Meer. Im leichten Wellengang schien der Kopf der anderen Dame unter ihrem Strohhut wie eine Boje auf der Wasseroberfläche zu schaukeln. „Was denken Sie, ob die Baroness wohl etwas Zeit für mich hätte?" fragte er.
    „Sie dürfen sie nicht stören", antwortete Thora. „Sie ist eine richtige Lady. Es wäre ihr sehr unangenehm, wenn Sie sie in ihrem Badekostüm ansprechen würden."
    „ Nein, jetzt nicht", bestärkte Mutter Elga ihre Schwiegertochter, trat nahe an Dougal heran, studierte sein Gesicht und drückte den ausgestreckten Zeigefinger fest auf seinen Arm. Dougal ließ die alte Frau gewähren, aber er hatte ein beklommenes Gefühl.
    „Vielleicht kann ich sie später einmal in Clachan Mor besuchen", wandte er sich wieder an Thora.
    „O nein, nicht in Clachan Mor. Dort will sie keinen Besuch haben. Sie dürfen die Baroness nicht belästigen, Sir."
    „Geh zurück auf deinen Felsen, Wassermann. Sie wird dich schon rufen, wenn sie bereit ist. Wir reden mit ihr." Während Elga sprach, sah sie ihn in ihrer seltsamen Art prüfend an, ging langsam um ihn herum und unterzog dann seine Füße einer genauen Betrachtung.
    Dougal hatte sich mit ihr herumgedreht, während sie ihn umkreiste. „Hm, danke. Vielleicht sind Sie so freundlich, für mich eine Einladung zu erbitten", schlug er vor. „Richten Sie der Baroness aus, dass ich nicht das Scheusal bin, für das Sie mich hält."
    Elga fragte ihre Schwiegertochter etwas in Gälisch. Thora antwortete ihr, und Elga grinste. „Kelpie", sagte sie und zeigte auf Dougal. „Kein Scheusal."
    Dougal war nun vollends überzeugt, dass die alte Frau nicht ganz richtig im Kopf war.
    „Wir werden uns bemühen, Sir", versicherte Thora. „Warten Sie es ab."
    „Danke.” Dougal war sich nicht sicher, wem sie helfen wollten - ihm oder der Baroness, ihn abzuwimmeln.
    Jetzt sah er, dass Margaret langsam zurück zu ihrem Platz auf der Decke ging. Hinter ihr tauchte wie ein kleiner schwarzer Wal die Frau aus dem Wasser auf und bewegte sich zum Strand. „Seltsam", sagte Dougal nachdenklich. „Ich

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