Im Bann der Versuchung
gut, mehr wünschte er sich nicht - obwohl der Gedanke, dass sie einen anderen geküsst hatte, ihm keine Ruhe ließ.
„Es ist schon spät, Iain. Du solltest längst im Bett sein", sagte sie und schaute sich suchend um. „Wo ist denn Fergus?"
„Bei Peigi. Ihm ist es egal, wann ich schlafen gehe. Klein Anna ist auch noch wach. Ich will so lange aufbleiben wie alle anderen."
„Es ist doch sein Fest", ergriff Dougal Partei für den Jungen. „Genau!" Iain sah ihn dankbar an.
Margaret schüttelte den Kopf. „Er wird morgen beim Unterricht müde sein."
„Unterricht?" fragte Dougal verwundert.
„Berry gibt mir Unterricht im Great House. Englisch, Lesen und Rechnen", erklärte Iain stolz. „Ich bin schon ganz gut."
„Die Baroness unterrichtet ihn?" Dougal war verblüfft.
„Mrs. Berry ...", begann Margaret und verwirrte ihn mit dieser Antwort noch mehr. „Ach, mein Großvater will eine Rede halten", fügte sie schnell hinzu, als Iain etwas sagen wollte, und gab Dougal einen leichten Schubs. „Nun gehen Sie schon."
Norrie winkte Dougal, zum Feuer zu kommen. Dann legte der alte Mann die Fiedel beiseite, langte nach einem Glas goldbraunen Whiskey und nahm einen tiefen Zug. Danach hielt er eine Rede auf Gälisch. Da Dougal nicht alles verstehen konnte, war er froh, dass Margaret sich dicht neben ihn stellte und ihm leise Norries Worte übersetzte.
„Als Mr. Stewart nach Caransay kam", wechselte der Großvater nach einiger Zeit ins Englische, „waren wir anfänglich weder von ihm und seinen Arbeitern noch von dem Leuchtturm begeistert."
Dougal bemerkte, dass Margaret dunkelrot wurde.
„Aber nun sind wir alle der Meinung, dass Mr. Stewart ein guter und tapferer Mann ist", fuhr Norrie fort. „Er hat unseren kleinen Iain gerettet. Dabei hat er einen Hai vertrieben, auch wenn es nur ein Beinhai war", fügte er leicht ironisch hinzu. „Ich finde, er ist unserem großen Helden Fhionn MacCumhaill ebenbürtig! Er ist so kräftig wie jeder Kelpie, wie jeder Selkie im Meer, er ist ein mutiger Mann, ein Held, ein Zauberer!" Norrie grinste breit, stieg auf einen Schemel und hob sein Glas „Auf Mr. Stewart - einen großen Toast!,"
Jeder, der ein Glas oder eine Tasse in der Hand hielt, sang und machte begeistert mit, erst in Gälisch und dann in Englisch:
Hoch, hoch die Gläser
und runter die Gläser,
zu dir das Glas,
zu mir das Glas.
Auf dein Wohl, mein Freund!
Und ex!
Sie brüllten im Chor und tranken ihre Gläser bis zur Neige. Zum Schluss warf Norrie sein Glas ins Feuer, und alle klatschten stürmisch Beifall. Dougal hievte Iain auf seine Schultern, und der Kleine griff glücklich jubelnd an den Deckenbalken.
„Aye, freu dich, mein kleiner Freund! Das ist dein Fest", rief Dougal, der sich nach Margaret umdrehte. Ihr glückliches Lächeln, vermischt mit der seltsamen Trauer in ihrem Blick, ließ ihn einen Moment lang alles um ihn herum vergessen.
„Danke, Mr. Stewart", sagte sie mit zitternder Stimme, „dass Sie Iain gerettet haben."
„Keine Ursache, Miss MacNeill!"
Norrie hielt noch eine weitere Rede - diesmal aber in Gälisch - und wieder klatschte die Menge am Ende enthusiastisch Beifall und stieß jubelnd mit den Gläsern an.
„Was hat er gesagt?" fragte Dougal.
Margaret errötete. „Ach, das war nur ein Trinkspruch auf mich."
„Auf unsere Margaret!" übersetzte Angus, der neben ihnen stand. „Die schönste Lady mit dem größten Herzen auf den Inneren Hebriden. Sie verdient alles Glück auf Erden!"
„Ein großes Kompliment."
„Ach, Großvater hat schon ein halbes Fässchen Whiskey intus", wehrte sie Dougals Worte ab. „Wenn sein Fiedelspiel wild und schön wird und er nach dem großen Toast verlangt, dann hat der Alkohol sein Herz zum Überlaufen gebracht."
„Whiskey oder nicht - Ihr Großvater hat auf jeden Fall Recht", sagte Dougal. „Sie ist ein recht hübsches Mädchen, unsere Meg MacNeill." Und leise, dass nur sie es hören konnte, fuhr er fort: „Und mutig! Hätte Mackenzie Sie nicht zurückgehalten, dann hätten Sie den Jungen bestimmt selbst gerettet ... und auch den Hai vertrieben."
Der Blick aus ihren schönen Augen war so ernst und traurig, dass es ihn fast schmerzte. „Niemals hätte ich zugelassen, dass die See ihn bekommt", sagte sie aufbrausend.
„Iain sollte schwimmen lernen. Ich habe mich schon einmal angeboten, es ihm beizubringen. Vielleicht wird sein Vater es nun erlauben, wenn ich mit ihm rede."
„Sein Vater ..." Margaret
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