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Im Bann der Versuchung

Im Bann der Versuchung

Titel: Im Bann der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan King
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feuchten Sand.
    „Die ist aber schön", bewunderte sie die zerbrochene Trompetenschnecke, bevor er sie in sein Eimerchen fallen ließ.
    „Die musst du in dein Buch malen, Cousine Meg."
    „Mach ich! " Sie zog das braune Lederbüchlein aus ihrer Rocktasche und legte es auf eine Felskante.
    „Hallo, Mr. Stooar! " rief Iain.
    Margaret drehte sich mit klopfendem Herzen um. „Guten Tag, Sir", grüßte sie steif.
    „Guten Tag, Miss MacNeill." Heute trug er einen dunkelgrauen Anzug mit einer blauen Brokatweste und einem schwarzen Halstuch. In der Hand hielt er einen Bowler und machte den Eindruck, als wollte er einen Besuch abstatten. „Hast du diese Muscheln alle selbst gesammelt", fragte er Iain lächelnd.
    „Aye! Schauen Sie! " Der Junge stellte sein Eimerchen auf den Fels, gab Dougal ein paar winzige Krabben und freute sich, als eine von ihnen versuchte zu fliehen.
    „Ach, ich denke, diesem Kerlchen sollten wir eine Chance geben", meinte Dougal und setzte die Krabbe an den Rand des Wassers. „Lauf zu deiner Familie, kleiner Mann." Begeistert entließ Iain auch die anderen Krabben zurück in die Freiheit.
    Margaret hatte wie angewurzelt am selben Fleck verharrt und fasziniert zugeschaut. Doch als Stewart sich nun dicht neben ihren nackten Zehen die Hände im Wasser abspülte, ließ sie so erschrocken ihren Rock fallen, dass der Saum nass wurde.
    Weshalb bin ich so verlegen, fragte sie sich. Was ihren Körper anbetraf, da gab es kein Geheimnis, der Mann hatte sie schon völlig nackt gesehen. Sie wurde blutrot, als sie zu ihm aufschaute, denn in seinen klaren graugrünen Augen las sie, dass auch er sich an jedes Detail jener Nacht erinnerte. Das Gesicht unter der breiten Krempe des Strohhuts verborgen, zog sie sich wieder auf den Fels zurück. „Weshalb sind Sie auf diese Seite der Insel gekommen, Sir?" fragte sie ein wenig ruppig, während sie sich setzte und dabei schamhaft die nackten Beine und Füße unter dem weiten Rock versteckte. „Um Krabben zu retten?"
    „Nun, ich bin froh, wenn ich mich wenigstens ein bisschen nützlich machen kann, auch wenn es nur die Krabben von Caransay sind, die mir dankbar sein werden."
    Sie warf ihm einen säuerlichen Blick zu.
    „Nein, um ehrlich zu sein, ich wollte an diesem schönen Tag einen Spaziergang machen", sagte er, bückte sich, hob eine Muschel auf und zeigte sie Iain.
    „Aha. Um wieder über ein Problem zu rätseln?" erkundigte sie sich kratzbürstig, obwohl sie doch eigentlich ganz kühl hatte bleiben wollen. Aber allein sein Anblick ließ ihr Herz schneller schlagen. Ich muss mich von diesem Mann fern halten, dachte sie verärgert.
    „In den vergangenen Tagen war ich ständig auf dem Riff. Zu meiner Freude habe ich aber nun festgestellt, dass Lady Strathlin sich inzwischen auf Caransay aufhält."
    „Hm." Als interessiere sie das überhaupt nicht, beschäftigte Margaret sich intensiv damit, das Wasser aus ihrem Rocksaum zu wringen.
    „Ich hoffe, sie wird mir bald erlauben, dass ich sie besuche." Er blickte aufs Wasser, wo sich Mrs. Berry von den sanften Wellen treiben ließ. „Der Zeitpunkt heute ist wohl nicht sehr glücklich gewählt."
    Iain kicherte. „Er hat sie gefunden, nicht wahr, Cousine Meg?"
    Margaret blickte ihren Sohn an. „Schau mal, Iain, das Loch, das du da gegraben hast, füllt sich ganz schnell wieder mit Wasser. Du solltest aufpassen."
    Der Junge rannte davon, drehte sich aber noch einmal um und fragte: „Darf ich ins Wasser, Meg?"
    „Ja, aber nur bis zu den Knien, nicht weiter." Iain nickte. Obwohl Margaret wusste, dass die beiden alten Frauen und auch Mrs. Berry immer ein Auge auf den Jungen hatten, setzte sie sich so, dass sie ihn selbst auch beobachten konnte.
    „Meg?" fragte Dougal so leise und zärtlich, dass ihr eine Gänsehaut über den Rücken lief. „Rechtschaffen und hübsch - der Name passt zu Ihnen. Ich mag ihn."
    Rechtschaffen! Sie spürte, dass sie rot vor Scham wurde. Am liebsten hätte sie ihm die Wahrheit erzählt, aber es fehlten ihr die passenden Worte. Doch er hatte Recht, von Natur aus war sie ehrlich - bis das Leben und die Gesellschaft ihr die Falle gestellt hatten, das Geheimnis von ihrem Sohn und einer einzigen Nacht der Liebe hüten zu müssen.
    Oh, sie hasste Lügen! Ja, sie hasste sich sogar selbst dafür, dass sie einen Teil ihres Lebens von Lügen regieren ließ und sich deshalb wertlos, verletzlich und traurig fühlte. Wie gerne hätte sie ihm die Wahrheit gestanden. Aber wenn, dann sollte es die ganze

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