Im Bann der Versuchung
einsam und sicher, dass ich nie wieder eine so gute Partnerin finden würde. Aber dann tauchten Sie auf, wie ein Licht im Dunkeln. Großzügig boten Sie mir Ihre Freundschaft an. Meine liebe Baroness, auch wenn wir schon immer gute Bekannte waren, so haben Sie doch im vergangenen Jahr eine große Bedeutung in meinem Leben bekommen."
„Ich war stets sehr dankbar für Ihre Ratschläge, Sir Frederick. Als mir mein Großvater das Erbe hinterließ, fühlte ich mich sehr ... einsam und ratlos. Damals brauchte auch ich gute Freunde. Sie haben mir Ihren Rat als Vorstandsmitglied der Bank gegeben, Sie und Ihre Gattin waren hilfreich, mich in neue gesellschaftliche Kreise einzuführen. Sie haben mir vieles leichter gemacht in den ersten Jahren nach meiner Erbschaft. Deshalb war ich glücklich, Ihnen etwas zurückgeben zu dürfen, als Sie in Not waren."
„Sehr in Not. Aber die schöne Lady Strathlin kam zu meiner Rettung. Ich bin so glücklich ... Margaret, ich kann meiner Freude kaum Ausdruck verleihen ... dass Sie einwilligen, meine Frau zu werden."
Margaret starrte ihn erschrocken an. „Sir, ich habe niemals ..."
Er lächelte. „Ach, zieren Sie sich doch nicht. Das passt nicht zu Ihnen. Ich bin viele Jahre älter als Sie, meine Liebe, deshalb erlauben Sie mir die Ermahnung. Koketterie gehört sich nicht für eine Frau Ihres Standes und Ihrer gesellschaftlichen Bedeutung."
Margaret trat einen Schritt zurück. „Sir Frederick, ich habe nicht eingewilligt, Ihre Frau zu werden."
„Oho, ein Temperamentsausbruch!" Er lächelte immer noch. „Ich habe Sie gefragt, ob Sie mich heiraten wollen ... zweimal, soweit ich mich erinnere, und Sie haben zugestimmt ... in einem Brief."
„Sir, wenn Sie den Brief genau gelesen haben, dann wissen Sie, dass ich Ihren Antrag abgelehnt habe."
,,Mein lieber Sir Frederick, haben Sie geschrieben, Ihre Zuneigung ehrt mich, und ebenso bin ich geehrt, Ihre Frau zu werden."
„Ich habe gesagt, dass es eine Ehre wäre, Ihre Frau zu werden..."
„Also doch!"
,,... dass es eine Ehre wäre, Ihre Frau zu werden, dass es mir aber leider nicht möglich ist. Haben Sie meinen Brief vollständig gelesen?"
„Nun hören Sie doch auf. Weibliche Tricks sind mir zur Genüge bekannt."
„Ich habe Ihren Antrag damals abgelehnt. Und ich lehne ihn auch heute ab. Es tut mir Leid, dass Sie das nicht verstehen wollen. Und noch eines. Ich möchte Sie bitten, nicht zu verbreiten, dass wir verlobt sind. Das ist nicht wahr."
„Noch nicht wahr", erwiderte er aufgeräumt.
„Es ist nicht wahr, und es, wird nie wahr werden."
„Noch nicht wahr", wiederholte er stur. „Sagen Sie, dieser Junge da drüben ...", er drehte sich um und zeigte auf Iain, der einen kleinen Sandberg, den er zuvor aufgehäuft hatte, wieder zerstörte, „ ... ist das Ihr Sohn?"
Margaret wurde kreidebleich; fassungslos starrte sie ihn an. „Mein ... was?"
„Ihr Sohn. Er sieht Ihnen sehr ähnlich. Ich weiß doch, dass Sie einen Sohn haben."
„Wie bitte? ... Wer erzählt denn so etwas?"
„Kommen Sie, gehen wir ein Stück." Er nahm ihre Hand und legte sie auf seine Armbeuge. Zu Tode erschrocken ließ Margaret ihn gewähren und folgte ihm. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
„Vor ein paar Jahren bin ich einem Mann begegnet", begann er. „Ein netter Kerl, besonders wenn er ein Glas über den Durst getrunken hatte. Er ist Arzt und erzählte mir bei einem guten Glas Whiskey, dass Lady Strathlin, kurz nachdem sie ihre Erbschaft gemacht hatte, seine Patientin war. Wie gesagt, er war ein netter Kerl, aber der arme Mann hatte finanzielle Schwierigkeiten", fuhr er lächelnd fort. „Nun gut, er sagte, dass er die Lady einige Male besucht habe. Und können Sie sich vorstellen, was er mir dann erzählt hat, Margaret?" Er blieb stehen und drückte ihre Hand so fest auf seinen Arm, dass sie die harten, sehnigen Muskeln unter der Jacke fühlen konnte.
„Was ... hat er erzählt?" Sie wusste es. Sie konnte sich an den Arzt erinnern, der sie ein paar Mal besucht hatte. In den ersten Monaten ihrer Schwangerschaft hatte sie fast täglich unter Übelkeit und Schwindelanfällen gelitten, obwohl sie tapfer versucht hatte, es zu verbergen. Angela Shaw hatte ihn kommen lassen. Dieser Arzt, ein älterer Mann mit fettigem Haar, hatte sie viel sagend angeschaut und freundlich darauf hingewiesen, dass sie sich in einem weiblichen Zustand befände, den er aus Gründen des Anstandes nicht näher benennen könne. Und dann hatte er erklärt, ihre neue
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