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Im Bann der Versuchung

Im Bann der Versuchung

Titel: Im Bann der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan King
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Teppich lief. Sein Haar muss wieder zu einem ordentlichen Pagenkopf geschnitten werden, dachte sie, während sie ihm lächelnd die dichten goldblonden Strähnen aus der Stirn strich, um in seine großen seegrünen Augen zu sehen. Die Augen seines Vaters.
    Immer wenn sie Iain sah, bekam sie Herzklopfen vor Freude und Sehnsucht. Die Liebe zu diesem Kind war manchmal so überwältigend, dass sie sich fragte, woher sie damals die Kraft genommen hatte, ihn am Tag seiner Geburt der Fürsorge ihres Cousins Fergus und seiner lieben Frau zu überlassen.
    „Berry meint, wir können zum Strand gehen", sagte Iain auf Gälisch.
    „Englisch, mein Lieber! " mahnte Margaret ihn.
    Er nickte. „Ich habe Berry die Übungen in Englisch vorgelesen. Sie fand es schön ... ähm ... gut."
    „Ausgezeichnet, Iain." Margaret lächelte der vollbusigen Frau zu, die hinter dem Kind den Raum betreten hatte. „Mrs. Berry und ich nehmen dich mit zum Strand. Großmutter Thora und Mutter Elga haben versprochen, auch zu kommen. Sie wollen sogar die kleine Anna mitbringen."
    „Master Iain war heute sehr gut", sagte Mrs. Berry. „Sprechen und Lesen kann er schon recht gut. Rechnen und Schreiben, das braucht noch etwas, aber das wird kommen. Er hat ein sehr schönes Seeungetüm gezeichnet. Ich habe direkt Angst bekommen." Sie faltete die Hände über ihrem fülligen Bauch, der unter dem üblichen schwarzen Kleid steckte. Ihre blauen Augen strahlten gütig.
    Elspeth Berry war Margarets Gouvernante gewesen und hatte sie unterrichtet, wenn sie in den Wintermonaten im Schloss ihres Großvaters untergebracht worden war. Vom ersten Moment an hatte Margaret das unbeschwerte Lachen und die praktische, freundliche Art der Gouvernante gemocht. Sie war Witwe und eine entfernte Verwandte von Margarets verstorbener Mutter.
    „Gut, mein Junge", sagte Margaret. „Vergiss nicht, einen Eimer mitzunehmen, damit du Strandschnecken und Muscheln sammeln kannst. Wenn du ein paar schöne findest, mache ich eine Zeichnung davon in meinem Skizzenbuch. Berry will vielleicht auch ein bisschen im Wasser planschen. Das Wetter lädt heute ja richtig dazu ein." Sie lächelte Mrs. Berry aufmunternd zu.
    „Gerne. Ich hole nur noch mein Badekostüm. Und Sie vergessen bitte diesmal nicht Ihren Strohhut und die Mandelölcreme. Nicht, dass Sie uns mit nussbrauner Haut nach Edinburgh zurückkehren! Die Surrie", sie meinte Soiree, „ist bereits in ein paar Wochen."
    „Ich weiß, Mrs. Berry. Iain, lauf zu Mrs. Hendry und bitte sie, uns einen kleinen Picknickkorb für den Strand zu packen.” Margaret hatte den Satz noch nicht beendet, da stürzte der Junge schon zur Tür.
    „Langsam gehen, Master Iain. Nicht rennen!" mahnte Mrs. Berry.
    Der Junge blieb stehen, die Türklinke in der Hand. „Ich werde Mrs. Hendry bitten, uns ein paar Käsesand... ähm ...wischer zu machen." Er blickte zu Mrs. Berry, die gutmütig nickte. „Komm, Berry, schnell! "
    Mit einem „Aye, Sir! " eilte sie hinter ihm her.
    Wieder allein, stützte Margaret die Ellbogen auf den Tisch und barg das Gesicht in den Händen. Seit Jahren hatte sie kein Geheimnis mehr gehütet als Iains Geburt. Nur diejenigen, die in der Nacht seiner Geburt im Crofterhaus auf Camus nan Fraoch dabei gewesen waren, wussten, dass sie Iains Mutter war.
    Angela Shaw und Mrs. Berry hatten sofort vermutet, dass die junge Baroness ein Kind hatte, das nach der Geburt zu Pflegeeltern gegeben worden war. Sie hatten aber nie nach dem Vater gefragt, und so ließ Margaret sie in dem Glauben, er sei ein Fischer, den sie gekannt hatte, bevor sie Lord Strathlins Vermögen erbte. Sie vertraute Angela und Mrs. Berry und war sich sicher, dass ihr Geheimnis bei den beiden gut aufgehoben war.
    Aber Dougal Robertson Stewart - dem konnte sie nicht trauen.
    Sie blinzelte ein paar Mal, um die Tränen zu vertreiben. Sie wollte Iain nicht verlieren. Wenn Stewart von dem Jungen erfuhr, dann könnte er die kurze Liebesaffäre bekannt machen und ihr den Sohn wegnehmen.
    Stewart konnte ihr Leben zerstören. Ohne ihren Sohn konnte sie nicht leben - und doch tat sie es und litt vor Einsamkeit und Sehnsucht, Gefühle, an die sie sich in all den Jahren gewöhnt hatte. Sei auf der Hut! hatte Elga geantwortet, als sie ihr gestan den hatte, dass sie ein Kind erwarte: Eines Tages wird der Each-Uisge nach Caransay zurückkommen, um seinen Sohn und seine Braut zu holen und sie mit sich in die Tiefe des Meeres nehmen.
    Der Kelpie ist weniger gefährlich als dieser Mann aus

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